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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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chenden Gnade: wie auch daß der Glaube/ Hoffnung / und Liebe seye eine eingegossene in der Seelen beharrende qualität? freylich nirgend nach Zeugnüß eures Adami Burghaber Theol. polem. controv. 28. Wo wars vor den Zeiten des Concilii zu Florentz und Trident ein Glaubens-Articul daß die Ehe seye ein Sacrament? auch nirgend nach Zeugnüß eures Durandi de Sacram. zu geschweigen die verdammliche Satzungen des Concilii zu Costnitz und Trident/ so das klare Wort GOttes gäntzlich umstossen. Ja wan wird einsmahls Hoffnung seyn/ daß die immerwährende Neuerungen der päbstischen Kirchen werden ihre Endschafft erreichen/ indem der Pabst mit seinen Conciliis noch heutiges Tages nach Gutbedüncken neue Glaubens-Articulen seiner Kirchen auffbürden kan? Ist demnach eine beständige und unveränderliche Glaubens-form in der also genannten uhralten/ aber in der That aller-jüngften päbstischen Kirchen eben so wenig zu hoffen / als eine beständige Gestalt zu hoffen ist von dem veränderlichen Mohn/ so lang er seinen Glantz von der beweglichen Sonnen (gleichwie die päbstische Kirch vom Pabst und dessen Conciliis, und nicht von dem festen und unwanckelbahren Wort GOttes) entlehnen wird.

VI. Spricht doch S. Paulus Rom. 10. v. 14. Wie sollen sie hören ohne Prediger? Item daselbst v. 17. Der Glaube kommt aus dem Hören/ das Hören aber durch das Wort GOttes. So muß man ja anhören die Concilia, und nach deren Worten und Ausspruch die Glaubens-Warheiten abmessen.

Antwort. S. Paulus redet von den Propheten und Aposteln/ daß nemlich ihre Glaubens-Warheiten bestehen in dem/ was sie von Gott gehört haben: diese aber von Gott geoffenbahrte Glaubens-Warheiten könne man nicht wissen ohne das Wort Gottes oder Verkündigung der Aposteln im Nahmen und Ansehen Christi. Nun aber was die Aposteln im Nahmen Christi haben als nohtwendig zur Seligkeit verkündiget/ solches ist alles schrifftlich verfasset/ daß man der päbstischen Concilien gar wohl entrahten kan.

Das neundte Capitel.

Von der Form und Manier der Päbstischen Concilien und ihrem Ansehen.

DIe Päbstische Concilia werden also eingerichtet. Erstlich werden auf gegebene Ordre und Veranstaltung des Pabstes die zweyspaltige puncten fürgenommen und zu deren Erörterung vom Pabst gefordert unterschiedliche Gattungen der Menschen/ wie dis ausführlich beschreibt Gaspar Cordillus ein Papist d. 7. de conc. Trid. Zu der ersten Gattung gehören die päbstischen Theologen oder Gotts-Gelehrten/ welche nach Zeugnüß Adami Burghaber controv. XXXIII. die zweiffelhafftige Articulen müssen embsig durchsuchen/ und mit disputiren allerley Einwürff gegen einander ausfechten/ wie in politischen Sachen und Gerichts-Händeln die also genannte Referenten die streitige Sachen pflegen fürzutragen. Zum zweyten werden zu den päbstischen Concilien gefordert die Cardinäl/ Ertz-Bischöffe / Bischöffe/ Ordens-Generalen/ Prälaten &c. welche durch ihren scharff-sichtigen Verstand aus diesen unterschiedenen Meinungen der Theologen müssen das Urtheil fällen / und daraus in ihrem klugen Gehirn die quintessence der göttlichen Warheit distilliren. Zum dritten wird ein Uberschlag gemacht der mehrsten Stimmen derer/ so mit einhelliger Meinung einer Partey beypflichten /

chenden Gnade: wie auch daß der Glaube/ Hoffnung / und Liebe seye eine eingegossene in der Seelen beharrende qualität? freylich nirgend nach Zeugnüß eures Adami Burghaber Theol. polem. controv. 28. Wo wars vor den Zeiten des Concilii zu Florentz und Trident ein Glaubens-Articul daß die Ehe seye ein Sacrament? auch nirgend nach Zeugnüß eures Durandi de Sacram. zu geschweigen die verdammliche Satzungen des Concilii zu Costnitz und Trident/ so das klare Wort GOttes gäntzlich umstossen. Ja wan wird einsmahls Hoffnung seyn/ daß die immerwährende Neuerungen der päbstischen Kirchen werden ihre Endschafft erreichen/ indem der Pabst mit seinen Conciliis noch heutiges Tages nach Gutbedüncken neue Glaubens-Articulen seiner Kirchen auffbürden kan? Ist demnach eine beständige und unveränderliche Glaubens-form in der also genannten uhralten/ aber in der That aller-jüngften päbstischen Kirchen eben so wenig zu hoffen / als eine beständige Gestalt zu hoffen ist von dem veränderlichen Mohn/ so lang er seinen Glantz von der beweglichen Sonnen (gleichwie die päbstische Kirch vom Pabst und dessen Conciliis, und nicht von dem festen und unwanckelbahren Wort GOttes) entlehnen wird.

VI. Spricht doch S. Paulus Rom. 10. v. 14. Wie sollen sie hören ohne Prediger? Item daselbst v. 17. Der Glaube kommt aus dem Hören/ das Hören aber durch das Wort GOttes. So muß man ja anhören die Concilia, und nach deren Worten und Ausspruch die Glaubens-Warheiten abmessen.

Antwort. S. Paulus redet von den Propheten und Aposteln/ daß nemlich ihre Glaubens-Warheiten bestehen in dem/ was sie von Gott gehört haben: diese aber von Gott geoffenbahrte Glaubens-Warheiten könne man nicht wissen ohne das Wort Gottes oder Verkündigung der Aposteln im Nahmen und Ansehen Christi. Nun aber was die Aposteln im Nahmen Christi haben als nohtwendig zur Seligkeit verkündiget/ solches ist alles schrifftlich verfasset/ daß man der päbstischen Concilien gar wohl entrahten kan.

Das neundte Capitel.

Von der Form und Manier der Päbstischen Concilien und ihrem Ansehen.

DIe Päbstische Concilia werden also eingerichtet. Erstlich werden auf gegebene Ordre und Veranstaltung des Pabstes die zweyspaltige puncten fürgenommen und zu deren Erörterung vom Pabst gefordert unterschiedliche Gattungen der Menschen/ wie dis ausführlich beschreibt Gaspar Cordillus ein Papist d. 7. de conc. Trid. Zu der ersten Gattung gehören die päbstischen Theologen oder Gotts-Gelehrten/ welche nach Zeugnüß Adami Burghaber controv. XXXIII. die zweiffelhafftige Articulen müssen embsig durchsuchen/ und mit disputiren allerley Einwürff gegen einander ausfechten/ wie in politischen Sachen und Gerichts-Händeln die also genannte Referenten die streitige Sachen pflegen fürzutragen. Zum zweyten werden zu den päbstischen Concilien gefordert die Cardinäl/ Ertz-Bischöffe / Bischöffe/ Ordens-Generalen/ Prälaten &c. welche durch ihren scharff-sichtigen Verstand aus diesen unterschiedenen Meinungen der Theologen müssen das Urtheil fällen / und daraus in ihrem klugen Gehirn die quintessence der göttlichen Warheit distilliren. Zum dritten wird ein Uberschlag gemacht der mehrsten Stimmen derer/ so mit einhelliger Meinung einer Partey beypflichten /

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        <p>VI. Spricht doch S. Paulus Rom. 10. v. 14. Wie sollen sie hören ohne Prediger? Item            daselbst v. 17. Der Glaube kommt aus dem Hören/ das Hören aber durch das Wort GOttes. So            muß man ja anhören die Concilia, und nach deren Worten und Ausspruch die            Glaubens-Warheiten abmessen.</p>
        <p>Antwort. S. Paulus redet von den Propheten und Aposteln/ daß nemlich ihre            Glaubens-Warheiten bestehen in dem/ was sie von Gott gehört haben: diese aber von Gott            geoffenbahrte Glaubens-Warheiten könne man nicht wissen ohne das Wort Gottes oder            Verkündigung der Aposteln im Nahmen und Ansehen Christi. Nun aber was die Aposteln im            Nahmen Christi haben als nohtwendig zur Seligkeit verkündiget/ solches ist alles            schrifftlich verfasset/ daß man der päbstischen Concilien gar wohl entrahten kan.</p>
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[125/0145] chenden Gnade: wie auch daß der Glaube/ Hoffnung / und Liebe seye eine eingegossene in der Seelen beharrende qualität? freylich nirgend nach Zeugnüß eures Adami Burghaber Theol. polem. controv. 28. Wo wars vor den Zeiten des Concilii zu Florentz und Trident ein Glaubens-Articul daß die Ehe seye ein Sacrament? auch nirgend nach Zeugnüß eures Durandi de Sacram. zu geschweigen die verdammliche Satzungen des Concilii zu Costnitz und Trident/ so das klare Wort GOttes gäntzlich umstossen. Ja wan wird einsmahls Hoffnung seyn/ daß die immerwährende Neuerungen der päbstischen Kirchen werden ihre Endschafft erreichen/ indem der Pabst mit seinen Conciliis noch heutiges Tages nach Gutbedüncken neue Glaubens-Articulen seiner Kirchen auffbürden kan? Ist demnach eine beständige und unveränderliche Glaubens-form in der also genannten uhralten/ aber in der That aller-jüngften päbstischen Kirchen eben so wenig zu hoffen / als eine beständige Gestalt zu hoffen ist von dem veränderlichen Mohn/ so lang er seinen Glantz von der beweglichen Sonnen (gleichwie die päbstische Kirch vom Pabst und dessen Conciliis, und nicht von dem festen und unwanckelbahren Wort GOttes) entlehnen wird. VI. Spricht doch S. Paulus Rom. 10. v. 14. Wie sollen sie hören ohne Prediger? Item daselbst v. 17. Der Glaube kommt aus dem Hören/ das Hören aber durch das Wort GOttes. So muß man ja anhören die Concilia, und nach deren Worten und Ausspruch die Glaubens-Warheiten abmessen. Antwort. S. Paulus redet von den Propheten und Aposteln/ daß nemlich ihre Glaubens-Warheiten bestehen in dem/ was sie von Gott gehört haben: diese aber von Gott geoffenbahrte Glaubens-Warheiten könne man nicht wissen ohne das Wort Gottes oder Verkündigung der Aposteln im Nahmen und Ansehen Christi. Nun aber was die Aposteln im Nahmen Christi haben als nohtwendig zur Seligkeit verkündiget/ solches ist alles schrifftlich verfasset/ daß man der päbstischen Concilien gar wohl entrahten kan. Das neundte Capitel. Von der Form und Manier der Päbstischen Concilien und ihrem Ansehen. DIe Päbstische Concilia werden also eingerichtet. Erstlich werden auf gegebene Ordre und Veranstaltung des Pabstes die zweyspaltige puncten fürgenommen und zu deren Erörterung vom Pabst gefordert unterschiedliche Gattungen der Menschen/ wie dis ausführlich beschreibt Gaspar Cordillus ein Papist d. 7. de conc. Trid. Zu der ersten Gattung gehören die päbstischen Theologen oder Gotts-Gelehrten/ welche nach Zeugnüß Adami Burghaber controv. XXXIII. die zweiffelhafftige Articulen müssen embsig durchsuchen/ und mit disputiren allerley Einwürff gegen einander ausfechten/ wie in politischen Sachen und Gerichts-Händeln die also genannte Referenten die streitige Sachen pflegen fürzutragen. Zum zweyten werden zu den päbstischen Concilien gefordert die Cardinäl/ Ertz-Bischöffe / Bischöffe/ Ordens-Generalen/ Prälaten &c. welche durch ihren scharff-sichtigen Verstand aus diesen unterschiedenen Meinungen der Theologen müssen das Urtheil fällen / und daraus in ihrem klugen Gehirn die quintessence der göttlichen Warheit distilliren. Zum dritten wird ein Uberschlag gemacht der mehrsten Stimmen derer/ so mit einhelliger Meinung einer Partey beypflichten /

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/145>, abgerufen am 26.04.2024.