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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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20.
Ich sah ein schönes Haus, reich von der Kunst geschmückt,
Der Bilder Farbenglut den Wänden aufgedrückt.
Doch war die gröste Kunst, daß sich die Kunst so breit
Nicht machte drin, um auszuschließen Wohnlichkeit.
Das ist die rechte Kunst, die, ohne Raum dem Leben
Zu nehmen, sich begnügt, ihm heitern Schmuck zu geben.
Was hilft es dem, der ganz sein Haus ließ malen an,
Wenn er vor lauter Glanz es nicht bewohnen kan?

20.
Ich ſah ein ſchoͤnes Haus, reich von der Kunſt geſchmuͤckt,
Der Bilder Farbenglut den Waͤnden aufgedruͤckt.
Doch war die groͤſte Kunſt, daß ſich die Kunſt ſo breit
Nicht machte drin, um auszuſchließen Wohnlichkeit.
Das iſt die rechte Kunſt, die, ohne Raum dem Leben
Zu nehmen, ſich begnuͤgt, ihm heitern Schmuck zu geben.
Was hilft es dem, der ganz ſein Haus ließ malen an,
Wenn er vor lauter Glanz es nicht bewohnen kan?

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[320/0330] 20. Ich ſah ein ſchoͤnes Haus, reich von der Kunſt geſchmuͤckt, Der Bilder Farbenglut den Waͤnden aufgedruͤckt. Doch war die groͤſte Kunſt, daß ſich die Kunſt ſo breit Nicht machte drin, um auszuſchließen Wohnlichkeit. Das iſt die rechte Kunſt, die, ohne Raum dem Leben Zu nehmen, ſich begnuͤgt, ihm heitern Schmuck zu geben. Was hilft es dem, der ganz ſein Haus ließ malen an, Wenn er vor lauter Glanz es nicht bewohnen kan?

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/330>, abgerufen am 26.04.2024.