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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Naturalienkabinet des Hrn. Prof. Röslers.
Ich fand darin besonders: -- Ammonshörner von
Aalen und Kirchen, die durchschnitten ganz marmorirt
waren. -- Dergl. von Aalen, die so viel Eisen haben,
daß sie mit andern Stuferzen sch[m]elzen. Sie sind sehr
schwer, und oft fast ganz schwarz. -- Kobold. Er
hat nicht einmal immer einerlei specifische Schwere, die
doch sonst jedes Metall hat. -- Japanische Münzen.
In die eine Hälfte der Muschelfchaale klebt der Japane-
ser ein mit Farben und Gold gemahltes dünnes Häutchen
oder Papierstück.

An Kunstsachen zeigte mir der Besitzer 1) Tie-
demann's Tubus.
Man konnte dadurch in der Stadt
die Traubenbeeren an den Stöcken in den Weinbergen
sehr hell und deutlich erkennen. Der Verfertiger ist hier
Kirchenmeßner. 2) Brander's Goniometer, der
130. Gulden kostet und wobei man keine Horizontallinie
braucht. 3) De la Lande's Rhomboidalnetz, zu Mes-
sung der Sternwinkel, von Brander in Augspurg in
Glas geschnitten. Der Besitzer meint, der Künstler
schneide sie mit Kupferstiften.

Hierauf wohnte ich der

Komischen Oper, der lustige Schulze im Dor-
fe
bei. Das Stück ward von Eleven und Stadtmäd-
chen aufgeführt. Man fängt um 4. Uhr schon an,
und nach 6. Uhr ist alles aus. Das hitzige Ballet-
tanzen hinten nach kan den jungen Leuten nicht gesund
seyn. --

Den

Naturalienkabinet des Hrn. Prof. Roͤslers.
Ich fand darin beſonders: — Ammonshoͤrner von
Aalen und Kirchen, die durchſchnitten ganz marmorirt
waren. — Dergl. von Aalen, die ſo viel Eiſen haben,
daß ſie mit andern Stuferzen ſch[m]elzen. Sie ſind ſehr
ſchwer, und oft faſt ganz ſchwarz. — Kobold. Er
hat nicht einmal immer einerlei ſpecifiſche Schwere, die
doch ſonſt jedes Metall hat. — Japaniſche Muͤnzen.
In die eine Haͤlfte der Muſchelfchaale klebt der Japane-
ſer ein mit Farben und Gold gemahltes duͤnnes Haͤutchen
oder Papierſtuͤck.

An Kunſtſachen zeigte mir der Beſitzer 1) Tie-
demann’s Tubus.
Man konnte dadurch in der Stadt
die Traubenbeeren an den Stoͤcken in den Weinbergen
ſehr hell und deutlich erkennen. Der Verfertiger iſt hier
Kirchenmeßner. 2) Brander’s Goniometer, der
130. Gulden koſtet und wobei man keine Horizontallinie
braucht. 3) De la Lande’s Rhomboidalnetz, zu Meſ-
ſung der Sternwinkel, von Brander in Augſpurg in
Glas geſchnitten. Der Beſitzer meint, der Kuͤnſtler
ſchneide ſie mit Kupferſtiften.

Hierauf wohnte ich der

Komiſchen Oper, der luſtige Schulze im Dor-
fe
bei. Das Stuͤck ward von Eleven und Stadtmaͤd-
chen aufgefuͤhrt. Man faͤngt um 4. Uhr ſchon an,
und nach 6. Uhr iſt alles aus. Das hitzige Ballet-
tanzen hinten nach kan den jungen Leuten nicht geſund
ſeyn. —

Den
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[66/0104] Naturalienkabinet des Hrn. Prof. Roͤslers. Ich fand darin beſonders: — Ammonshoͤrner von Aalen und Kirchen, die durchſchnitten ganz marmorirt waren. — Dergl. von Aalen, die ſo viel Eiſen haben, daß ſie mit andern Stuferzen ſchmelzen. Sie ſind ſehr ſchwer, und oft faſt ganz ſchwarz. — Kobold. Er hat nicht einmal immer einerlei ſpecifiſche Schwere, die doch ſonſt jedes Metall hat. — Japaniſche Muͤnzen. In die eine Haͤlfte der Muſchelfchaale klebt der Japane- ſer ein mit Farben und Gold gemahltes duͤnnes Haͤutchen oder Papierſtuͤck. An Kunſtſachen zeigte mir der Beſitzer 1) Tie- demann’s Tubus. Man konnte dadurch in der Stadt die Traubenbeeren an den Stoͤcken in den Weinbergen ſehr hell und deutlich erkennen. Der Verfertiger iſt hier Kirchenmeßner. 2) Brander’s Goniometer, der 130. Gulden koſtet und wobei man keine Horizontallinie braucht. 3) De la Lande’s Rhomboidalnetz, zu Meſ- ſung der Sternwinkel, von Brander in Augſpurg in Glas geſchnitten. Der Beſitzer meint, der Kuͤnſtler ſchneide ſie mit Kupferſtiften. Hierauf wohnte ich der Komiſchen Oper, der luſtige Schulze im Dor- fe bei. Das Stuͤck ward von Eleven und Stadtmaͤd- chen aufgefuͤhrt. Man faͤngt um 4. Uhr ſchon an, und nach 6. Uhr iſt alles aus. Das hitzige Ballet- tanzen hinten nach kan den jungen Leuten nicht geſund ſeyn. — Den

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/104>, abgerufen am 27.04.2024.