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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.

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Kohlensorten wird an Stelle der Birne ein Einsatzrohr eingebaut. Zur Verminderung der Bildung einer Luftverdünnung hinter dem Kobelaufsatz sind zwei Rohre durch ihn hindurchgeführt, durch die ständig Luft nach hinten strömen kann.

Literatur: Heusinger, Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik. Bd. III, Leipzig 1882. - Die Lokomotiven der Gegenwart. Erste Hälfte. Wiesbaden 1912, Glasers Annalen 1910, Heft 10. - Demoulin, Traite pratique de la machine locomotive. Paris 1898. - Sinclair, Development of the locomotive engine.

Rihosek.


Funkensieb (smoke stack netting; grilles a flammeches; griglia parascintille), eine häufig in der Rauchkammer der Lokomotiven angebrachte Vorrichtung gegen das Funkensprühen; s. Funkenfänger.


Funkentelegraphie (Wellentelegraphie, Telegraphie ohne Draht), die Übertragung von telegraphischen Nachrichten vermittels elektrischer Wellen durch die Luft ohne Leitungsdraht.

Wenn mit den beiden Polen - der Funkenstrecke eines Ruhmkorffschen Induktors - der bekannten Vorrichtung, mittels der unterbrochene elektrische Ströme niedriger Spannung durch Induktion in Stromstöße von so hoher Spannung umgesetzt werden können, daß zwischen den Enden der offenen Induktionsspirale Entladungsfunken von bedeutender Länge entstehen - Kapazitäten1 von gleicher Größe in Form von metallenen Platten, Zylindern, Netzen, Stangen oder Drähten verbunden werden, so laden sich diese vor dem Auftreten des Funkens, die eine mit positiver, die andere mit negativer Elektrizität. Nach genügendem Anwachsen der Ladung setzt der Entladungsfunke ein. Der Ausgleich erfolgt aber nicht sofort, sondern die elektrische Energie strömt über die durch den Funken gebildete leitende Brücke zwischen den beiden Kapazitäten mit großer Geschwindigkeit so lange hin und her, bis sie allmählich durch Wärmeerzeugung und durch Ausstrahlung aufgezehrt ist, ein Spiel, das sich bei jedem Funken erneuert. Die Entladungsfunken rufen also in der Entladungsbahn elektrische Schwingungen von hoher Wechselzahl hervor. Prof. Hertz in Bonn entdeckte im Jahre 1888, daß sich diese Schwingungen im umgebenden Luftraum wellenförmig ausbreiten und daß diese Wellen, wenn sie im Außenraume auf andere Leiter treffen, in diesen gleichfalls elektrische Schwingungen hervorrufen, die am stärksten sind, wenn der zweite Leiter mit dem ersten - der Entladungsbahn der beiden Kapazitäten - sich in Resonanz befindet, d. h. mit ihm die gleiche Eigenschwingung hat. Hertz dachte aber noch nicht daran, diese Erscheinung für eine Zeichengebung in die Ferne zu verwerten, weil ihm noch das Mittel fehlte, die elektrischen Schwingungen im empfangenden Leiter wahrnehmbar zu machen. Prof. Branly in Paris hat, diese Lücke durch die Erfindung seines Kohärers oder Fritters ausgefüllt; dieser besteht aus einer etwa 15 mm dicken und etwa 15 cm langen Glasröhre, in der zwischen zwei in einem Abstände von etwa 3-4 cm voneinander stehenden Kolben aus Kupfer feine Kupferspäne gelockert liegen. Werden die beiden Kupferkolben mit den Polen einer kleinen Batterie verbunden, so bieten die Metallspänchen in ihrer lockern Lage dem Durchgange des Stromes einen so großen Widerstand, daß ein in den Stromkreis eingeschalteter Elektromagnet nicht im stande ist, seinen Anker anzuziehen. Wird aber der Fritter von elektrischen Wellen getroffen, so fügen sich die Metallspänchen so innig aneinander, daß sie eine fast widerstandslose Verbindung darstellen und der von dem nunmehr ungeschwächt auftretenden Batteriestrom gespeiste Elektromagnet sofort seinen Anker anzieht. Nach dem Aufhören der elektrischen Wellen verharren die Spänchen zwar zunächst noch in ihrer Lage, ein leiser Schlag auf die Glasröhre bewirkt aber, daß sie sofort auseinanderfallen und den Stromweg wieder unterbrechen.

Der russische Gelehrte Popoff benutzte im Jahre 1895 die Branlysche Erfindung, um atmosphärische Elektrizität nachzuweisen. Er verband die eine Seite des Fritters mit einem langen an einer Stange senkrecht in die Luft geführten Draht und die andere Seite mit der Erde. In einem Nebenschluß zum Fritter legte er eine kleine Batterie und ein Relais (s. Telegrapheneinrichtungen). Beim Vorhandensein atmosphärischer Elektrizität wurden in dem Drahte elektrische Schwingungen erzeugt, die den Fritter leitend machten, so daß der Batteriestrom geschlossen und der Relaisanker angezogen wurde. Das Relais schloß eine Klingel, deren Klöppel auf die Fritterröhre schlug, so daß die Metallspänchen wieder auseinanderfielen.

Der Italiener Marconi benutzte später - aber wohl ohne die Popoffsche Einrichtung gekannt zu haben - die gleiche Anordnung bei seinen Studien der Hertzschen Versuche. Er verwendete dabei auch für den Sender der elektrischen Wellen einen langen senkrecht in die Höhe geführten Draht, den er an den einen Pol der Funkenstrecke des Induktors anschloß, während er an den anderen Pol

1 Metallische Leiter von großer Aufnahmefähigkeit.

Kohlensorten wird an Stelle der Birne ein Einsatzrohr eingebaut. Zur Verminderung der Bildung einer Luftverdünnung hinter dem Kobelaufsatz sind zwei Rohre durch ihn hindurchgeführt, durch die ständig Luft nach hinten strömen kann.

Literatur: Heusinger, Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik. Bd. III, Leipzig 1882. – Die Lokomotiven der Gegenwart. Erste Hälfte. Wiesbaden 1912, Glasers Annalen 1910, Heft 10. – Demoulin, Traité pratique de la machine locomotive. Paris 1898. – Sinclair, Development of the locomotive engine.

Rihosek.


Funkensieb (smoke stack netting; grilles à flammèches; griglia parascintille), eine häufig in der Rauchkammer der Lokomotiven angebrachte Vorrichtung gegen das Funkensprühen; s. Funkenfänger.


Funkentelegraphie (Wellentelegraphie, Telegraphie ohne Draht), die Übertragung von telegraphischen Nachrichten vermittels elektrischer Wellen durch die Luft ohne Leitungsdraht.

Wenn mit den beiden Polen – der Funkenstrecke eines Ruhmkorffschen Induktors – der bekannten Vorrichtung, mittels der unterbrochene elektrische Ströme niedriger Spannung durch Induktion in Stromstöße von so hoher Spannung umgesetzt werden können, daß zwischen den Enden der offenen Induktionsspirale Entladungsfunken von bedeutender Länge entstehen – Kapazitäten1 von gleicher Größe in Form von metallenen Platten, Zylindern, Netzen, Stangen oder Drähten verbunden werden, so laden sich diese vor dem Auftreten des Funkens, die eine mit positiver, die andere mit negativer Elektrizität. Nach genügendem Anwachsen der Ladung setzt der Entladungsfunke ein. Der Ausgleich erfolgt aber nicht sofort, sondern die elektrische Energie strömt über die durch den Funken gebildete leitende Brücke zwischen den beiden Kapazitäten mit großer Geschwindigkeit so lange hin und her, bis sie allmählich durch Wärmeerzeugung und durch Ausstrahlung aufgezehrt ist, ein Spiel, das sich bei jedem Funken erneuert. Die Entladungsfunken rufen also in der Entladungsbahn elektrische Schwingungen von hoher Wechselzahl hervor. Prof. Hertz in Bonn entdeckte im Jahre 1888, daß sich diese Schwingungen im umgebenden Luftraum wellenförmig ausbreiten und daß diese Wellen, wenn sie im Außenraume auf andere Leiter treffen, in diesen gleichfalls elektrische Schwingungen hervorrufen, die am stärksten sind, wenn der zweite Leiter mit dem ersten – der Entladungsbahn der beiden Kapazitäten – sich in Resonanz befindet, d. h. mit ihm die gleiche Eigenschwingung hat. Hertz dachte aber noch nicht daran, diese Erscheinung für eine Zeichengebung in die Ferne zu verwerten, weil ihm noch das Mittel fehlte, die elektrischen Schwingungen im empfangenden Leiter wahrnehmbar zu machen. Prof. Branly in Paris hat, diese Lücke durch die Erfindung seines Kohärers oder Fritters ausgefüllt; dieser besteht aus einer etwa 15 mm dicken und etwa 15 cm langen Glasröhre, in der zwischen zwei in einem Abstände von etwa 3–4 cm voneinander stehenden Kolben aus Kupfer feine Kupferspäne gelockert liegen. Werden die beiden Kupferkolben mit den Polen einer kleinen Batterie verbunden, so bieten die Metallspänchen in ihrer lockern Lage dem Durchgange des Stromes einen so großen Widerstand, daß ein in den Stromkreis eingeschalteter Elektromagnet nicht im stande ist, seinen Anker anzuziehen. Wird aber der Fritter von elektrischen Wellen getroffen, so fügen sich die Metallspänchen so innig aneinander, daß sie eine fast widerstandslose Verbindung darstellen und der von dem nunmehr ungeschwächt auftretenden Batteriestrom gespeiste Elektromagnet sofort seinen Anker anzieht. Nach dem Aufhören der elektrischen Wellen verharren die Spänchen zwar zunächst noch in ihrer Lage, ein leiser Schlag auf die Glasröhre bewirkt aber, daß sie sofort auseinanderfallen und den Stromweg wieder unterbrechen.

Der russische Gelehrte Popoff benutzte im Jahre 1895 die Branlysche Erfindung, um atmosphärische Elektrizität nachzuweisen. Er verband die eine Seite des Fritters mit einem langen an einer Stange senkrecht in die Luft geführten Draht und die andere Seite mit der Erde. In einem Nebenschluß zum Fritter legte er eine kleine Batterie und ein Relais (s. Telegrapheneinrichtungen). Beim Vorhandensein atmosphärischer Elektrizität wurden in dem Drahte elektrische Schwingungen erzeugt, die den Fritter leitend machten, so daß der Batteriestrom geschlossen und der Relaisanker angezogen wurde. Das Relais schloß eine Klingel, deren Klöppel auf die Fritterröhre schlug, so daß die Metallspänchen wieder auseinanderfielen.

Der Italiener Marconi benutzte später – aber wohl ohne die Popoffsche Einrichtung gekannt zu haben – die gleiche Anordnung bei seinen Studien der Hertzschen Versuche. Er verwendete dabei auch für den Sender der elektrischen Wellen einen langen senkrecht in die Höhe geführten Draht, den er an den einen Pol der Funkenstrecke des Induktors anschloß, während er an den anderen Pol

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[246/0255] Kohlensorten wird an Stelle der Birne ein Einsatzrohr eingebaut. Zur Verminderung der Bildung einer Luftverdünnung hinter dem Kobelaufsatz sind zwei Rohre durch ihn hindurchgeführt, durch die ständig Luft nach hinten strömen kann. Literatur: Heusinger, Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik. Bd. III, Leipzig 1882. – Die Lokomotiven der Gegenwart. Erste Hälfte. Wiesbaden 1912, Glasers Annalen 1910, Heft 10. – Demoulin, Traité pratique de la machine locomotive. Paris 1898. – Sinclair, Development of the locomotive engine. Rihosek. Funkensieb (smoke stack netting; grilles à flammèches; griglia parascintille), eine häufig in der Rauchkammer der Lokomotiven angebrachte Vorrichtung gegen das Funkensprühen; s. Funkenfänger. Funkentelegraphie (Wellentelegraphie, Telegraphie ohne Draht), die Übertragung von telegraphischen Nachrichten vermittels elektrischer Wellen durch die Luft ohne Leitungsdraht. Wenn mit den beiden Polen – der Funkenstrecke eines Ruhmkorffschen Induktors – der bekannten Vorrichtung, mittels der unterbrochene elektrische Ströme niedriger Spannung durch Induktion in Stromstöße von so hoher Spannung umgesetzt werden können, daß zwischen den Enden der offenen Induktionsspirale Entladungsfunken von bedeutender Länge entstehen – Kapazitäten 1 von gleicher Größe in Form von metallenen Platten, Zylindern, Netzen, Stangen oder Drähten verbunden werden, so laden sich diese vor dem Auftreten des Funkens, die eine mit positiver, die andere mit negativer Elektrizität. Nach genügendem Anwachsen der Ladung setzt der Entladungsfunke ein. Der Ausgleich erfolgt aber nicht sofort, sondern die elektrische Energie strömt über die durch den Funken gebildete leitende Brücke zwischen den beiden Kapazitäten mit großer Geschwindigkeit so lange hin und her, bis sie allmählich durch Wärmeerzeugung und durch Ausstrahlung aufgezehrt ist, ein Spiel, das sich bei jedem Funken erneuert. Die Entladungsfunken rufen also in der Entladungsbahn elektrische Schwingungen von hoher Wechselzahl hervor. Prof. Hertz in Bonn entdeckte im Jahre 1888, daß sich diese Schwingungen im umgebenden Luftraum wellenförmig ausbreiten und daß diese Wellen, wenn sie im Außenraume auf andere Leiter treffen, in diesen gleichfalls elektrische Schwingungen hervorrufen, die am stärksten sind, wenn der zweite Leiter mit dem ersten – der Entladungsbahn der beiden Kapazitäten – sich in Resonanz befindet, d. h. mit ihm die gleiche Eigenschwingung hat. Hertz dachte aber noch nicht daran, diese Erscheinung für eine Zeichengebung in die Ferne zu verwerten, weil ihm noch das Mittel fehlte, die elektrischen Schwingungen im empfangenden Leiter wahrnehmbar zu machen. Prof. Branly in Paris hat, diese Lücke durch die Erfindung seines Kohärers oder Fritters ausgefüllt; dieser besteht aus einer etwa 15 mm dicken und etwa 15 cm langen Glasröhre, in der zwischen zwei in einem Abstände von etwa 3–4 cm voneinander stehenden Kolben aus Kupfer feine Kupferspäne gelockert liegen. Werden die beiden Kupferkolben mit den Polen einer kleinen Batterie verbunden, so bieten die Metallspänchen in ihrer lockern Lage dem Durchgange des Stromes einen so großen Widerstand, daß ein in den Stromkreis eingeschalteter Elektromagnet nicht im stande ist, seinen Anker anzuziehen. Wird aber der Fritter von elektrischen Wellen getroffen, so fügen sich die Metallspänchen so innig aneinander, daß sie eine fast widerstandslose Verbindung darstellen und der von dem nunmehr ungeschwächt auftretenden Batteriestrom gespeiste Elektromagnet sofort seinen Anker anzieht. Nach dem Aufhören der elektrischen Wellen verharren die Spänchen zwar zunächst noch in ihrer Lage, ein leiser Schlag auf die Glasröhre bewirkt aber, daß sie sofort auseinanderfallen und den Stromweg wieder unterbrechen. Der russische Gelehrte Popoff benutzte im Jahre 1895 die Branlysche Erfindung, um atmosphärische Elektrizität nachzuweisen. Er verband die eine Seite des Fritters mit einem langen an einer Stange senkrecht in die Luft geführten Draht und die andere Seite mit der Erde. In einem Nebenschluß zum Fritter legte er eine kleine Batterie und ein Relais (s. Telegrapheneinrichtungen). Beim Vorhandensein atmosphärischer Elektrizität wurden in dem Drahte elektrische Schwingungen erzeugt, die den Fritter leitend machten, so daß der Batteriestrom geschlossen und der Relaisanker angezogen wurde. Das Relais schloß eine Klingel, deren Klöppel auf die Fritterröhre schlug, so daß die Metallspänchen wieder auseinanderfielen. Der Italiener Marconi benutzte später – aber wohl ohne die Popoffsche Einrichtung gekannt zu haben – die gleiche Anordnung bei seinen Studien der Hertzschen Versuche. Er verwendete dabei auch für den Sender der elektrischen Wellen einen langen senkrecht in die Höhe geführten Draht, den er an den einen Pol der Funkenstrecke des Induktors anschloß, während er an den anderen Pol 1 Metallische Leiter von großer Aufnahmefähigkeit.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914/255>, abgerufen am 09.05.2024.