Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

wird; man folge demnach der Natur, und man
geht nicht unsicher.

§. 42.

Wir haben so eben gesehen, daß die flachen
Böschungen den steilen vorzuziehn waren; wenn
diese also eine stärkere Verbindung der Materia-
lien erfordern, um gehörig dauerhaft zu werden,
so können jene mit weniger dicht verbundenen
Theilen schon vorlieb nehmen, ohne an ihrer
Brauchbarkeit deswegen viel zu verliehren. Allein
man ist sehr oft genöthigt, steile Böschungen zu ma-
chen, und wirklich haben sie einen starken Vortheil
auf ihrer Seite, den nemlich, daß sie weit weniger
Raum verlangen, worauf man öfters viel Rück-
sicht zu nehmen genöthigt ist. Dann haben sie
auch noch das Gute an sich, daß man zu ihnen
weit weniger Materialien braucht. Ferner äußert
sich bei flachen Böschungen der große Nachtheil,
daß die Nässe sehr leicht, und tiefer in sie ein-
dringt, als in stelle. Die flachen sind daher
eher dem Ruin, in Ansehung der Witterung, un-
terworfen. Doch noch etwas sehr unangenehmes
haben steile Böschungen dadurch, daß sie allezeit
einen guten Grund verlangen, um auszudauern,
da die flachen sich mit einem schlechtern begnü-
gen. Ueberdieß kann der Wasserstoß gegen steile
mehr wirksam seyn, als gegen flache.


Bei

wird; man folge demnach der Natur, und man
geht nicht unſicher.

§. 42.

Wir haben ſo eben geſehen, daß die flachen
Boͤſchungen den ſteilen vorzuziehn waren; wenn
dieſe alſo eine ſtaͤrkere Verbindung der Materia-
lien erfordern, um gehoͤrig dauerhaft zu werden,
ſo koͤnnen jene mit weniger dicht verbundenen
Theilen ſchon vorlieb nehmen, ohne an ihrer
Brauchbarkeit deswegen viel zu verliehren. Allein
man iſt ſehr oft genoͤthigt, ſteile Boͤſchungen zu ma-
chen, und wirklich haben ſie einen ſtarken Vortheil
auf ihrer Seite, den nemlich, daß ſie weit weniger
Raum verlangen, worauf man oͤfters viel Ruͤck-
ſicht zu nehmen genoͤthigt iſt. Dann haben ſie
auch noch das Gute an ſich, daß man zu ihnen
weit weniger Materialien braucht. Ferner aͤußert
ſich bei flachen Boͤſchungen der große Nachtheil,
daß die Naͤſſe ſehr leicht, und tiefer in ſie ein-
dringt, als in ſtelle. Die flachen ſind daher
eher dem Ruin, in Anſehung der Witterung, un-
terworfen. Doch noch etwas ſehr unangenehmes
haben ſteile Boͤſchungen dadurch, daß ſie allezeit
einen guten Grund verlangen, um auszudauern,
da die flachen ſich mit einem ſchlechtern begnuͤ-
gen. Ueberdieß kann der Waſſerſtoß gegen ſteile
mehr wirkſam ſeyn, als gegen flache.


Bei
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0088" n="78"/>
wird; man folge demnach der Natur, und man<lb/>
geht nicht un&#x017F;icher.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 42.</head><lb/>
            <p>Wir haben &#x017F;o eben ge&#x017F;ehen, daß die flachen<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;chungen den &#x017F;teilen vorzuziehn waren; wenn<lb/><hi rendition="#g">die&#x017F;e</hi> al&#x017F;o eine &#x017F;ta&#x0364;rkere Verbindung der Materia-<lb/>
lien erfordern, um geho&#x0364;rig dauerhaft zu werden,<lb/>
&#x017F;o ko&#x0364;nnen <hi rendition="#g">jene</hi> mit weniger dicht verbundenen<lb/>
Theilen &#x017F;chon vorlieb nehmen, ohne an ihrer<lb/>
Brauchbarkeit deswegen viel zu verliehren. Allein<lb/>
man i&#x017F;t &#x017F;ehr oft geno&#x0364;thigt, &#x017F;teile Bo&#x0364;&#x017F;chungen zu ma-<lb/>
chen, und wirklich haben &#x017F;ie einen &#x017F;tarken Vortheil<lb/>
auf ihrer Seite, den nemlich, daß &#x017F;ie weit weniger<lb/>
Raum verlangen, worauf man o&#x0364;fters viel Ru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;icht zu nehmen geno&#x0364;thigt i&#x017F;t. Dann haben &#x017F;ie<lb/>
auch noch das Gute an &#x017F;ich, daß man zu ihnen<lb/>
weit weniger Materialien braucht. Ferner a&#x0364;ußert<lb/>
&#x017F;ich bei flachen Bo&#x0364;&#x017F;chungen der große Nachtheil,<lb/>
daß die Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehr leicht, und tiefer in &#x017F;ie ein-<lb/>
dringt, als in &#x017F;telle. Die flachen &#x017F;ind daher<lb/>
eher dem Ruin, in An&#x017F;ehung der Witterung, un-<lb/>
terworfen. Doch noch etwas &#x017F;ehr unangenehmes<lb/>
haben &#x017F;teile Bo&#x0364;&#x017F;chungen dadurch, daß &#x017F;ie allezeit<lb/>
einen guten Grund verlangen, um auszudauern,<lb/>
da die flachen &#x017F;ich mit einem &#x017F;chlechtern begnu&#x0364;-<lb/>
gen. Ueberdieß kann der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toß gegen &#x017F;teile<lb/>
mehr wirk&#x017F;am &#x017F;eyn, als gegen flache.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Bei</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0088] wird; man folge demnach der Natur, und man geht nicht unſicher. §. 42. Wir haben ſo eben geſehen, daß die flachen Boͤſchungen den ſteilen vorzuziehn waren; wenn dieſe alſo eine ſtaͤrkere Verbindung der Materia- lien erfordern, um gehoͤrig dauerhaft zu werden, ſo koͤnnen jene mit weniger dicht verbundenen Theilen ſchon vorlieb nehmen, ohne an ihrer Brauchbarkeit deswegen viel zu verliehren. Allein man iſt ſehr oft genoͤthigt, ſteile Boͤſchungen zu ma- chen, und wirklich haben ſie einen ſtarken Vortheil auf ihrer Seite, den nemlich, daß ſie weit weniger Raum verlangen, worauf man oͤfters viel Ruͤck- ſicht zu nehmen genoͤthigt iſt. Dann haben ſie auch noch das Gute an ſich, daß man zu ihnen weit weniger Materialien braucht. Ferner aͤußert ſich bei flachen Boͤſchungen der große Nachtheil, daß die Naͤſſe ſehr leicht, und tiefer in ſie ein- dringt, als in ſtelle. Die flachen ſind daher eher dem Ruin, in Anſehung der Witterung, un- terworfen. Doch noch etwas ſehr unangenehmes haben ſteile Boͤſchungen dadurch, daß ſie allezeit einen guten Grund verlangen, um auszudauern, da die flachen ſich mit einem ſchlechtern begnuͤ- gen. Ueberdieß kann der Waſſerſtoß gegen ſteile mehr wirkſam ſeyn, als gegen flache. Bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/88
Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/88>, abgerufen am 26.04.2024.