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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Vonden heiligen Handlungen.
lenne Weisewieder zurück kehrten, so communi-
ci
rten sie auch den 16. October in der Kirche zu
Pegau öffentlich und mit grosser Andacht.

§. 23. Die sich nun vor ihre Personen selbst ge-
fallen lassen, in der öffentlichen Kirche zu dem hei-
ligen Tisch des HErrn, entweder mit ihrer gantzen
Hofstatt, oder doch mit ihrer Hoch-Fürstlichen Fa-
milie
zu treten, können auch desto weniger leiden,
wenn sich einer von ihren Hof-Bedienten abson-
dern, und des heiligen Abendmahls privatim be-
dienen will. Der so fromme als gelehrte Hertzog
zu Braunschweig, Augustus, als wieder die bißher
gehaltene Gewohnheit einer seiner vornehmen Mi-
nistrorum
nicht mit bey dem heiligen Abendmahl
gewesen, und doch bey der Tafel sich hernach ein-
gefunden, gab dem, wegen seiner Logirung sich er-
kundigenden Hof-Marschall die Antwort: Er hat
an des HErrn Tisch heute nicht mit gessen, darum
soll er auch heute das Brod an meiner Tafel nicht
essen. S. Tentzel in monathlichen Unterredungen
anno 1690. pag. 1617, und überhaupt von dieser
Materie Herrn Mag. Scharfens eröffnetes Buch
seines Gewissens über der Frage, ob vornehme
Standes-Personen Evangelischer Religion, ausser
dem Nothfall mit unverletzten Gewissen das heilige
Abendmahl allein zu besonderer Zeit und an beson-
dern Ort nehmen können.

§. 24. Wenn sich bey frommen und Christlichen
Regenten, in Ansehung besonderer Fälle, Gewis-
sens-Scrupel ereignen, so consuliren sie nicht allein

ihre
D 3

Vonden heiligen Handlungen.
lenne Weiſewieder zuruͤck kehrten, ſo communi-
ci
rten ſie auch den 16. October in der Kirche zu
Pegau oͤffentlich und mit groſſer Andacht.

§. 23. Die ſich nun vor ihre Perſonen ſelbſt ge-
fallen laſſen, in der oͤffentlichen Kirche zu dem hei-
ligen Tiſch des HErrn, entweder mit ihrer gantzen
Hofſtatt, oder doch mit ihrer Hoch-Fuͤrſtlichen Fa-
milie
zu treten, koͤnnen auch deſto weniger leiden,
wenn ſich einer von ihren Hof-Bedienten abſon-
dern, und des heiligen Abendmahls privatim be-
dienen will. Der ſo fromme als gelehrte Hertzog
zu Braunſchweig, Auguſtus, als wieder die bißher
gehaltene Gewohnheit einer ſeiner vornehmen Mi-
niſtrorum
nicht mit bey dem heiligen Abendmahl
geweſen, und doch bey der Tafel ſich hernach ein-
gefunden, gab dem, wegen ſeiner Logirung ſich er-
kundigenden Hof-Marſchall die Antwort: Er hat
an des HErrn Tiſch heute nicht mit geſſen, darum
ſoll er auch heute das Brod an meiner Tafel nicht
eſſen. S. Tentzel in monathlichen Unterredungen
anno 1690. pag. 1617, und uͤberhaupt von dieſer
Materie Herrn Mag. Scharfens eroͤffnetes Buch
ſeines Gewiſſens uͤber der Frage, ob vornehme
Standes-Perſonen Evangeliſcher Religion, auſſer
dem Nothfall mit unverletzten Gewiſſen das heilige
Abendmahl allein zu beſonderer Zeit und an beſon-
dern Ort nehmen koͤnnen.

§. 24. Wenn ſich bey frommen und Chriſtlichen
Regenten, in Anſehung beſonderer Faͤlle, Gewiſ-
ſens-Scrupel ereignen, ſo conſuliren ſie nicht allein

ihre
D 3
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[53/0077] Vonden heiligen Handlungen. lenne Weiſewieder zuruͤck kehrten, ſo communi- cirten ſie auch den 16. October in der Kirche zu Pegau oͤffentlich und mit groſſer Andacht. §. 23. Die ſich nun vor ihre Perſonen ſelbſt ge- fallen laſſen, in der oͤffentlichen Kirche zu dem hei- ligen Tiſch des HErrn, entweder mit ihrer gantzen Hofſtatt, oder doch mit ihrer Hoch-Fuͤrſtlichen Fa- milie zu treten, koͤnnen auch deſto weniger leiden, wenn ſich einer von ihren Hof-Bedienten abſon- dern, und des heiligen Abendmahls privatim be- dienen will. Der ſo fromme als gelehrte Hertzog zu Braunſchweig, Auguſtus, als wieder die bißher gehaltene Gewohnheit einer ſeiner vornehmen Mi- niſtrorum nicht mit bey dem heiligen Abendmahl geweſen, und doch bey der Tafel ſich hernach ein- gefunden, gab dem, wegen ſeiner Logirung ſich er- kundigenden Hof-Marſchall die Antwort: Er hat an des HErrn Tiſch heute nicht mit geſſen, darum ſoll er auch heute das Brod an meiner Tafel nicht eſſen. S. Tentzel in monathlichen Unterredungen anno 1690. pag. 1617, und uͤberhaupt von dieſer Materie Herrn Mag. Scharfens eroͤffnetes Buch ſeines Gewiſſens uͤber der Frage, ob vornehme Standes-Perſonen Evangeliſcher Religion, auſſer dem Nothfall mit unverletzten Gewiſſen das heilige Abendmahl allein zu beſonderer Zeit und an beſon- dern Ort nehmen koͤnnen. §. 24. Wenn ſich bey frommen und Chriſtlichen Regenten, in Anſehung beſonderer Faͤlle, Gewiſ- ſens-Scrupel ereignen, ſo conſuliren ſie nicht allein ihre D 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/77>, abgerufen am 26.04.2024.