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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Staatsbedienten von einem auswärtigen Hofe,
der vor dem Tode, oder gar noch vor der letzten
Krankheit Carls II, wie uns der ehrliche White
Kennet erzählet, Blackwell-Hall halb von schwar-
zen Tüchern ledig gemacht hatte: eine Anzeige,
nach der Absicht des Geschichtschreibers, daß dem
König mit Gift fortgeholfen werden sollte und der
Gesandte mit darum wußte. - - Gleichwohl ha-
be ich wunderlicher Thor mir den Wink nicht zu
Nutze zu machen gewußt. Wozu, für den Teu-
fel, lieset ein Mensch Geschichtbücher, wenn er
aus den Beyspielen, die er darinn findet, nicht
seinen Vortheil ziehen kann?

Aber so, Bruder, ist eine Anmerkung des
alten Lords wahr geworden, daß ein Unglück
selten allein kommt: und so schließet

dein zwiefach gekränkter
Lovelace.


Der zweyte Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräu-
lein Howe.

O! meine allerliebste Fräulein Howe!

Noch einmal bin ich entkommen - - Aber,
ach! Jch, mein bestes selbst, bin nicht
entkommen! - - O! Jhre arme Clarissa Harlo-

we!



Staatsbedienten von einem auswaͤrtigen Hofe,
der vor dem Tode, oder gar noch vor der letzten
Krankheit Carls II, wie uns der ehrliche White
Kennet erzaͤhlet, Blackwell-Hall halb von ſchwar-
zen Tuͤchern ledig gemacht hatte: eine Anzeige,
nach der Abſicht des Geſchichtſchreibers, daß dem
Koͤnig mit Gift fortgeholfen werden ſollte und der
Geſandte mit darum wußte. ‒ ‒ Gleichwohl ha-
be ich wunderlicher Thor mir den Wink nicht zu
Nutze zu machen gewußt. Wozu, fuͤr den Teu-
fel, lieſet ein Menſch Geſchichtbuͤcher, wenn er
aus den Beyſpielen, die er darinn findet, nicht
ſeinen Vortheil ziehen kann?

Aber ſo, Bruder, iſt eine Anmerkung des
alten Lords wahr geworden, daß ein Ungluͤck
ſelten allein kommt: und ſo ſchließet

dein zwiefach gekraͤnkter
Lovelace.


Der zweyte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤu-
lein Howe.

O! meine allerliebſte Fraͤulein Howe!

Noch einmal bin ich entkommen ‒ ‒ Aber,
ach! Jch, mein beſtes ſelbſt, bin nicht
entkommen! ‒ ‒ O! Jhre arme Clariſſa Harlo-

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[15/0021] Staatsbedienten von einem auswaͤrtigen Hofe, der vor dem Tode, oder gar noch vor der letzten Krankheit Carls II, wie uns der ehrliche White Kennet erzaͤhlet, Blackwell-Hall halb von ſchwar- zen Tuͤchern ledig gemacht hatte: eine Anzeige, nach der Abſicht des Geſchichtſchreibers, daß dem Koͤnig mit Gift fortgeholfen werden ſollte und der Geſandte mit darum wußte. ‒ ‒ Gleichwohl ha- be ich wunderlicher Thor mir den Wink nicht zu Nutze zu machen gewußt. Wozu, fuͤr den Teu- fel, lieſet ein Menſch Geſchichtbuͤcher, wenn er aus den Beyſpielen, die er darinn findet, nicht ſeinen Vortheil ziehen kann? Aber ſo, Bruder, iſt eine Anmerkung des alten Lords wahr geworden, daß ein Ungluͤck ſelten allein kommt: und ſo ſchließet dein zwiefach gekraͤnkter Lovelace. Der zweyte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤu- lein Howe. Mittewoch Abends den 28ten Jun. O! meine allerliebſte Fraͤulein Howe! Noch einmal bin ich entkommen ‒ ‒ Aber, ach! Jch, mein beſtes ſelbſt, bin nicht entkommen! ‒ ‒ O! Jhre arme Clariſſa Harlo- we!

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/21>, abgerufen am 26.04.2024.