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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Weinbereitung.
Quetschmühle liegenden Balken eingefügt ist. Die Preßkörbe stehen
auf einem mit Rand und Ablauf versehenen, etwas geneigten Brette,
welches den herausgepreßten Saft auffängt und in einen vorgestellten
Kübel fließen läßt. Fig. 302 zeigt die Obstmühle, auf eine Karre
montiert, ohne diese Preßvorrichtung, welche in Fig. 303 allein abge-
bildet ist.

Auch aus dem sehr zuckerreichen Safte der Kokospalmen (Cocos
nucifera
) wird ein Wein erzeugt, der Palmenwein oder Toddy genannt
wird, ebenso aus dem Zuckerrohr (Saccharum officinarum), "Guarapo"
genannt, und endlich auch aus der amerikanischen Aloe (Agave Ameri-
cana
), der die Namen Pulque, Octli oder Agavenwein führt.

Dr. Max Weitz.

b) Die Aufgußgetränke: Kaffee, Thee und
Kakao (Schokolade).

Es genügt bei unserer Ernährung nicht, die sich kontinuierlich
verbrauchenden Teile unseres Körpers durch Zufuhr der in den Nah-
rungsmitteln enthaltenen Bestandteile desselben wieder zu ergänzen,
sondern die Nahrungsmittel müssen gleichzeitig durch die Wirkung der
Genußmittel unterstützt werden. Trotzdem die letzteren -- alkoholische
Getränke, Aufgußgetränke, Gewürze, Tabak etc. -- mit Ausnahme des
Bieres auch nicht den geringsten direkten Nährwert haben, so sind sie
es doch eigentlich, welche unseren Körper einerseits befähigen, die ihm
zugeführten Nahrungsmittel überhaupt ohne Widerwillen aufzunehmen
und zu verdauen, andererseits aber auch uns geistig anregen und
erregen. Sie ermöglichen es uns, unsere erschlaffenden Kräfte gerade
dann zu sammeln und zu verwenden, wenn es darauf ankommt, in
irgend einem Augenblick nicht müde zu sein, sondern trotz der uns
beschleichenden Mattigkeit auszuharren. Man hat daher die Wirkung
dieser Genußmittel sehr bezeichnend mit der Wirkung eines Peitschen-
hiebes verglichen, den wir einem Pferde gerade dann versetzen, wenn
dasselbe seine letzten Kräfte sammeln soll, um vorliegende Hindernisse
momentan zu überwinden. Ohne daß dem Pferde durch den Peitschen-
hieb irgend welche Kraft erteilt würde, wird doch durch dieses Mittel
sehr häufig der beabsichtigte Zweck erreicht. Natürlich tritt nach diesem
Sammeln und Verwenden des letzten Restes der Kraft auch später
eine um so größere Erschlaffung ein, und wer mit den Kräften seines
Pferdes haushälterisch umgeht, wird demselben durch nachfolgende
Ruhe und Pflege Gelegenheit geben, das Übermaß von verbrauchter
Kraft wiederum zu ergänzen. Ebenso müssen wir unserem Körper
durch nachfolgende Ruhe Zeit zur Wiedererholung gönnen, wenn wir
seine körperlichen und geistigen Leistungen durch Zuhilfenahme von
Genußmitteln auf mehr als normale Höhe gebracht haben.

Die Weinbereitung.
Quetſchmühle liegenden Balken eingefügt iſt. Die Preßkörbe ſtehen
auf einem mit Rand und Ablauf verſehenen, etwas geneigten Brette,
welches den herausgepreßten Saft auffängt und in einen vorgeſtellten
Kübel fließen läßt. Fig. 302 zeigt die Obſtmühle, auf eine Karre
montiert, ohne dieſe Preßvorrichtung, welche in Fig. 303 allein abge-
bildet iſt.

Auch aus dem ſehr zuckerreichen Safte der Kokospalmen (Cocos
nucifera
) wird ein Wein erzeugt, der Palmenwein oder Toddy genannt
wird, ebenſo aus dem Zuckerrohr (Saccharum officinarum), „Guarapo“
genannt, und endlich auch aus der amerikaniſchen Aloe (Agave Ameri-
cana
), der die Namen Pulque, Octli oder Agavenwein führt.

Dr. Max Weitz.

b) Die Aufgußgetränke: Kaffee, Thee und
Kakao (Schokolade).

Es genügt bei unſerer Ernährung nicht, die ſich kontinuierlich
verbrauchenden Teile unſeres Körpers durch Zufuhr der in den Nah-
rungsmitteln enthaltenen Beſtandteile desſelben wieder zu ergänzen,
ſondern die Nahrungsmittel müſſen gleichzeitig durch die Wirkung der
Genußmittel unterſtützt werden. Trotzdem die letzteren — alkoholiſche
Getränke, Aufgußgetränke, Gewürze, Tabak ꝛc. — mit Ausnahme des
Bieres auch nicht den geringſten direkten Nährwert haben, ſo ſind ſie
es doch eigentlich, welche unſeren Körper einerſeits befähigen, die ihm
zugeführten Nahrungsmittel überhaupt ohne Widerwillen aufzunehmen
und zu verdauen, andererſeits aber auch uns geiſtig anregen und
erregen. Sie ermöglichen es uns, unſere erſchlaffenden Kräfte gerade
dann zu ſammeln und zu verwenden, wenn es darauf ankommt, in
irgend einem Augenblick nicht müde zu ſein, ſondern trotz der uns
beſchleichenden Mattigkeit auszuharren. Man hat daher die Wirkung
dieſer Genußmittel ſehr bezeichnend mit der Wirkung eines Peitſchen-
hiebes verglichen, den wir einem Pferde gerade dann verſetzen, wenn
dasſelbe ſeine letzten Kräfte ſammeln ſoll, um vorliegende Hinderniſſe
momentan zu überwinden. Ohne daß dem Pferde durch den Peitſchen-
hieb irgend welche Kraft erteilt würde, wird doch durch dieſes Mittel
ſehr häufig der beabſichtigte Zweck erreicht. Natürlich tritt nach dieſem
Sammeln und Verwenden des letzten Reſtes der Kraft auch ſpäter
eine um ſo größere Erſchlaffung ein, und wer mit den Kräften ſeines
Pferdes haushälteriſch umgeht, wird demſelben durch nachfolgende
Ruhe und Pflege Gelegenheit geben, das Übermaß von verbrauchter
Kraft wiederum zu ergänzen. Ebenſo müſſen wir unſerem Körper
durch nachfolgende Ruhe Zeit zur Wiedererholung gönnen, wenn wir
ſeine körperlichen und geiſtigen Leiſtungen durch Zuhilfenahme von
Genußmitteln auf mehr als normale Höhe gebracht haben.

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[521/0539] Die Weinbereitung. Quetſchmühle liegenden Balken eingefügt iſt. Die Preßkörbe ſtehen auf einem mit Rand und Ablauf verſehenen, etwas geneigten Brette, welches den herausgepreßten Saft auffängt und in einen vorgeſtellten Kübel fließen läßt. Fig. 302 zeigt die Obſtmühle, auf eine Karre montiert, ohne dieſe Preßvorrichtung, welche in Fig. 303 allein abge- bildet iſt. Auch aus dem ſehr zuckerreichen Safte der Kokospalmen (Cocos nucifera) wird ein Wein erzeugt, der Palmenwein oder Toddy genannt wird, ebenſo aus dem Zuckerrohr (Saccharum officinarum), „Guarapo“ genannt, und endlich auch aus der amerikaniſchen Aloe (Agave Ameri- cana), der die Namen Pulque, Octli oder Agavenwein führt. Dr. Max Weitz. b) Die Aufgußgetränke: Kaffee, Thee und Kakao (Schokolade). Es genügt bei unſerer Ernährung nicht, die ſich kontinuierlich verbrauchenden Teile unſeres Körpers durch Zufuhr der in den Nah- rungsmitteln enthaltenen Beſtandteile desſelben wieder zu ergänzen, ſondern die Nahrungsmittel müſſen gleichzeitig durch die Wirkung der Genußmittel unterſtützt werden. Trotzdem die letzteren — alkoholiſche Getränke, Aufgußgetränke, Gewürze, Tabak ꝛc. — mit Ausnahme des Bieres auch nicht den geringſten direkten Nährwert haben, ſo ſind ſie es doch eigentlich, welche unſeren Körper einerſeits befähigen, die ihm zugeführten Nahrungsmittel überhaupt ohne Widerwillen aufzunehmen und zu verdauen, andererſeits aber auch uns geiſtig anregen und erregen. Sie ermöglichen es uns, unſere erſchlaffenden Kräfte gerade dann zu ſammeln und zu verwenden, wenn es darauf ankommt, in irgend einem Augenblick nicht müde zu ſein, ſondern trotz der uns beſchleichenden Mattigkeit auszuharren. Man hat daher die Wirkung dieſer Genußmittel ſehr bezeichnend mit der Wirkung eines Peitſchen- hiebes verglichen, den wir einem Pferde gerade dann verſetzen, wenn dasſelbe ſeine letzten Kräfte ſammeln ſoll, um vorliegende Hinderniſſe momentan zu überwinden. Ohne daß dem Pferde durch den Peitſchen- hieb irgend welche Kraft erteilt würde, wird doch durch dieſes Mittel ſehr häufig der beabſichtigte Zweck erreicht. Natürlich tritt nach dieſem Sammeln und Verwenden des letzten Reſtes der Kraft auch ſpäter eine um ſo größere Erſchlaffung ein, und wer mit den Kräften ſeines Pferdes haushälteriſch umgeht, wird demſelben durch nachfolgende Ruhe und Pflege Gelegenheit geben, das Übermaß von verbrauchter Kraft wiederum zu ergänzen. Ebenſo müſſen wir unſerem Körper durch nachfolgende Ruhe Zeit zur Wiedererholung gönnen, wenn wir ſeine körperlichen und geiſtigen Leiſtungen durch Zuhilfenahme von Genußmitteln auf mehr als normale Höhe gebracht haben.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/539>, abgerufen am 26.04.2024.