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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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54. Der gemeine Spindelbaum, Evonymus europaeus L.
und
55. Der breitblättrige Spindelbaum, E. latifolius L.

Die kleine, großentheils außereuropäische, nur Bäume und Sträucher
enthaltende Familie der Celastrineen ist bei uns allein durch die genannte
Gattung vertreten, welche wegen der abenteuerlichen Fruchtform den Volks-
namen Pfaffenhütchen erhalten hat.

Die unscheinbaren, in den Blattwinkeln langgestielte Dolden bil-
denden Blüthen der Spindelbaumarten haben 4 oder 5 Kelchzipfel und
auf einem runden schwieligen Fruchtboden ebenso viele Blumenblätter und
Staubgefäße und 1 Stempel, aus welchem die bekannte 3 -- 5 fächerige
und 3 -- 5 kantige, bei der Reife purpurrothe Frucht wird, welche in jedem
Fache einen oder mehrere große von einem pomeranzenrothen saftigen
Mantel umhüllte Samen enthalten; die elliptisch-eirunden spitzen neben-
blattlosen Blätter stehen kreuzweise gegenständig.

Der gemeine Spindelbaum unterscheidet sich von dem breit-
blättrigen
durch Blüthen mit nur 4 Staubgefäßen und weißgrünlichen
Blumenblättern und durch kürzer gestielte, meist vierfächerige, Früchte, deren
Fächerkanten ziemlich scharf ausgeprägt sind aber nicht flügelartig hervor-
springen; die Blätter sind kleiner, weniger schlank an der Spitze aus-
gezogen, sie haben zahlreichere Seitenrippen und eine zartere Mittelrippe
und die feine Zähnelung des Randes ist etwas unregelmäßiger; die älteren
Triebe haben eine lebhaft grüne Rinde mit 4 linienförmigen Korkleisten
und sind daher äußerlich deutlich vierseitig; das Mark ist auf dem Quer-
schnitt schmal elliptisch und der Holzkörper nur sehr schwach vierseitig,
meist fast vollkommen kreisförmig. Die Knospen stehen auf hervor-
springenden Blattkissen, sie sind grün, eirund, spitz mit bauchig gekielten
Schuppen und stehen vom Triebe ab. Das Holz des gemeinen Spindel-
baums ist gelb und hat sehr zahlreiche aber sehr enge Poren und ist daher
dennoch sehr dicht, fein und fest. Jahrringe deutlich durch feine poren-
arme Herbstholzlinien von einander abgegrenzt.

Der gemeine Spindelbaum kommt durch ganz Deutschland in Vor-
hölzern und Feldhecken sehr verbreitet vor und bildet meist nur einen

54. Der gemeine Spindelbaum, Evonymus europaeus L.
und
55. Der breitblättrige Spindelbaum, E. latifolius L.

Die kleine, großentheils außereuropäiſche, nur Bäume und Sträucher
enthaltende Familie der Celaſtrineen iſt bei uns allein durch die genannte
Gattung vertreten, welche wegen der abenteuerlichen Fruchtform den Volks-
namen Pfaffenhütchen erhalten hat.

Die unſcheinbaren, in den Blattwinkeln langgeſtielte Dolden bil-
denden Blüthen der Spindelbaumarten haben 4 oder 5 Kelchzipfel und
auf einem runden ſchwieligen Fruchtboden ebenſo viele Blumenblätter und
Staubgefäße und 1 Stempel, aus welchem die bekannte 3 — 5 fächerige
und 3 — 5 kantige, bei der Reife purpurrothe Frucht wird, welche in jedem
Fache einen oder mehrere große von einem pomeranzenrothen ſaftigen
Mantel umhüllte Samen enthalten; die elliptiſch-eirunden ſpitzen neben-
blattloſen Blätter ſtehen kreuzweiſe gegenſtändig.

Der gemeine Spindelbaum unterſcheidet ſich von dem breit-
blättrigen
durch Blüthen mit nur 4 Staubgefäßen und weißgrünlichen
Blumenblättern und durch kürzer geſtielte, meiſt vierfächerige, Früchte, deren
Fächerkanten ziemlich ſcharf ausgeprägt ſind aber nicht flügelartig hervor-
ſpringen; die Blätter ſind kleiner, weniger ſchlank an der Spitze aus-
gezogen, ſie haben zahlreichere Seitenrippen und eine zartere Mittelrippe
und die feine Zähnelung des Randes iſt etwas unregelmäßiger; die älteren
Triebe haben eine lebhaft grüne Rinde mit 4 linienförmigen Korkleiſten
und ſind daher äußerlich deutlich vierſeitig; das Mark iſt auf dem Quer-
ſchnitt ſchmal elliptiſch und der Holzkörper nur ſehr ſchwach vierſeitig,
meiſt faſt vollkommen kreisförmig. Die Knospen ſtehen auf hervor-
ſpringenden Blattkiſſen, ſie ſind grün, eirund, ſpitz mit bauchig gekielten
Schuppen und ſtehen vom Triebe ab. Das Holz des gemeinen Spindel-
baums iſt gelb und hat ſehr zahlreiche aber ſehr enge Poren und iſt daher
dennoch ſehr dicht, fein und feſt. Jahrringe deutlich durch feine poren-
arme Herbſtholzlinien von einander abgegrenzt.

Der gemeine Spindelbaum kommt durch ganz Deutſchland in Vor-
hölzern und Feldhecken ſehr verbreitet vor und bildet meiſt nur einen

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[533/0587] 54. Der gemeine Spindelbaum, Evonymus europaeus L. und 55. Der breitblättrige Spindelbaum, E. latifolius L. Die kleine, großentheils außereuropäiſche, nur Bäume und Sträucher enthaltende Familie der Celaſtrineen iſt bei uns allein durch die genannte Gattung vertreten, welche wegen der abenteuerlichen Fruchtform den Volks- namen Pfaffenhütchen erhalten hat. Die unſcheinbaren, in den Blattwinkeln langgeſtielte Dolden bil- denden Blüthen der Spindelbaumarten haben 4 oder 5 Kelchzipfel und auf einem runden ſchwieligen Fruchtboden ebenſo viele Blumenblätter und Staubgefäße und 1 Stempel, aus welchem die bekannte 3 — 5 fächerige und 3 — 5 kantige, bei der Reife purpurrothe Frucht wird, welche in jedem Fache einen oder mehrere große von einem pomeranzenrothen ſaftigen Mantel umhüllte Samen enthalten; die elliptiſch-eirunden ſpitzen neben- blattloſen Blätter ſtehen kreuzweiſe gegenſtändig. Der gemeine Spindelbaum unterſcheidet ſich von dem breit- blättrigen durch Blüthen mit nur 4 Staubgefäßen und weißgrünlichen Blumenblättern und durch kürzer geſtielte, meiſt vierfächerige, Früchte, deren Fächerkanten ziemlich ſcharf ausgeprägt ſind aber nicht flügelartig hervor- ſpringen; die Blätter ſind kleiner, weniger ſchlank an der Spitze aus- gezogen, ſie haben zahlreichere Seitenrippen und eine zartere Mittelrippe und die feine Zähnelung des Randes iſt etwas unregelmäßiger; die älteren Triebe haben eine lebhaft grüne Rinde mit 4 linienförmigen Korkleiſten und ſind daher äußerlich deutlich vierſeitig; das Mark iſt auf dem Quer- ſchnitt ſchmal elliptiſch und der Holzkörper nur ſehr ſchwach vierſeitig, meiſt faſt vollkommen kreisförmig. Die Knospen ſtehen auf hervor- ſpringenden Blattkiſſen, ſie ſind grün, eirund, ſpitz mit bauchig gekielten Schuppen und ſtehen vom Triebe ab. Das Holz des gemeinen Spindel- baums iſt gelb und hat ſehr zahlreiche aber ſehr enge Poren und iſt daher dennoch ſehr dicht, fein und feſt. Jahrringe deutlich durch feine poren- arme Herbſtholzlinien von einander abgegrenzt. Der gemeine Spindelbaum kommt durch ganz Deutſchland in Vor- hölzern und Feldhecken ſehr verbreitet vor und bildet meiſt nur einen

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/587>, abgerufen am 26.04.2024.