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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Naturalienkabinet der Universität. Es ist noch
klein *), und enthält lauter Sachen aus Tyrol, sonder-
lich viele Kupferstufen; schöne Dendriten, die den
Florentinern völlig gleich kommen; eine Pinna mar-
garitifera
aus der Syll, die aus dem Berg Bronner
kömmt; Granaten, auch aus dem hiesigen Lande, sie
sind sehr gros, halten aber das Schleifen nicht aus, son-
dern springen; wohl 200. Sorten Marmor, ebenfalls
aus dem Lande; vielerlei Versteinerungen und Inkru-
stationen, auch Römische Alterthümer, vielerlei Farben
von Sal Gemmae. -- Die Städte Inspruck, Schwag,
und Hall aus Stücken von Sal Gemmae geschnitten.

Die Bibliothek der Universität. Sie ist erst
von der verstorb. Kais. Mar. Th. gestiftet worden, aber
doch schon an die 30,000 Bände stark. Merkwürdig
war mir besonders

a) Der erste Theuerdank, in Knüttelversen, auf Per-
gament geschrieben, mit schönen Malereien, von des
Kaisers Maxim. des 1 ten Kaplan, Melchior Pfin-
zing,
der sich unter der Dedikation unterschreibt.
b) Senecae Tragoediac, eine Handschrift aus dem 14.
Jahrhundert.
c) Virgil, auch eine Handschrift aus eben der Zeit, aber
herrlich geschrieben, und mit Plaschgold, wie man's
gar nicht mehr so haltbar machen kan, und mit un-
endlich feinen Zeichnungen und Zierrathen ausge-
schmückt.
d) Eine
*) Ein längst verfaulter Mann sammelte es für sich zum
Vergnügen und in der Unordnung, wie ers ohne Kunst
und Wissenschaft hinterlies, ist es bisher noch ge-
blieben.

Naturalienkabinet der Univerſitaͤt. Es iſt noch
klein *), und enthaͤlt lauter Sachen aus Tyrol, ſonder-
lich viele Kupferſtufen; ſchoͤne Dendriten, die den
Florentinern voͤllig gleich kommen; eine Pinna mar-
garitifera
aus der Syll, die aus dem Berg Bronner
koͤmmt; Granaten, auch aus dem hieſigen Lande, ſie
ſind ſehr gros, halten aber das Schleifen nicht aus, ſon-
dern ſpringen; wohl 200. Sorten Marmor, ebenfalls
aus dem Lande; vielerlei Verſteinerungen und Inkru-
ſtationen, auch Roͤmiſche Alterthuͤmer, vielerlei Farben
von Sal Gemmae. — Die Staͤdte Inſpruck, Schwag,
und Hall aus Stuͤcken von Sal Gemmae geſchnitten.

Die Bibliothek der Univerſitaͤt. Sie iſt erſt
von der verſtorb. Kaiſ. Mar. Th. geſtiftet worden, aber
doch ſchon an die 30,000 Baͤnde ſtark. Merkwuͤrdig
war mir beſonders

a) Der erſte Theuerdank, in Knuͤttelverſen, auf Per-
gament geſchrieben, mit ſchoͤnen Malereien, von des
Kaiſers Maxim. des 1 ten Kaplan, Melchior Pfin-
zing,
der ſich unter der Dedikation unterſchreibt.
b) Senecae Tragoediac, eine Handſchrift aus dem 14.
Jahrhundert.
c) Virgil, auch eine Handſchrift aus eben der Zeit, aber
herrlich geſchrieben, und mit Plaſchgold, wie man’s
gar nicht mehr ſo haltbar machen kan, und mit un-
endlich feinen Zeichnungen und Zierrathen ausge-
ſchmuͤckt.
d) Eine
*) Ein laͤngſt verfaulter Mann ſammelte es fuͤr ſich zum
Vergnuͤgen und in der Unordnung, wie ers ohne Kunſt
und Wiſſenſchaft hinterlies, iſt es bisher noch ge-
blieben.
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[440/0478] Naturalienkabinet der Univerſitaͤt. Es iſt noch klein *), und enthaͤlt lauter Sachen aus Tyrol, ſonder- lich viele Kupferſtufen; ſchoͤne Dendriten, die den Florentinern voͤllig gleich kommen; eine Pinna mar- garitifera aus der Syll, die aus dem Berg Bronner koͤmmt; Granaten, auch aus dem hieſigen Lande, ſie ſind ſehr gros, halten aber das Schleifen nicht aus, ſon- dern ſpringen; wohl 200. Sorten Marmor, ebenfalls aus dem Lande; vielerlei Verſteinerungen und Inkru- ſtationen, auch Roͤmiſche Alterthuͤmer, vielerlei Farben von Sal Gemmae. — Die Staͤdte Inſpruck, Schwag, und Hall aus Stuͤcken von Sal Gemmae geſchnitten. Die Bibliothek der Univerſitaͤt. Sie iſt erſt von der verſtorb. Kaiſ. Mar. Th. geſtiftet worden, aber doch ſchon an die 30,000 Baͤnde ſtark. Merkwuͤrdig war mir beſonders a) Der erſte Theuerdank, in Knuͤttelverſen, auf Per- gament geſchrieben, mit ſchoͤnen Malereien, von des Kaiſers Maxim. des 1 ten Kaplan, Melchior Pfin- zing, der ſich unter der Dedikation unterſchreibt. b) Senecae Tragoediac, eine Handſchrift aus dem 14. Jahrhundert. c) Virgil, auch eine Handſchrift aus eben der Zeit, aber herrlich geſchrieben, und mit Plaſchgold, wie man’s gar nicht mehr ſo haltbar machen kan, und mit un- endlich feinen Zeichnungen und Zierrathen ausge- ſchmuͤckt. d) Eine *) Ein laͤngſt verfaulter Mann ſammelte es fuͤr ſich zum Vergnuͤgen und in der Unordnung, wie ers ohne Kunſt und Wiſſenſchaft hinterlies, iſt es bisher noch ge- blieben.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/478>, abgerufen am 26.04.2024.