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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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gebildet ist, in ansehnlichen gewölbten Trugdolden von größeren weißen
Blüthen. Die Früchte sind denen des Flieders ähnliche, doch etwas
größere schwarze Beeren. Vor dem Abfallen wird das Laub blutroth,
welche Farbe während des Winters auch den ein- und zweijährigen Trieben
zukommt. Nach der Ausbildung des Laubes verschwindet diese Farbe bis
zum Herbst wieder und macht einem schmutzigen Grün Platz. Dieser von
den Jahreszeiten abhängende Wechsel junger Rinde kommt auch bei vielen
Weiden, besonders deutlich an den Ruthen mancher Kopfweiden kurz vor
der Oeffnung der Knospen vor, am entschiedensten aber bei einer aus
Amerika in unseren Gärten eingeführten buschigen Hartriegelart mit weißen
Früchten, Cornus alba, deren Rinde selbst an 5--6jährigen Zweigen
während des Winters rein purpurroth wird, im Sommer aber ebenfalls
grün ist.

Der gemeine Hartriegel zeigt besonders deutlich die kreuzweise gegen-
ständige Stellung seiner dünnen weit abstehenden Triebe. Vollkommen
ausgewachsen bildet er einen nicht sehr dichten 10--12 Ellen hohen Busch
mit höchstens einigen Zoll starken Stämmchen, deren Holz dem des vorigen
an Härte wenig nachsteht, einen fleischrothen Kern und grünlichgelben
Splint hat.

Der gemeine Hartriegel ist in allerlei Bodenarten in der Ebene wie
auf niederen Höhen in Deutschland sehr verbreitet, liebt aber besonders
einen frischen fruchtbaren Auenboden, wo er in den gemischten Laubwäldern
oft einen ziemlich großen Theil des Unterholzes ausmacht und im Nieder-
walde wegen seiner bedeutenden Ausschlagsfähigkeit willkommen ist.

28. Der Wasserholder oder gemeine Schneeball, Viburnum Opulus L.
und
29. Der Schlingstrauch, Viburnum Lantana L.

Zwei von einander sehr verschiedene Arten, die besonders in den
gemischten Laubwäldern der Ebenen ersterer fast in ganz Deutschland,
letzterer mehr in Süddeutschland vorkommen.

Von dem Wasserholder ist uns die Gartenspielart, "der Schneeball",
bekannter als die im Walde wachsende Stammform. Sie beruht darin,

gebildet iſt, in anſehnlichen gewölbten Trugdolden von größeren weißen
Blüthen. Die Früchte ſind denen des Flieders ähnliche, doch etwas
größere ſchwarze Beeren. Vor dem Abfallen wird das Laub blutroth,
welche Farbe während des Winters auch den ein- und zweijährigen Trieben
zukommt. Nach der Ausbildung des Laubes verſchwindet dieſe Farbe bis
zum Herbſt wieder und macht einem ſchmutzigen Grün Platz. Dieſer von
den Jahreszeiten abhängende Wechſel junger Rinde kommt auch bei vielen
Weiden, beſonders deutlich an den Ruthen mancher Kopfweiden kurz vor
der Oeffnung der Knospen vor, am entſchiedenſten aber bei einer aus
Amerika in unſeren Gärten eingeführten buſchigen Hartriegelart mit weißen
Früchten, Cornus alba, deren Rinde ſelbſt an 5—6jährigen Zweigen
während des Winters rein purpurroth wird, im Sommer aber ebenfalls
grün iſt.

Der gemeine Hartriegel zeigt beſonders deutlich die kreuzweiſe gegen-
ſtändige Stellung ſeiner dünnen weit abſtehenden Triebe. Vollkommen
ausgewachſen bildet er einen nicht ſehr dichten 10—12 Ellen hohen Buſch
mit höchſtens einigen Zoll ſtarken Stämmchen, deren Holz dem des vorigen
an Härte wenig nachſteht, einen fleiſchrothen Kern und grünlichgelben
Splint hat.

Der gemeine Hartriegel iſt in allerlei Bodenarten in der Ebene wie
auf niederen Höhen in Deutſchland ſehr verbreitet, liebt aber beſonders
einen friſchen fruchtbaren Auenboden, wo er in den gemiſchten Laubwäldern
oft einen ziemlich großen Theil des Unterholzes ausmacht und im Nieder-
walde wegen ſeiner bedeutenden Ausſchlagsfähigkeit willkommen iſt.

28. Der Waſſerholder oder gemeine Schneeball, Viburnum Opulus L.
und
29. Der Schlingſtrauch, Viburnum Lantana L.

Zwei von einander ſehr verſchiedene Arten, die beſonders in den
gemiſchten Laubwäldern der Ebenen erſterer faſt in ganz Deutſchland,
letzterer mehr in Süddeutſchland vorkommen.

Von dem Waſſerholder iſt uns die Gartenſpielart, „der Schneeball“,
bekannter als die im Walde wachſende Stammform. Sie beruht darin,

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[482/0532] gebildet iſt, in anſehnlichen gewölbten Trugdolden von größeren weißen Blüthen. Die Früchte ſind denen des Flieders ähnliche, doch etwas größere ſchwarze Beeren. Vor dem Abfallen wird das Laub blutroth, welche Farbe während des Winters auch den ein- und zweijährigen Trieben zukommt. Nach der Ausbildung des Laubes verſchwindet dieſe Farbe bis zum Herbſt wieder und macht einem ſchmutzigen Grün Platz. Dieſer von den Jahreszeiten abhängende Wechſel junger Rinde kommt auch bei vielen Weiden, beſonders deutlich an den Ruthen mancher Kopfweiden kurz vor der Oeffnung der Knospen vor, am entſchiedenſten aber bei einer aus Amerika in unſeren Gärten eingeführten buſchigen Hartriegelart mit weißen Früchten, Cornus alba, deren Rinde ſelbſt an 5—6jährigen Zweigen während des Winters rein purpurroth wird, im Sommer aber ebenfalls grün iſt. Der gemeine Hartriegel zeigt beſonders deutlich die kreuzweiſe gegen- ſtändige Stellung ſeiner dünnen weit abſtehenden Triebe. Vollkommen ausgewachſen bildet er einen nicht ſehr dichten 10—12 Ellen hohen Buſch mit höchſtens einigen Zoll ſtarken Stämmchen, deren Holz dem des vorigen an Härte wenig nachſteht, einen fleiſchrothen Kern und grünlichgelben Splint hat. Der gemeine Hartriegel iſt in allerlei Bodenarten in der Ebene wie auf niederen Höhen in Deutſchland ſehr verbreitet, liebt aber beſonders einen friſchen fruchtbaren Auenboden, wo er in den gemiſchten Laubwäldern oft einen ziemlich großen Theil des Unterholzes ausmacht und im Nieder- walde wegen ſeiner bedeutenden Ausſchlagsfähigkeit willkommen iſt. 28. Der Waſſerholder oder gemeine Schneeball, Viburnum Opulus L. und 29. Der Schlingſtrauch, Viburnum Lantana L. Zwei von einander ſehr verſchiedene Arten, die beſonders in den gemiſchten Laubwäldern der Ebenen erſterer faſt in ganz Deutſchland, letzterer mehr in Süddeutſchland vorkommen. Von dem Waſſerholder iſt uns die Gartenſpielart, „der Schneeball“, bekannter als die im Walde wachſende Stammform. Sie beruht darin,

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/532>, abgerufen am 26.04.2024.