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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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1. Münzen, Maasse und Gewichte.
Mengen Kupfer und wurden im Verkehr dem Abnehmer vorgewogen
und nach einem festen Werthsatz berechnet.

Ein besonderes Interesse knüpft sich an die älteren Goldmünzen,
von denen die grösseren ovale Tafeln bildeten, welche unter den Na-
men O-ban, Ko-ban und Nibu-ban bekannt sind, während die
kleineren die Rechteckform der silbernen Shau und Bu hatten. Ein
Oban sollte ungefähr 44 Mon-me (sprich Momme), wiegen und 10 Rio
= 40 Momme reines Gold enthalten, der Koban den 10. Teil dieses
Gewichtes und Goldgehaltes besitzen und der Ni-bu-ban den 20. Teil.

Thatsächlich sind aber die betreffenden Münzen aus den verschie-
denen Perioden des Shogunats der Tokugawa im Gewicht, Goldgehalt
und Werth ausserordentlich ungleich, dermaassen, dass z. B. ein Oban
aus der Periode Keicho (1596--1614 n. Ch.) 67,2 % Gold und nur
29,4 % Silber enthielt und bei einem Gewicht von 44,059 Momme
75 Yen werth war, der nahezu gleich schwere (sein Gewicht ist
43,95 Momme) Genroku-O-ban (Oban aus der Periode Genroku
1695--1716 n. Ch.) bei 52,11 % Gold und 44,84 % Silber nur 59,27 Yen
werth ist und der 30 Momme schwere Ansei-O-ban aus der Zeit von
1859--1862 auf 34,35 % Gold sogar 63,92 % Silber enthält und einen
Werth von nur 28,266 Yen aufweist, entsprechend 41,46 Yen für das
nämliche Gewicht von 44 Momme. Ähnlich verhielten sich die Ko-
ban
aus verschiedenen Nengo. Ihr Gewicht schwankte zwischen 4,73
Momme und 2,293 Momme, ihr Goldgehalt zwischen 86,7 % und
55,94 %, ihr Werth zwischen 10,115 Yen und 1,30 Yen.

Um die mit dem Golde fast immer verbundenen grösseren Mengen
Silber zu entfernen, bedienten sich die Japaner früher stets des Koch-
salzes, mit dem sie die bei der Verhüttung der Erze gewonnene Le-
gierung längere Zeit zusammenschmolzen. Das so gereinigte Gold
nannten sie Yaki-kin, d. h. "gebranntes" oder "geröstetes Gold" (siehe
pg. 434, 435). Es entspricht etwa unserm Dukatengold. Da man an-
nahm, dass ein O-ban aus solchem Yaki-kin aus 44 Momme reinem
Golde bestehe, so schrieb man mit schwarzer glänzender Lackfarbe
die Zahl 44 darauf und betrachtete sie als Standarte oder Vergleichs-
einheit für die silberreicheren Oban, welche mit den auf 44 folgenden
Zahlen neben dem bezüglichen Nengo derart bezeichnet wurden, dass
z. B. die Zahl 45 einen Goldgehalt von 44 Teilen auf einen Teil Silber
anzeigte, die Zahl 46 einen Gehalt von 44 Teilen Gold und 2 Teilen
Silber andeutete u. s. f.

Auffallend ist das Missverhältniss des Goldwerthes gegenüber dem
Werthe des Silbers in Japan während der langen Dauer seiner Ab-
geschlossenheit. Nach einer Verordnung des Nobunaga gegen die

1. Münzen, Maasse und Gewichte.
Mengen Kupfer und wurden im Verkehr dem Abnehmer vorgewogen
und nach einem festen Werthsatz berechnet.

Ein besonderes Interesse knüpft sich an die älteren Goldmünzen,
von denen die grösseren ovale Tafeln bildeten, welche unter den Na-
men Ô-ban, Ko-ban und Nibu-ban bekannt sind, während die
kleineren die Rechteckform der silbernen Shû und Bu hatten. Ein
Ôban sollte ungefähr 44 Mon-me (sprich Momme), wiegen und 10 Riô
= 40 Momme reines Gold enthalten, der Koban den 10. Teil dieses
Gewichtes und Goldgehaltes besitzen und der Ni-bu-ban den 20. Teil.

Thatsächlich sind aber die betreffenden Münzen aus den verschie-
denen Perioden des Shôgunats der Tokugawa im Gewicht, Goldgehalt
und Werth ausserordentlich ungleich, dermaassen, dass z. B. ein Ôban
aus der Periode Keichô (1596—1614 n. Ch.) 67,2 % Gold und nur
29,4 % Silber enthielt und bei einem Gewicht von 44,059 Momme
75 Yen werth war, der nahezu gleich schwere (sein Gewicht ist
43,95 Momme) Genroku-Ô-ban (Ôban aus der Periode Genroku
1695—1716 n. Ch.) bei 52,11 % Gold und 44,84 % Silber nur 59,27 Yen
werth ist und der 30 Momme schwere Ansei-Ô-ban aus der Zeit von
1859—1862 auf 34,35 % Gold sogar 63,92 % Silber enthält und einen
Werth von nur 28,266 Yen aufweist, entsprechend 41,46 Yen für das
nämliche Gewicht von 44 Momme. Ähnlich verhielten sich die Ko-
ban
aus verschiedenen Nengô. Ihr Gewicht schwankte zwischen 4,73
Momme und 2,293 Momme, ihr Goldgehalt zwischen 86,7 % und
55,94 %, ihr Werth zwischen 10,115 Yen und 1,30 Yen.

Um die mit dem Golde fast immer verbundenen grösseren Mengen
Silber zu entfernen, bedienten sich die Japaner früher stets des Koch-
salzes, mit dem sie die bei der Verhüttung der Erze gewonnene Le-
gierung längere Zeit zusammenschmolzen. Das so gereinigte Gold
nannten sie Yaki-kin, d. h. »gebranntes« oder »geröstetes Gold« (siehe
pg. 434, 435). Es entspricht etwa unserm Dukatengold. Da man an-
nahm, dass ein Ô-ban aus solchem Yaki-kin aus 44 Momme reinem
Golde bestehe, so schrieb man mit schwarzer glänzender Lackfarbe
die Zahl 44 darauf und betrachtete sie als Standarte oder Vergleichs-
einheit für die silberreicheren Ôban, welche mit den auf 44 folgenden
Zahlen neben dem bezüglichen Nengô derart bezeichnet wurden, dass
z. B. die Zahl 45 einen Goldgehalt von 44 Teilen auf einen Teil Silber
anzeigte, die Zahl 46 einen Gehalt von 44 Teilen Gold und 2 Teilen
Silber andeutete u. s. f.

Auffallend ist das Missverhältniss des Goldwerthes gegenüber dem
Werthe des Silbers in Japan während der langen Dauer seiner Ab-
geschlossenheit. Nach einer Verordnung des Nobunaga gegen die

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[599/0659] 1. Münzen, Maasse und Gewichte. Mengen Kupfer und wurden im Verkehr dem Abnehmer vorgewogen und nach einem festen Werthsatz berechnet. Ein besonderes Interesse knüpft sich an die älteren Goldmünzen, von denen die grösseren ovale Tafeln bildeten, welche unter den Na- men Ô-ban, Ko-ban und Nibu-ban bekannt sind, während die kleineren die Rechteckform der silbernen Shû und Bu hatten. Ein Ôban sollte ungefähr 44 Mon-me (sprich Momme), wiegen und 10 Riô = 40 Momme reines Gold enthalten, der Koban den 10. Teil dieses Gewichtes und Goldgehaltes besitzen und der Ni-bu-ban den 20. Teil. Thatsächlich sind aber die betreffenden Münzen aus den verschie- denen Perioden des Shôgunats der Tokugawa im Gewicht, Goldgehalt und Werth ausserordentlich ungleich, dermaassen, dass z. B. ein Ôban aus der Periode Keichô (1596—1614 n. Ch.) 67,2 % Gold und nur 29,4 % Silber enthielt und bei einem Gewicht von 44,059 Momme 75 Yen werth war, der nahezu gleich schwere (sein Gewicht ist 43,95 Momme) Genroku-Ô-ban (Ôban aus der Periode Genroku 1695—1716 n. Ch.) bei 52,11 % Gold und 44,84 % Silber nur 59,27 Yen werth ist und der 30 Momme schwere Ansei-Ô-ban aus der Zeit von 1859—1862 auf 34,35 % Gold sogar 63,92 % Silber enthält und einen Werth von nur 28,266 Yen aufweist, entsprechend 41,46 Yen für das nämliche Gewicht von 44 Momme. Ähnlich verhielten sich die Ko- ban aus verschiedenen Nengô. Ihr Gewicht schwankte zwischen 4,73 Momme und 2,293 Momme, ihr Goldgehalt zwischen 86,7 % und 55,94 %, ihr Werth zwischen 10,115 Yen und 1,30 Yen. Um die mit dem Golde fast immer verbundenen grösseren Mengen Silber zu entfernen, bedienten sich die Japaner früher stets des Koch- salzes, mit dem sie die bei der Verhüttung der Erze gewonnene Le- gierung längere Zeit zusammenschmolzen. Das so gereinigte Gold nannten sie Yaki-kin, d. h. »gebranntes« oder »geröstetes Gold« (siehe pg. 434, 435). Es entspricht etwa unserm Dukatengold. Da man an- nahm, dass ein Ô-ban aus solchem Yaki-kin aus 44 Momme reinem Golde bestehe, so schrieb man mit schwarzer glänzender Lackfarbe die Zahl 44 darauf und betrachtete sie als Standarte oder Vergleichs- einheit für die silberreicheren Ôban, welche mit den auf 44 folgenden Zahlen neben dem bezüglichen Nengô derart bezeichnet wurden, dass z. B. die Zahl 45 einen Goldgehalt von 44 Teilen auf einen Teil Silber anzeigte, die Zahl 46 einen Gehalt von 44 Teilen Gold und 2 Teilen Silber andeutete u. s. f. Auffallend ist das Missverhältniss des Goldwerthes gegenüber dem Werthe des Silbers in Japan während der langen Dauer seiner Ab- geschlossenheit. Nach einer Verordnung des Nobunaga gegen die

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/659>, abgerufen am 26.04.2024.