Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Jch war nicht willens, ihr hierinn gefällig
zu seyn. Weil ich mir aber nicht einbildete, daß
sie auf diese Zumuthung, mit ihnen nach London
zu fahren, bestehen würde: so antwortete ich dar-
auf nicht.

Hier muß ich meine ermüdete Feder nieder-
legen.

O Angedenken! O herznagendes Angeden-
ken! Wie sehr quälet es mich!



Der ein und zwanzigste Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

Mitten unter jenen angenehmen Unterredun-
gen kam die Kutsche vor die Thür. Die
falsche Lady Elisabeth bat mich, sie zu ihrer Ba-
se Leeson zu begleiten. Jch bat um Entschuldi-
gung: aber hatte dabey keinen Argwohn. Sie
wollte es sich nicht abschlagen lassen. Wie glück-
lich würde ein Besuch, mit einer so gefälligen
Herablassung an meiner Seite, ihre Base Leeson
machen! - - Jhre Base Leeson wäre meiner
Bekanntschaft nicht unwürdig: und würde es
für die größte Gewogenheit von der Welt an-
sehen.

Jch schützte meine Kleidung vor. Allein die
Einwendung ward nicht angenommen. Sie be-

stellte


Jch war nicht willens, ihr hierinn gefaͤllig
zu ſeyn. Weil ich mir aber nicht einbildete, daß
ſie auf dieſe Zumuthung, mit ihnen nach London
zu fahren, beſtehen wuͤrde: ſo antwortete ich dar-
auf nicht.

Hier muß ich meine ermuͤdete Feder nieder-
legen.

O Angedenken! O herznagendes Angeden-
ken! Wie ſehr quaͤlet es mich!



Der ein und zwanzigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

Mitten unter jenen angenehmen Unterredun-
gen kam die Kutſche vor die Thuͤr. Die
falſche Lady Eliſabeth bat mich, ſie zu ihrer Ba-
ſe Leeſon zu begleiten. Jch bat um Entſchuldi-
gung: aber hatte dabey keinen Argwohn. Sie
wollte es ſich nicht abſchlagen laſſen. Wie gluͤck-
lich wuͤrde ein Beſuch, mit einer ſo gefaͤlligen
Herablaſſung an meiner Seite, ihre Baſe Leeſon
machen! ‒ ‒ Jhre Baſe Leeſon waͤre meiner
Bekanntſchaft nicht unwuͤrdig: und wuͤrde es
fuͤr die groͤßte Gewogenheit von der Welt an-
ſehen.

Jch ſchuͤtzte meine Kleidung vor. Allein die
Einwendung ward nicht angenommen. Sie be-

ſtellte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0126" n="120"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch war nicht willens, ihr hierinn gefa&#x0364;llig<lb/>
zu &#x017F;eyn. Weil ich mir aber nicht einbildete, daß<lb/>
&#x017F;ie auf die&#x017F;e Zumuthung, mit ihnen nach London<lb/>
zu fahren, be&#x017F;tehen wu&#x0364;rde: &#x017F;o antwortete ich dar-<lb/>
auf nicht.</p><lb/>
          <p>Hier muß ich meine ermu&#x0364;dete Feder nieder-<lb/>
legen.</p><lb/>
          <p>O Angedenken! O herznagendes Angeden-<lb/>
ken! Wie &#x017F;ehr qua&#x0364;let es mich!</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der ein und zwanzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Fra&#x0364;ulein<lb/>
Howe.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>itten unter jenen angenehmen Unterredun-<lb/>
gen kam die Kut&#x017F;che vor die Thu&#x0364;r. Die<lb/>
fal&#x017F;che Lady Eli&#x017F;abeth bat mich, &#x017F;ie zu ihrer Ba-<lb/>
&#x017F;e Lee&#x017F;on zu begleiten. Jch bat um Ent&#x017F;chuldi-<lb/>
gung: aber hatte dabey keinen Argwohn. Sie<lb/>
wollte es &#x017F;ich nicht ab&#x017F;chlagen la&#x017F;&#x017F;en. Wie glu&#x0364;ck-<lb/>
lich wu&#x0364;rde ein Be&#x017F;uch, mit einer &#x017F;o gefa&#x0364;lligen<lb/>
Herabla&#x017F;&#x017F;ung an meiner Seite, ihre Ba&#x017F;e Lee&#x017F;on<lb/>
machen! &#x2012; &#x2012; Jhre Ba&#x017F;e Lee&#x017F;on wa&#x0364;re meiner<lb/>
Bekannt&#x017F;chaft nicht unwu&#x0364;rdig: und wu&#x0364;rde es<lb/>
fu&#x0364;r die gro&#x0364;ßte Gewogenheit von der Welt an-<lb/>
&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;chu&#x0364;tzte meine Kleidung vor. Allein die<lb/>
Einwendung ward nicht angenommen. Sie be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tellte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0126] Jch war nicht willens, ihr hierinn gefaͤllig zu ſeyn. Weil ich mir aber nicht einbildete, daß ſie auf dieſe Zumuthung, mit ihnen nach London zu fahren, beſtehen wuͤrde: ſo antwortete ich dar- auf nicht. Hier muß ich meine ermuͤdete Feder nieder- legen. O Angedenken! O herznagendes Angeden- ken! Wie ſehr quaͤlet es mich! Der ein und zwanzigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. Mitten unter jenen angenehmen Unterredun- gen kam die Kutſche vor die Thuͤr. Die falſche Lady Eliſabeth bat mich, ſie zu ihrer Ba- ſe Leeſon zu begleiten. Jch bat um Entſchuldi- gung: aber hatte dabey keinen Argwohn. Sie wollte es ſich nicht abſchlagen laſſen. Wie gluͤck- lich wuͤrde ein Beſuch, mit einer ſo gefaͤlligen Herablaſſung an meiner Seite, ihre Baſe Leeſon machen! ‒ ‒ Jhre Baſe Leeſon waͤre meiner Bekanntſchaft nicht unwuͤrdig: und wuͤrde es fuͤr die groͤßte Gewogenheit von der Welt an- ſehen. Jch ſchuͤtzte meine Kleidung vor. Allein die Einwendung ward nicht angenommen. Sie be- ſtellte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/126
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/126>, abgerufen am 26.04.2024.