Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Was Fremdes tritt herein, anweis' ihm seine Stelle,
Und was nur stören kann, abweis' es von der Schwelle.
Ein Manigfaltiges, ein Vielgestaltiges,
Zusammen sei's gefaßt durch ein Gewaltiges,
Durch ein Gewaltiges, das in der Mitte steht
Als Sonn', um die sich ein Planetenwirbel dreht.
Den Mittelpunkt des Lichts, den Mittelpunkt der Ruh,
Der Zieh- und Schwerkraft, hast, mußt haben in dir du.
Verdunkle nur ihn nicht und bring ihn nicht ins Schwanken
Durch thörichte Begier und eitele Gedanken.
Du gibst den Dingen Werth, und mußt dich selbst verklagen,
Wenn du, was du entbehrt, zu hoch hast angeschlagen.
Mit Vielem hält man Haus, mit Wen'gem kommt man aus;
Der schont den Magen, wem genügt ein Ohrenschmaus.
Nimm nur, was dir sich beut, und thu was du vermagst,
So lebst du ohne daß du dich noch andre plagst.

Was Fremdes tritt herein, anweiſ' ihm ſeine Stelle,
Und was nur ſtoͤren kann, abweiſ' es von der Schwelle.
Ein Manigfaltiges, ein Vielgeſtaltiges,
Zuſammen ſei's gefaßt durch ein Gewaltiges,
Durch ein Gewaltiges, das in der Mitte ſteht
Als Sonn', um die ſich ein Planetenwirbel dreht.
Den Mittelpunkt des Lichts, den Mittelpunkt der Ruh,
Der Zieh- und Schwerkraft, haſt, mußt haben in dir du.
Verdunkle nur ihn nicht und bring ihn nicht ins Schwanken
Durch thoͤrichte Begier und eitele Gedanken.
Du gibſt den Dingen Werth, und mußt dich ſelbſt verklagen,
Wenn du, was du entbehrt, zu hoch haſt angeſchlagen.
Mit Vielem haͤlt man Haus, mit Wen'gem kommt man aus;
Der ſchont den Magen, wem genuͤgt ein Ohrenſchmaus.
Nimm nur, was dir ſich beut, und thu was du vermagſt,
So lebſt du ohne daß du dich noch andre plagſt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0185" n="175"/>
            </l>
            <lg n="3">
              <l>Was Fremdes tritt herein, anwei&#x017F;' ihm &#x017F;eine Stelle,</l><lb/>
              <l>Und was nur &#x017F;to&#x0364;ren kann, abwei&#x017F;' es von der Schwelle.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ein Manigfaltiges, ein Vielge&#x017F;taltiges,</l><lb/>
              <l>Zu&#x017F;ammen &#x017F;ei's gefaßt durch ein Gewaltiges,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Durch ein Gewaltiges, das in der Mitte &#x017F;teht</l><lb/>
              <l>Als Sonn', um die &#x017F;ich ein Planetenwirbel dreht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Den Mittelpunkt des Lichts, den Mittelpunkt der Ruh,</l><lb/>
              <l>Der Zieh- und Schwerkraft, ha&#x017F;t, mußt haben in dir du.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Verdunkle nur ihn nicht und bring ihn nicht ins Schwanken</l><lb/>
              <l>Durch tho&#x0364;richte Begier und eitele Gedanken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Du gib&#x017F;t den Dingen Werth, und mußt dich &#x017F;elb&#x017F;t verklagen,</l><lb/>
              <l>Wenn du, was du entbehrt, zu hoch ha&#x017F;t ange&#x017F;chlagen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Mit Vielem ha&#x0364;lt man Haus, mit Wen'gem kommt man aus;</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;chont den Magen, wem genu&#x0364;gt ein Ohren&#x017F;chmaus.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Nimm nur, was dir &#x017F;ich beut, und thu was du vermag&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>So leb&#x017F;t du ohne daß du dich noch andre plag&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0185] Was Fremdes tritt herein, anweiſ' ihm ſeine Stelle, Und was nur ſtoͤren kann, abweiſ' es von der Schwelle. Ein Manigfaltiges, ein Vielgeſtaltiges, Zuſammen ſei's gefaßt durch ein Gewaltiges, Durch ein Gewaltiges, das in der Mitte ſteht Als Sonn', um die ſich ein Planetenwirbel dreht. Den Mittelpunkt des Lichts, den Mittelpunkt der Ruh, Der Zieh- und Schwerkraft, haſt, mußt haben in dir du. Verdunkle nur ihn nicht und bring ihn nicht ins Schwanken Durch thoͤrichte Begier und eitele Gedanken. Du gibſt den Dingen Werth, und mußt dich ſelbſt verklagen, Wenn du, was du entbehrt, zu hoch haſt angeſchlagen. Mit Vielem haͤlt man Haus, mit Wen'gem kommt man aus; Der ſchont den Magen, wem genuͤgt ein Ohrenſchmaus. Nimm nur, was dir ſich beut, und thu was du vermagſt, So lebſt du ohne daß du dich noch andre plagſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/185
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/185>, abgerufen am 26.04.2024.