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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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86.
Stets klarer wird es mir, und endlich wird es klar,
Daß ich nichts andres ward, als was ich anfangs war.
Ein Pflanzenkeim, der erst sich in zwei Läppchen spaltet,
Dann Stengel wird und Blatt, und sich als Blum' entfaltet.
Die Blume, die mit Licht schaut in sich selbst hinein,
Erkennt die Pflanz' in sich, das wird ihr Saame seyn.

87.
Wir leben nur zum Schein in Einer Welt zusammen,
In die zusammen gar verschiedne Welten schwammen.
So, äußerlich vereint, und innerlich getrennt,
Schwimmt jeder eigne Geist im eignen Element.


9*
86.
Stets klarer wird es mir, und endlich wird es klar,
Daß ich nichts andres ward, als was ich anfangs war.
Ein Pflanzenkeim, der erſt ſich in zwei Laͤppchen ſpaltet,
Dann Stengel wird und Blatt, und ſich als Blum' entfaltet.
Die Blume, die mit Licht ſchaut in ſich ſelbſt hinein,
Erkennt die Pflanz' in ſich, das wird ihr Saame ſeyn.

87.
Wir leben nur zum Schein in Einer Welt zuſammen,
In die zuſammen gar verſchiedne Welten ſchwammen.
So, aͤußerlich vereint, und innerlich getrennt,
Schwimmt jeder eigne Geiſt im eignen Element.


9*
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[195/0205] 86. Stets klarer wird es mir, und endlich wird es klar, Daß ich nichts andres ward, als was ich anfangs war. Ein Pflanzenkeim, der erſt ſich in zwei Laͤppchen ſpaltet, Dann Stengel wird und Blatt, und ſich als Blum' entfaltet. Die Blume, die mit Licht ſchaut in ſich ſelbſt hinein, Erkennt die Pflanz' in ſich, das wird ihr Saame ſeyn. 87. Wir leben nur zum Schein in Einer Welt zuſammen, In die zuſammen gar verſchiedne Welten ſchwammen. So, aͤußerlich vereint, und innerlich getrennt, Schwimmt jeder eigne Geiſt im eignen Element. 9*

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/205>, abgerufen am 26.04.2024.