Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Stunden von dieser Sternwarte auf der einen Seite hin-
aus und zu Montmartre auf der andern, hat man
Thürme, worauf die Akademisten mit Kanonen und Pen-
duluhren Versuche über die Geschwindigkeit des Schalls
gemacht haben. Man kan zugleich hier ganz Paris
übersehen, wiewohl auch bei schönem Wetter beständig
ein Theil der Stadt im Nebel, Rauch, Wolken und Dün-
sten eingehüllt ist. Dieser Ort ist viel besser dazu; und
viel höher, als der Thurm an der Kirche des Erzbischofs.
Denn von hier aus geht man beständig hinunterwärts bis
an jene Kirche. Maschinen sind nicht viele da, die
Astronomen observiren meist in ihren Häusern. An der
einen Seite sieht man den Garten, den Cassini aus ei-
ner sonst schlechten Gegend gemacht hat, eben der grosse
Mann, der auch den herrlichen Meridian hier und in
Carlsruhe gezogen hat.

L'Antiquite Romaine de Paris. Hierum darf
man sich künftig nicht mehr bemühen. Es ist nichts
mehr zu sehen, als der Platz. Noch vor 30. Jahren
stand in der Rue de la Harpe ein römisches Badhaus,
damals sah man noch die Gewölber etc. aber es ist theils
von sich selbst eingestürzt, theils hat man es nachher ein-
gerissen. Jetzt ist es ein Privathaus. Wems kein al-
ter Pariser sagt, der siehts für nichts weiter, als ein ge-
wöhnliches Haus an. Weil ich darnach fragte, so zeigte
es mir Mr. Delor. Ich wohnte heute auch noch den

Experiences physiques et chymiques sur l'air
fixe des differentes substances
bei Mr. Broignard
bei. Der Mann ist ein Apotheker, der sich gerne Praxis
verschaffen möchte, gibt daher zuweilen Gelegenheit, zu ihm
zu kommen, und die Nachahmungen der Englischen und

andern

Stunden von dieſer Sternwarte auf der einen Seite hin-
aus und zu Montmartre auf der andern, hat man
Thuͤrme, worauf die Akademiſten mit Kanonen und Pen-
duluhren Verſuche uͤber die Geſchwindigkeit des Schalls
gemacht haben. Man kan zugleich hier ganz Paris
uͤberſehen, wiewohl auch bei ſchoͤnem Wetter beſtaͤndig
ein Theil der Stadt im Nebel, Rauch, Wolken und Duͤn-
ſten eingehuͤllt iſt. Dieſer Ort iſt viel beſſer dazu; und
viel hoͤher, als der Thurm an der Kirche des Erzbiſchofs.
Denn von hier aus geht man beſtaͤndig hinunterwaͤrts bis
an jene Kirche. Maſchinen ſind nicht viele da, die
Aſtronomen obſerviren meiſt in ihren Haͤuſern. An der
einen Seite ſieht man den Garten, den Caſſini aus ei-
ner ſonſt ſchlechten Gegend gemacht hat, eben der groſſe
Mann, der auch den herrlichen Meridian hier und in
Carlsruhe gezogen hat.

L’Antiquité Romaine de Paris. Hierum darf
man ſich kuͤnftig nicht mehr bemuͤhen. Es iſt nichts
mehr zu ſehen, als der Platz. Noch vor 30. Jahren
ſtand in der Rue de la Harpe ein roͤmiſches Badhaus,
damals ſah man noch die Gewoͤlber ꝛc. aber es iſt theils
von ſich ſelbſt eingeſtuͤrzt, theils hat man es nachher ein-
geriſſen. Jetzt iſt es ein Privathaus. Wems kein al-
ter Pariſer ſagt, der ſiehts fuͤr nichts weiter, als ein ge-
woͤhnliches Haus an. Weil ich darnach fragte, ſo zeigte
es mir Mr. Delor. Ich wohnte heute auch noch den

Experiences phyſiques et chymiques ſur l’air
fixe des differentes ſubſtances
bei Mr. Broignard
bei. Der Mann iſt ein Apotheker, der ſich gerne Praxis
verſchaffen moͤchte, gibt daher zuweilen Gelegenheit, zu ihm
zu kommen, und die Nachahmungen der Engliſchen und

andern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0196" n="172"/>
Stunden von die&#x017F;er Sternwarte auf der einen Seite hin-<lb/>
aus und zu <hi rendition="#fr">Montmartre</hi> auf der andern, hat man<lb/>
Thu&#x0364;rme, worauf die Akademi&#x017F;ten mit Kanonen und Pen-<lb/>
duluhren Ver&#x017F;uche u&#x0364;ber die Ge&#x017F;chwindigkeit des Schalls<lb/>
gemacht haben. Man kan zugleich hier ganz <hi rendition="#fr">Paris</hi><lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ehen, wiewohl auch bei &#x017F;cho&#x0364;nem Wetter be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
ein Theil der Stadt im Nebel, Rauch, Wolken und Du&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten eingehu&#x0364;llt i&#x017F;t. Die&#x017F;er Ort i&#x017F;t viel be&#x017F;&#x017F;er dazu; und<lb/>
viel ho&#x0364;her, als der Thurm an der Kirche des Erzbi&#x017F;chofs.<lb/>
Denn von hier aus geht man be&#x017F;ta&#x0364;ndig hinunterwa&#x0364;rts bis<lb/>
an jene Kirche. Ma&#x017F;chinen &#x017F;ind nicht viele da, die<lb/>
A&#x017F;tronomen ob&#x017F;erviren mei&#x017F;t in ihren Ha&#x0364;u&#x017F;ern. An der<lb/>
einen Seite &#x017F;ieht man den Garten, den <hi rendition="#fr">Ca&#x017F;&#x017F;ini</hi> aus ei-<lb/>
ner &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chlechten Gegend gemacht hat, eben der gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Mann, der auch den herrlichen Meridian hier und in<lb/><hi rendition="#fr">Carlsruhe</hi> gezogen hat.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">L&#x2019;Antiquité Romaine de <hi rendition="#i">Paris.</hi></hi> Hierum darf<lb/>
man &#x017F;ich ku&#x0364;nftig nicht mehr bemu&#x0364;hen. Es i&#x017F;t nichts<lb/>
mehr zu &#x017F;ehen, als der Platz. Noch vor 30. Jahren<lb/>
&#x017F;tand in der <hi rendition="#aq">Rue de la Harpe</hi> ein ro&#x0364;mi&#x017F;ches Badhaus,<lb/>
damals &#x017F;ah man noch die Gewo&#x0364;lber &#xA75B;c. aber es i&#x017F;t theils<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t einge&#x017F;tu&#x0364;rzt, theils hat man es nachher ein-<lb/>
geri&#x017F;&#x017F;en. Jetzt i&#x017F;t es ein Privathaus. Wems kein al-<lb/>
ter <hi rendition="#fr">Pari&#x017F;er</hi> &#x017F;agt, der &#x017F;iehts fu&#x0364;r nichts weiter, als ein ge-<lb/>
wo&#x0364;hnliches Haus an. Weil ich darnach fragte, &#x017F;o zeigte<lb/>
es mir <hi rendition="#aq">Mr. <hi rendition="#i">Delor.</hi></hi> Ich wohnte heute auch noch den</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Experiences phy&#x017F;iques et chymiques &#x017F;ur l&#x2019;air<lb/>
fixe des differentes &#x017F;ub&#x017F;tances</hi> bei <hi rendition="#aq">Mr. <hi rendition="#i">Broignard</hi></hi><lb/>
bei. Der Mann i&#x017F;t ein Apotheker, der &#x017F;ich gerne Praxis<lb/>
ver&#x017F;chaffen mo&#x0364;chte, gibt daher zuweilen Gelegenheit, zu ihm<lb/>
zu kommen, und die Nachahmungen der Engli&#x017F;chen und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">andern</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0196] Stunden von dieſer Sternwarte auf der einen Seite hin- aus und zu Montmartre auf der andern, hat man Thuͤrme, worauf die Akademiſten mit Kanonen und Pen- duluhren Verſuche uͤber die Geſchwindigkeit des Schalls gemacht haben. Man kan zugleich hier ganz Paris uͤberſehen, wiewohl auch bei ſchoͤnem Wetter beſtaͤndig ein Theil der Stadt im Nebel, Rauch, Wolken und Duͤn- ſten eingehuͤllt iſt. Dieſer Ort iſt viel beſſer dazu; und viel hoͤher, als der Thurm an der Kirche des Erzbiſchofs. Denn von hier aus geht man beſtaͤndig hinunterwaͤrts bis an jene Kirche. Maſchinen ſind nicht viele da, die Aſtronomen obſerviren meiſt in ihren Haͤuſern. An der einen Seite ſieht man den Garten, den Caſſini aus ei- ner ſonſt ſchlechten Gegend gemacht hat, eben der groſſe Mann, der auch den herrlichen Meridian hier und in Carlsruhe gezogen hat. L’Antiquité Romaine de Paris. Hierum darf man ſich kuͤnftig nicht mehr bemuͤhen. Es iſt nichts mehr zu ſehen, als der Platz. Noch vor 30. Jahren ſtand in der Rue de la Harpe ein roͤmiſches Badhaus, damals ſah man noch die Gewoͤlber ꝛc. aber es iſt theils von ſich ſelbſt eingeſtuͤrzt, theils hat man es nachher ein- geriſſen. Jetzt iſt es ein Privathaus. Wems kein al- ter Pariſer ſagt, der ſiehts fuͤr nichts weiter, als ein ge- woͤhnliches Haus an. Weil ich darnach fragte, ſo zeigte es mir Mr. Delor. Ich wohnte heute auch noch den Experiences phyſiques et chymiques ſur l’air fixe des differentes ſubſtances bei Mr. Broignard bei. Der Mann iſt ein Apotheker, der ſich gerne Praxis verſchaffen moͤchte, gibt daher zuweilen Gelegenheit, zu ihm zu kommen, und die Nachahmungen der Engliſchen und andern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/196
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/196>, abgerufen am 26.04.2024.