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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
wissenschaftlichen Namen nur wenige Arbeiten von grösserem Werthe
zu Gebote.*) So war ich denn auch hier grösstentheils auf eigene
Beobachtungen und die von mir auf meinen Reisen angelegten Holz-
sammlungen angewiesen, sowie auf eine Sammlung Längsschnitte von
50 Holzarten, welche das Naimushio (Ministerium des Innern) in Paris
1878 ausgestellt hatte und die später auf mich überging.

Die lange Dauer der kälteren Jahreszeit beschränkt die Vege-
tationsperiode der meisten Gewächse in Yezo auf 5, im mittleren Ja-
pan auf 6 und im südlichen auf 7 Monate des Jahres. Sie unterbricht
auch das Wachsthum aller Holzgewächse, selbst der immergrünen.
Dieselben zeigen daher, wie dies in allen Ländern mit niedrigen
Wintertemperaturen und einem regelmässig wiederkehrenden Still-
stand des Wachsthums vorkommt, deutliche Jahresringe. Aus gleichem
Grunde fehlen schwere Hölzer, wie die Tropen so viele aufweisen,
fast vollständig. Bei aller sonstigen Verschiedenheit der zahlreichen
japanischen Arten schwankt das specifische Gewicht zwischen 0,191
für Kiri (Paulownia imperialis) und 0,960 für Tsuge (Buxus japonica
J. Müller).**) Zu den schweren und härteren japanischen Hölzern
zählen, ausser Bux, noch Yusu (Distylium racemosum), die Hölzer ver-
schiedener Ternströmiaceen (Camellia, Theestrauch, Stuartia und an-
dere), der Sarusuberi (Lagerströmia indica), verschiedener Prunus-
Arten und der zahlreichen Eichen, deren specifische Gewichte meist
zwischen 0,750 und 0,850 liegen.

Verschiedene der geschätztesten Holzgewächse Japans erreichen
erstaunliche Dimensionen. Solche Riesen finden wir jedoch fast nie im
Walde selbst, sondern meist in der Nähe der Ortschaften, in den Höfen

*) Thunberg gab in der Vorrede zu seiner Flora japonica 1784 das erste Ver-
zeichniss japanischer Nutzhölzer. Seiner Anordnung folgte v. Siebold in der schon
oft citierten Arbeit Synopsis Plantarum Oeconomicarum Universi Regni Japonici.
Batavia 1830, worin er als Ligna maxime quaesita 39 Species anführt. Viel werth-
voller sind folgende Arbeiten über den Gegenstand:
1) Preliminary Catalogue of the Japanese Kinds of Woods, by Dr. Geerts.
Transactions As. Soc. of Japan. Vol. IV, pg. 1--26. -- 134 Arten.
2) Experiments upon the Strength of Japanese Woods, by R. H. Smith.
ibid. pg. 27--28.
3) Les Essences forestieres du Japon par Dupont. Paris 1879.
4) Nippon Juboku-shi. Abhandlungen von 100 japan. Holzgewächsen mit
Längs- und Querschnitten. Herausgegeben vom geogr. Dept.
**) R. H. Smith gibt als specifisches Gewicht für Bux nur 0,839 an, dagegen
für Paulownia 0,329 und für Kashi (Quercus dentata Thunb.) 1,017. Hier liegen
ohne Zweifel Irrthümer vor, denn das Buxbaumholz des südlichen Japan fällt
ebenso durch seine Schwere vor allen andern Hölzern auf, wie Kiri durch seine
Leichtigkeit.

6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
wissenschaftlichen Namen nur wenige Arbeiten von grösserem Werthe
zu Gebote.*) So war ich denn auch hier grösstentheils auf eigene
Beobachtungen und die von mir auf meinen Reisen angelegten Holz-
sammlungen angewiesen, sowie auf eine Sammlung Längsschnitte von
50 Holzarten, welche das Naimushio (Ministerium des Innern) in Paris
1878 ausgestellt hatte und die später auf mich überging.

Die lange Dauer der kälteren Jahreszeit beschränkt die Vege-
tationsperiode der meisten Gewächse in Yezo auf 5, im mittleren Ja-
pan auf 6 und im südlichen auf 7 Monate des Jahres. Sie unterbricht
auch das Wachsthum aller Holzgewächse, selbst der immergrünen.
Dieselben zeigen daher, wie dies in allen Ländern mit niedrigen
Wintertemperaturen und einem regelmässig wiederkehrenden Still-
stand des Wachsthums vorkommt, deutliche Jahresringe. Aus gleichem
Grunde fehlen schwere Hölzer, wie die Tropen so viele aufweisen,
fast vollständig. Bei aller sonstigen Verschiedenheit der zahlreichen
japanischen Arten schwankt das specifische Gewicht zwischen 0,191
für Kiri (Paulownia imperialis) und 0,960 für Tsuge (Buxus japonica
J. Müller).**) Zu den schweren und härteren japanischen Hölzern
zählen, ausser Bux, noch Yusu (Distylium racemosum), die Hölzer ver-
schiedener Ternströmiaceen (Camellia, Theestrauch, Stuartia und an-
dere), der Sarusuberi (Lagerströmia indica), verschiedener Prunus-
Arten und der zahlreichen Eichen, deren specifische Gewichte meist
zwischen 0,750 und 0,850 liegen.

Verschiedene der geschätztesten Holzgewächse Japans erreichen
erstaunliche Dimensionen. Solche Riesen finden wir jedoch fast nie im
Walde selbst, sondern meist in der Nähe der Ortschaften, in den Höfen

*) Thunberg gab in der Vorrede zu seiner Flora japonica 1784 das erste Ver-
zeichniss japanischer Nutzhölzer. Seiner Anordnung folgte v. Siebold in der schon
oft citierten Arbeit Synopsis Plantarum Oeconomicarum Universi Regni Japonici.
Batavia 1830, worin er als Ligna maxime quaesita 39 Species anführt. Viel werth-
voller sind folgende Arbeiten über den Gegenstand:
1) Preliminary Catalogue of the Japanese Kinds of Woods, by Dr. Geerts.
Transactions As. Soc. of Japan. Vol. IV, pg. 1—26. — 134 Arten.
2) Experiments upon the Strength of Japanese Woods, by R. H. Smith.
ibid. pg. 27—28.
3) Les Essences forestières du Japon par Dupont. Paris 1879.
4) Nippon Juboku-shi. Abhandlungen von 100 japan. Holzgewächsen mit
Längs- und Querschnitten. Herausgegeben vom geogr. Dept.
**) R. H. Smith gibt als specifisches Gewicht für Bux nur 0,839 an, dagegen
für Paulownia 0,329 und für Kashi (Quercus dentata Thunb.) 1,017. Hier liegen
ohne Zweifel Irrthümer vor, denn das Buxbaumholz des südlichen Japan fällt
ebenso durch seine Schwere vor allen andern Hölzern auf, wie Kiri durch seine
Leichtigkeit.
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[267/0291] 6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc. wissenschaftlichen Namen nur wenige Arbeiten von grösserem Werthe zu Gebote. *) So war ich denn auch hier grösstentheils auf eigene Beobachtungen und die von mir auf meinen Reisen angelegten Holz- sammlungen angewiesen, sowie auf eine Sammlung Längsschnitte von 50 Holzarten, welche das Naimushio (Ministerium des Innern) in Paris 1878 ausgestellt hatte und die später auf mich überging. Die lange Dauer der kälteren Jahreszeit beschränkt die Vege- tationsperiode der meisten Gewächse in Yezo auf 5, im mittleren Ja- pan auf 6 und im südlichen auf 7 Monate des Jahres. Sie unterbricht auch das Wachsthum aller Holzgewächse, selbst der immergrünen. Dieselben zeigen daher, wie dies in allen Ländern mit niedrigen Wintertemperaturen und einem regelmässig wiederkehrenden Still- stand des Wachsthums vorkommt, deutliche Jahresringe. Aus gleichem Grunde fehlen schwere Hölzer, wie die Tropen so viele aufweisen, fast vollständig. Bei aller sonstigen Verschiedenheit der zahlreichen japanischen Arten schwankt das specifische Gewicht zwischen 0,191 für Kiri (Paulownia imperialis) und 0,960 für Tsuge (Buxus japonica J. Müller). **) Zu den schweren und härteren japanischen Hölzern zählen, ausser Bux, noch Yusu (Distylium racemosum), die Hölzer ver- schiedener Ternströmiaceen (Camellia, Theestrauch, Stuartia und an- dere), der Sarusuberi (Lagerströmia indica), verschiedener Prunus- Arten und der zahlreichen Eichen, deren specifische Gewichte meist zwischen 0,750 und 0,850 liegen. Verschiedene der geschätztesten Holzgewächse Japans erreichen erstaunliche Dimensionen. Solche Riesen finden wir jedoch fast nie im Walde selbst, sondern meist in der Nähe der Ortschaften, in den Höfen *) Thunberg gab in der Vorrede zu seiner Flora japonica 1784 das erste Ver- zeichniss japanischer Nutzhölzer. Seiner Anordnung folgte v. Siebold in der schon oft citierten Arbeit Synopsis Plantarum Oeconomicarum Universi Regni Japonici. Batavia 1830, worin er als Ligna maxime quaesita 39 Species anführt. Viel werth- voller sind folgende Arbeiten über den Gegenstand: 1) Preliminary Catalogue of the Japanese Kinds of Woods, by Dr. Geerts. Transactions As. Soc. of Japan. Vol. IV, pg. 1—26. — 134 Arten. 2) Experiments upon the Strength of Japanese Woods, by R. H. Smith. ibid. pg. 27—28. 3) Les Essences forestières du Japon par Dupont. Paris 1879. 4) Nippon Juboku-shi. Abhandlungen von 100 japan. Holzgewächsen mit Längs- und Querschnitten. Herausgegeben vom geogr. Dept. **) R. H. Smith gibt als specifisches Gewicht für Bux nur 0,839 an, dagegen für Paulownia 0,329 und für Kashi (Quercus dentata Thunb.) 1,017. Hier liegen ohne Zweifel Irrthümer vor, denn das Buxbaumholz des südlichen Japan fällt ebenso durch seine Schwere vor allen andern Hölzern auf, wie Kiri durch seine Leichtigkeit.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/291>, abgerufen am 27.04.2024.