Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite




Der neun und vierzigste Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.

Wie? Jst es etwas besser mit ihr? - - Jch
wünsche dir Glück und Segen dafür oh-
ne Zahl oder Maaß! Laß es immer besser und
besser mit ihr werden! Sage mir es wenigstens so,
wo es nicht so ist: denn du weißt nicht, was für
eine Freude mir auch diese kurze Frist, da sie es
noch ein oder zween Tage halten wird, gemachet
hat.

Allein wer hat denn diesem unbarmherzigen
und zum Todesurtheil geneigten Arzt gesagt, daß
sie es nicht länger halten werde? Was hat er für
Versicherung, warum er es sagt? Wie groß und
vermessen thun diese prahlerische und feyerliche
Mitglieder einer Zunft, die mir bis an die letzte
Stunde meines Lebens verächtlich seyn wird, wo-
fern dieser Bruder aus derselben, da er einen so
trefflichen Ruf hat, nicht ein gemeines Wunder zu
ihrem oder vielmehr zu meinem Besten thun
kann.

Jch muß dir sagen, Belford, daß er schon die
äußerste Verachtung verdienet, weil er dieses rei-
zende Uhrwerk so weit ablaufen lässet. Wie

schlecht




Der neun und vierzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.

Wie? Jſt es etwas beſſer mit ihr? ‒ ‒ Jch
wuͤnſche dir Gluͤck und Segen dafuͤr oh-
ne Zahl oder Maaß! Laß es immer beſſer und
beſſer mit ihr werden! Sage mir es wenigſtens ſo,
wo es nicht ſo iſt: denn du weißt nicht, was fuͤr
eine Freude mir auch dieſe kurze Friſt, da ſie es
noch ein oder zween Tage halten wird, gemachet
hat.

Allein wer hat denn dieſem unbarmherzigen
und zum Todesurtheil geneigten Arzt geſagt, daß
ſie es nicht laͤnger halten werde? Was hat er fuͤr
Verſicherung, warum er es ſagt? Wie groß und
vermeſſen thun dieſe prahleriſche und feyerliche
Mitglieder einer Zunft, die mir bis an die letzte
Stunde meines Lebens veraͤchtlich ſeyn wird, wo-
fern dieſer Bruder aus derſelben, da er einen ſo
trefflichen Ruf hat, nicht ein gemeines Wunder zu
ihrem oder vielmehr zu meinem Beſten thun
kann.

Jch muß dir ſagen, Belford, daß er ſchon die
aͤußerſte Verachtung verdienet, weil er dieſes rei-
zende Uhrwerk ſo weit ablaufen laͤſſet. Wie

ſchlecht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0406" n="400"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der neun und vierzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Mittwoch. Morgens, den 6ten Sept.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>ie? J&#x017F;t es etwas be&#x017F;&#x017F;er mit ihr? &#x2012; &#x2012; Jch<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;che dir Glu&#x0364;ck und Segen dafu&#x0364;r oh-<lb/>
ne Zahl oder Maaß! Laß es immer be&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er mit ihr werden! <hi rendition="#fr">Sage</hi> mir es wenig&#x017F;tens &#x017F;o,<lb/>
wo es <hi rendition="#fr">nicht</hi> &#x017F;o i&#x017F;t: denn du weißt nicht, was fu&#x0364;r<lb/>
eine Freude mir auch die&#x017F;e kurze Fri&#x017F;t, da &#x017F;ie es<lb/>
noch ein oder zween Tage halten wird, gemachet<lb/>
hat.</p><lb/>
          <p>Allein wer hat denn die&#x017F;em unbarmherzigen<lb/>
und zum Todesurtheil geneigten Arzt ge&#x017F;agt, daß<lb/>
&#x017F;ie es nicht la&#x0364;nger halten werde? Was hat er fu&#x0364;r<lb/>
Ver&#x017F;icherung, warum er es &#x017F;agt? Wie groß und<lb/>
verme&#x017F;&#x017F;en thun die&#x017F;e prahleri&#x017F;che und feyerliche<lb/>
Mitglieder einer Zunft, die mir bis an die letzte<lb/>
Stunde meines Lebens vera&#x0364;chtlich &#x017F;eyn wird, wo-<lb/>
fern die&#x017F;er Bruder aus der&#x017F;elben, da er einen &#x017F;o<lb/>
trefflichen Ruf hat, nicht ein gemeines Wunder zu<lb/><hi rendition="#fr">ihrem</hi> oder vielmehr zu <hi rendition="#fr">meinem</hi> Be&#x017F;ten thun<lb/>
kann.</p><lb/>
          <p>Jch muß dir &#x017F;agen, Belford, daß er &#x017F;chon die<lb/><hi rendition="#fr">a&#x0364;ußer&#x017F;te</hi> Verachtung verdienet, weil er die&#x017F;es rei-<lb/>
zende Uhrwerk &#x017F;o weit ablaufen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chlecht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0406] Der neun und vierzigſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford. Mittwoch. Morgens, den 6ten Sept. Wie? Jſt es etwas beſſer mit ihr? ‒ ‒ Jch wuͤnſche dir Gluͤck und Segen dafuͤr oh- ne Zahl oder Maaß! Laß es immer beſſer und beſſer mit ihr werden! Sage mir es wenigſtens ſo, wo es nicht ſo iſt: denn du weißt nicht, was fuͤr eine Freude mir auch dieſe kurze Friſt, da ſie es noch ein oder zween Tage halten wird, gemachet hat. Allein wer hat denn dieſem unbarmherzigen und zum Todesurtheil geneigten Arzt geſagt, daß ſie es nicht laͤnger halten werde? Was hat er fuͤr Verſicherung, warum er es ſagt? Wie groß und vermeſſen thun dieſe prahleriſche und feyerliche Mitglieder einer Zunft, die mir bis an die letzte Stunde meines Lebens veraͤchtlich ſeyn wird, wo- fern dieſer Bruder aus derſelben, da er einen ſo trefflichen Ruf hat, nicht ein gemeines Wunder zu ihrem oder vielmehr zu meinem Beſten thun kann. Jch muß dir ſagen, Belford, daß er ſchon die aͤußerſte Verachtung verdienet, weil er dieſes rei- zende Uhrwerk ſo weit ablaufen laͤſſet. Wie ſchlecht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/406
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/406>, abgerufen am 02.05.2024.