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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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Den Feuerehrern hat das Feuer zur Belohnung
Gegeben ohne Müh' die schönste Winterwohnung.
Aus Steinen leicht gefügt, ein Haus mit Dach und Wand
Steht jedem nach der Wahl, wo einen Platz er fand.
Sie dürfen sich bei'm Bau'n nicht um den Bauplatz streiten,
Der Kranz der Häuser wächst mit Lust nach allen Seiten.
Denn überall durchzieht die heil'ge Gluth die Erde,
Und machet jedes Haus von selbst zum Feuerherde.
Den untern Boden deckt von Lehm die feste Tenne,
Daß den Bewohner sie von seiner Gottheit trenne.
Doch Oeffnungen sind da gelassen, wo erbeten
Des Elementes Kraft soll aus dem Boden treten.
Du steckest in die Spalt' ein lehmumgeb'nes Rohr,
Und leitest wie du willst den Feuergeist empor.
Und überall im Haus, wohin das Rohr du mündest,
Da leuchtet es, sobald du an den Dunststrom zündest.
Es ist ein schönes Licht und brauchst es nicht zu putzen,
Ohn' Aufwand kannst du es im Haus beliebig nutzen.
Den Feuerehrern hat das Feuer zur Belohnung
Gegeben ohne Muͤh' die ſchoͤnſte Winterwohnung.
Aus Steinen leicht gefuͤgt, ein Haus mit Dach und Wand
Steht jedem nach der Wahl, wo einen Platz er fand.
Sie duͤrfen ſich bei'm Bau'n nicht um den Bauplatz ſtreiten,
Der Kranz der Haͤuſer waͤchſt mit Luſt nach allen Seiten.
Denn uͤberall durchzieht die heil'ge Gluth die Erde,
Und machet jedes Haus von ſelbſt zum Feuerherde.
Den untern Boden deckt von Lehm die feſte Tenne,
Daß den Bewohner ſie von ſeiner Gottheit trenne.
Doch Oeffnungen ſind da gelaſſen, wo erbeten
Des Elementes Kraft ſoll aus dem Boden treten.
Du ſteckeſt in die Spalt' ein lehmumgeb'nes Rohr,
Und leiteſt wie du willſt den Feuergeiſt empor.
Und uͤberall im Haus, wohin das Rohr du muͤndeſt,
Da leuchtet es, ſobald du an den Dunſtſtrom zuͤndeſt.
Es iſt ein ſchoͤnes Licht und brauchſt es nicht zu putzen,
Ohn' Aufwand kannſt du es im Haus beliebig nutzen.
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[203/0213] Den Feuerehrern hat das Feuer zur Belohnung Gegeben ohne Muͤh' die ſchoͤnſte Winterwohnung. Aus Steinen leicht gefuͤgt, ein Haus mit Dach und Wand Steht jedem nach der Wahl, wo einen Platz er fand. Sie duͤrfen ſich bei'm Bau'n nicht um den Bauplatz ſtreiten, Der Kranz der Haͤuſer waͤchſt mit Luſt nach allen Seiten. Denn uͤberall durchzieht die heil'ge Gluth die Erde, Und machet jedes Haus von ſelbſt zum Feuerherde. Den untern Boden deckt von Lehm die feſte Tenne, Daß den Bewohner ſie von ſeiner Gottheit trenne. Doch Oeffnungen ſind da gelaſſen, wo erbeten Des Elementes Kraft ſoll aus dem Boden treten. Du ſteckeſt in die Spalt' ein lehmumgeb'nes Rohr, Und leiteſt wie du willſt den Feuergeiſt empor. Und uͤberall im Haus, wohin das Rohr du muͤndeſt, Da leuchtet es, ſobald du an den Dunſtſtrom zuͤndeſt. Es iſt ein ſchoͤnes Licht und brauchſt es nicht zu putzen, Ohn' Aufwand kannſt du es im Haus beliebig nutzen.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/213>, abgerufen am 26.04.2024.