Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
281.
Warum vertragen sich verschiedne Menschen selten?
Weil jeder gelten will, und keinen lassen gelten.
Und doch verschieden ist nur darum Mann von Mann,
Daß jeder, jedem unbeschadet, gelten kann.
In der Verschiedenheit der Stellung und der Meinung
Ist wol der Spaltung Grund, doch der auch der Vereinung.

282.
Die Unzufriedenheit mit deinem Thun, die Reue,
Hilft dazu, daß sich nicht das falsche Thun erneue.
Allein zum rechten Thun hilft sie dir wenig nur:
Die Reue reutet aus, doch wer bestellt die Flur?
Um deines Herzen Flur gedeihlich zu bestellen,
Muß Selbstvertraun, genährt von Gottvertraun, dich schwellen.


8*
281.
Warum vertragen ſich verſchiedne Menſchen ſelten?
Weil jeder gelten will, und keinen laſſen gelten.
Und doch verſchieden iſt nur darum Mann von Mann,
Daß jeder, jedem unbeſchadet, gelten kann.
In der Verſchiedenheit der Stellung und der Meinung
Iſt wol der Spaltung Grund, doch der auch der Vereinung.

282.
Die Unzufriedenheit mit deinem Thun, die Reue,
Hilft dazu, daß ſich nicht das falſche Thun erneue.
Allein zum rechten Thun hilft ſie dir wenig nur:
Die Reue reutet aus, doch wer beſtellt die Flur?
Um deines Herzen Flur gedeihlich zu beſtellen,
Muß Selbſtvertraun, genaͤhrt von Gottvertraun, dich ſchwellen.


8*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0181" n="171"/>
        <div n="2">
          <head>281.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Warum vertragen &#x017F;ich ver&#x017F;chiedne Men&#x017F;chen &#x017F;elten?</l><lb/>
              <l>Weil jeder gelten will, und keinen la&#x017F;&#x017F;en gelten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Und doch ver&#x017F;chieden i&#x017F;t nur darum Mann von Mann,</l><lb/>
              <l>Daß jeder, jedem unbe&#x017F;chadet, gelten kann.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>In der Ver&#x017F;chiedenheit der Stellung und der Meinung</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t wol der Spaltung Grund, doch der auch der Vereinung.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>282.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die Unzufriedenheit mit deinem Thun, die Reue,</l><lb/>
              <l>Hilft dazu, daß &#x017F;ich nicht das fal&#x017F;che Thun erneue.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Allein zum rechten Thun hilft &#x017F;ie dir wenig nur:</l><lb/>
              <l>Die Reue reutet aus, doch wer be&#x017F;tellt die Flur?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Um deines Herzen Flur gedeihlich zu be&#x017F;tellen,</l><lb/>
              <l>Muß Selb&#x017F;tvertraun, gena&#x0364;hrt von Gottvertraun, dich &#x017F;chwellen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">8*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0181] 281. Warum vertragen ſich verſchiedne Menſchen ſelten? Weil jeder gelten will, und keinen laſſen gelten. Und doch verſchieden iſt nur darum Mann von Mann, Daß jeder, jedem unbeſchadet, gelten kann. In der Verſchiedenheit der Stellung und der Meinung Iſt wol der Spaltung Grund, doch der auch der Vereinung. 282. Die Unzufriedenheit mit deinem Thun, die Reue, Hilft dazu, daß ſich nicht das falſche Thun erneue. Allein zum rechten Thun hilft ſie dir wenig nur: Die Reue reutet aus, doch wer beſtellt die Flur? Um deines Herzen Flur gedeihlich zu beſtellen, Muß Selbſtvertraun, genaͤhrt von Gottvertraun, dich ſchwellen. 8*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/181
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/181>, abgerufen am 26.04.2024.