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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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Das zehente Capitel.
Von der Höflichkeit im Umgange
und im Reden; und vom nöthi-
gen Briefschreiben.

Lieben Kinder! Es ist nichts, was einen
Menschen in euerm Stande so beliebt macht,
als ein bescheidnes Wesen.

Wer bescheiden ist, der ist gegen seines
gleichen, dienstfertig und freundlich; gegen hö-
here Personen, ehrerbietig; und gegen eine Obrig-
keit, willig zum Gehorsam. Man kann es
einem Menschen leicht äußerlich ansehen,
oder aus seinen Reden merken, ob dieses al-
les in seinem Gemüthe ist, oder ob er sich
nach diesen Regeln richtet; und die äußerli-
chen Zeichen davon, nennt man Höflichkeit.

Alle Völker haben darinn etwas beson-
dres, worinn sie sich von einander unterschei-
den. Bey uns aber, geliebte Kinder! ist
man über folgende äußerliche Zeichen, eins
geworden.

Wenn man einander begegnet, so muß
man sich grüßen, das ist, sich Gutes wün-
schen. Wenn dir ein Höherer, als du bist,
oder die Obrigkeit begegnet, so mußt du,
beym Grüßen, stille stehen, das Gesicht nach

dem
F 3
Das zehente Capitel.
Von der Hoͤflichkeit im Umgange
und im Reden; und vom noͤthi-
gen Briefſchreiben.

Lieben Kinder! Es iſt nichts, was einen
Menſchen in euerm Stande ſo beliebt macht,
als ein beſcheidnes Weſen.

Wer beſcheiden iſt, der iſt gegen ſeines
gleichen, dienſtfertig und freundlich; gegen hoͤ-
here Perſonen, ehrerbietig; und gegen eine Obrig-
keit, willig zum Gehorſam. Man kann es
einem Menſchen leicht aͤußerlich anſehen,
oder aus ſeinen Reden merken, ob dieſes al-
les in ſeinem Gemuͤthe iſt, oder ob er ſich
nach dieſen Regeln richtet; und die aͤußerli-
chen Zeichen davon, nennt man Hoͤflichkeit.

Alle Voͤlker haben darinn etwas beſon-
dres, worinn ſie ſich von einander unterſchei-
den. Bey uns aber, geliebte Kinder! iſt
man uͤber folgende aͤußerliche Zeichen, eins
geworden.

Wenn man einander begegnet, ſo muß
man ſich gruͤßen, das iſt, ſich Gutes wuͤn-
ſchen. Wenn dir ein Hoͤherer, als du biſt,
oder die Obrigkeit begegnet, ſo mußt du,
beym Gruͤßen, ſtille ſtehen, das Geſicht nach

dem
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[85/0107] Das zehente Capitel. Von der Hoͤflichkeit im Umgange und im Reden; und vom noͤthi- gen Briefſchreiben. Lieben Kinder! Es iſt nichts, was einen Menſchen in euerm Stande ſo beliebt macht, als ein beſcheidnes Weſen. Wer beſcheiden iſt, der iſt gegen ſeines gleichen, dienſtfertig und freundlich; gegen hoͤ- here Perſonen, ehrerbietig; und gegen eine Obrig- keit, willig zum Gehorſam. Man kann es einem Menſchen leicht aͤußerlich anſehen, oder aus ſeinen Reden merken, ob dieſes al- les in ſeinem Gemuͤthe iſt, oder ob er ſich nach dieſen Regeln richtet; und die aͤußerli- chen Zeichen davon, nennt man Hoͤflichkeit. Alle Voͤlker haben darinn etwas beſon- dres, worinn ſie ſich von einander unterſchei- den. Bey uns aber, geliebte Kinder! iſt man uͤber folgende aͤußerliche Zeichen, eins geworden. Wenn man einander begegnet, ſo muß man ſich gruͤßen, das iſt, ſich Gutes wuͤn- ſchen. Wenn dir ein Hoͤherer, als du biſt, oder die Obrigkeit begegnet, ſo mußt du, beym Gruͤßen, ſtille ſtehen, das Geſicht nach dem F 3

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/107>, abgerufen am 26.04.2024.