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[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

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Grete. Ey! es hat immer drauf gestanden/ daß
ihm die spitzige Feder hat sollen verschnitten
werden/ und stehet auch noch drauff.
Courag. So ein Mensch/ der eines andern seine
Ehre abschneiden will/ und ist selbst hinten
und forne mit Peche besudelt/ der ist nicht
werth/ daß ihn der Erdboden trägt.
Gret. Er würde dir ein schönes Supplic gemacht
haben.
Courag. Ich dancke meinen GOtt/ daß ich den-
selben Fleckschreiber nicht habe von nöthen
gehabt/ denn wenn mir der Kerl meinen
Herrn mit unbescheidenen Worten ange-
griffen hätte/ und ich hätte hernach das
Ding dem Könige übergeben/ ich wüste
nicht/ was ich ihm gethan hätte.
Grete. Ach! es sind ihm wegen seiner anzügli-
chen Injurien halber in diesem Jahre wol ü-
ber 20. Rthlr. Straffe zuerkandt worden.
Cour. Ey du magst mir der rechte Advocate seyn.
Grete. In einer benachbarten Stadt nicht weit
von hier/ so hat er sich schon in 2. Jahren nicht
sehen lassen dürffen/ wenn er sich da blicken
läst/ so nimmt ihn der Rath daselbst gleich
in Arrest.
Courag. Was hat er denn da gethan?
Grete. Nach seiner gewöhnlichen Art/ soll er
auch nichts als lauter Schmäh-Worte in
einer daselbst eingegebenen Klage-Schrifft
gebraucht haben/ weswegen ihm 10. Rthlr.
Straffe zuerkant worden/ und dieselben hat
er noch nicht abgetragen.

Courage.
H 2
Grete. Ey! es hat immer drauf geſtanden/ daß
ihm die ſpitzige Feder hat ſollen verſchnitten
werden/ und ſtehet auch noch drauff.
Courag. So ein Menſch/ der eines andern ſeine
Ehre abſchneiden will/ und iſt ſelbſt hinten
und forne mit Peche beſudelt/ der iſt nicht
werth/ daß ihn der Erdboden traͤgt.
Gret. Er wuͤrde dir ein ſchoͤnes Supplic gemacht
haben.
Courag. Ich dancke meinen GOtt/ daß ich den-
ſelben Fleckſchreiber nicht habe von noͤthen
gehabt/ denn wenn mir der Kerl meinen
Herrn mit unbeſcheidenen Worten ange-
griffen haͤtte/ und ich haͤtte hernach das
Ding dem Koͤnige uͤbergeben/ ich wuͤſte
nicht/ was ich ihm gethan haͤtte.
Grete. Ach! es ſind ihm wegen ſeiner anzuͤgli-
chen Injurien halber in dieſem Jahre wol uͤ-
ber 20. Rthlr. Straffe zuerkandt worden.
Cour. Ey du magſt mir der rechte Advocate ſeyn.
Grete. In einer benachbarten Stadt nicht weit
von hieꝛ/ ſo hat eꝛ ſich ſchon in 2. Jahren nicht
ſehen laſſen duͤrffen/ wenn er ſich da blicken
laͤſt/ ſo nimmt ihn deꝛ Rath daſelbſt gleich
in Arreſt.
Courag. Was hat er denn da gethan?
Grete. Nach ſeiner gewoͤhnlichen Art/ ſoll er
auch nichts als lauter Schmaͤh-Worte in
einer daſelbſt eingegebenen Klage-Schrifft
gebraucht haben/ weswegen ihm 10. Rthlr.
Straffe zuerkant worden/ und dieſelben hat
er noch nicht abgetragen.

Courage.
H 2
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[115/0126] Grete. Ey! es hat immer drauf geſtanden/ daß ihm die ſpitzige Feder hat ſollen verſchnitten werden/ und ſtehet auch noch drauff. Courag. So ein Menſch/ der eines andern ſeine Ehre abſchneiden will/ und iſt ſelbſt hinten und forne mit Peche beſudelt/ der iſt nicht werth/ daß ihn der Erdboden traͤgt. Gret. Er wuͤrde dir ein ſchoͤnes Supplic gemacht haben. Courag. Ich dancke meinen GOtt/ daß ich den- ſelben Fleckſchreiber nicht habe von noͤthen gehabt/ denn wenn mir der Kerl meinen Herrn mit unbeſcheidenen Worten ange- griffen haͤtte/ und ich haͤtte hernach das Ding dem Koͤnige uͤbergeben/ ich wuͤſte nicht/ was ich ihm gethan haͤtte. Grete. Ach! es ſind ihm wegen ſeiner anzuͤgli- chen Injurien halber in dieſem Jahre wol uͤ- ber 20. Rthlr. Straffe zuerkandt worden. Cour. Ey du magſt mir der rechte Advocate ſeyn. Grete. In einer benachbarten Stadt nicht weit von hieꝛ/ ſo hat eꝛ ſich ſchon in 2. Jahren nicht ſehen laſſen duͤrffen/ wenn er ſich da blicken laͤſt/ ſo nimmt ihn deꝛ Rath daſelbſt gleich in Arreſt. Courag. Was hat er denn da gethan? Grete. Nach ſeiner gewoͤhnlichen Art/ ſoll er auch nichts als lauter Schmaͤh-Worte in einer daſelbſt eingegebenen Klage-Schrifft gebraucht haben/ weswegen ihm 10. Rthlr. Straffe zuerkant worden/ und dieſelben hat er noch nicht abgetragen. Courage. H 2

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Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/126>, abgerufen am 26.04.2024.