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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Auf ein Quater-Stuck hat er gebildet/ wie Venus und Mars neben einander/ in einem schönen Blumen-Feld/ schlaffen liegend/ um welche unterschiedliche Ein Liebes-Stuck. kleine Liebes-Götter herum springen/ spielen/ und des Mars Waffen hin und her tragen: Cupido stehet vor einem Myrtenbusch/ und erschrikt vor einem darinn verborgenen Caninchen/ in der Luft fliegen etliche Venus-Tauben hin und wieder. Ferner hat er einen auf einem Esel reitenden Silenum gemacht/ so mit vielen Kindern umgeben ware/ die ihme zu essen und zu trinken brachten/ aus welchem allein man seinen hohen Geist gnug abnehmen konte.

Sein humor. Er achtete gar nichts auf niedliches Leben; sondern sotte sich selbst/ wann er ohne das Leim-Wasser kochte/ ein Ey oder 50/ und verzehrte solche nach und nach: Die Fliegen verfolgte er von Morgen biß in die Nacht/ furchte sich sehr vor den Donner-Wettern/ und verkroche sich/ wol in einen Mantel verwickelt/ so lang sie wärten/ in einen Winkel/ und konte nichts üblers leiden/ als das Weinen der Kinder/ das Husten der Leute/ den Glockenschall und Gesang der Mönche: hingegen erlustigte er sich sehr an dem Regenwetter. In seinem Alter war er sehr wunderlich/ indem er oft wolte arbeiten/ da er doch seine vom Schlag gelähmte Glieder nicht brauchen konte/ dannenhero er haben wolte/ man Seine Lehr-Jünger. solte ihme die Hände abhauen. Er hat viel Lehrjünger gehabt/ und unter andern den Andrea del Sarto, und Francesco di San Gallo.

XXXIII. GIUILIAN und ANTONIO di S. Gallo, Bildhauer/ Baumeister und Ingenieurs von Florenz.DEr Kunst-reiche Florentinische Baumeister/ Paul Giamberti, hatte zween Söhne/ Namens GIULIAN und ANTONIO, welche er gar früh zu seinem Freund/ und fürtrefflichen Bildhauer/ Francione, in die Lehr gethan/ worinn absonderlich Giuliano so wol zugenommen/ daß er bald für sich selbst in dem Pisischen Hauß angefangen zu arbeiten/ wo auch noch viele Stucke von seiner Hand zu sehen: Er verstunde sich auch sehr wol auf die Architectur- und Ingenieur-Kunst/ dannenhero Lorenzo de Medices ihn zu seinem Bau- und Artigleri-Meister gesezt/ als er von dem Herzog aus Calabria überzogen worden/ welches Amt er mit solcher Klugheit verrichtet/ daß der Herzog unverrichter Sachen bald weichen müssen. Darauf wurde ihm von hochgedachtem Lorenzo Ihre Bauwerke zu Florenz/ ein Mönchs-Closter/ ausserhalb der Porten S. Gallo zu Florenz/ zu bauen angedinget/ welches er mit großer Wissenschaft verfärtiget/ so aber nicht lang gestanden/ sondern im Jahr 1530. in der Florentinischen Belägerung/ wieder geschleiffet worden ist: Von diesem Closter haben diese beyde Brüder den Zunamen di S. Gallo bekommen/ und obwol Giuliano sich gegen den Herzog beschweret: es würde dardurch seines alten und guten Herkommens vergessen/ sagte ihm doch derselbe: Es wäre ihm viel rühmlicher/ daß er ein Anfänger eines neuen/ als Fortsetzer eines alten Stammhauses genennet würde.

Nach diesem belägerten die Florentiner die und vor Pisa. Stadt Pisa, konten aber doch nicht verhindern/ daß alle Lebensmittel in die Stadt gebracht/ und also keine Ubergab zu hoffen ware/ da sandte Pietro [Spaltenumbruch] Soderini unsern Giuliano ins Lager/ der/ mit Beyhülf seines Bruders Antonio, eine Schiffbruck auf den Arnus, und die Florentinische Soldaten darein sezte/ welche die Pisaner so eintrieben/ daß sie einen Accord eingehen musten. Zwey Jahr hernach/ nemlich im Jahr 1534. und 74. seines Alters/ starbe Giuliano (dessen Conterfät in der Kupferblatten N) am Stein und Grieß/ und wurde von jedermann/ wegen seiner Kunst/ schmerzlich betrauret/ absonderlich aber von seinem Bruder/ der sich in seinem Alter anfienge an dem Ackerbau zu belustigen/ biß er endlich Anno 1534. seinem Bruder nachgefolget/ und gleich wie im Leben/ also auch nach dem Tod demselben zugesellet worden/ in der Gianbertischen Begräbnis/ alla S. Maria Novella.

Was sie der Bau-Kunst zu gut erfunden. Diese Brüder haben allen Bau-Künstlern eine schöne manier hinterlassen/ indem sie die Dorische proportion und Maß mit viel leichtern und gewissern Regeln/ als Vitruvius, gelehret/ und eine schöne Kunst in ihren Florentinischen Gebäuden gezeiget: Ihre eigne Häuser haben sie mit allerhand herrlichen Statuen von Marmor und Metall erfüllet/ dannenhero auf ihren Grabstein nachfolgende Grabschrift geätzet worden.

Ihre Grab-Schrift.
Cedite Romani structores, cedite Graji,
Artis, Vitruvi, tu quoque cede parens:
Hetruscos celebrate Viros, testudinis arcus,
urna, thorus, statuae, templa domusque
petunt.

So in Teutsch also lauten möchte:

Weich Rom/ weich Griechenland/ Vitruvi,
weich zurück/

Genüge dich an dem bißher gehabten Glück:
Dern von S. Gallo Witz/ in der Baumeister-
Kunst/

(man schau die Werke an) verdienet Lob und
Gunst.

XXXIV. DOMINICO PULIGO, Mahler von Florenz.DEr berühmte Mahler Ridolfo di Domenico Grillandaio zu Florenz/ hatte allezeit unterschiedliche Jünglinge in der Lehr/ die durch eine ruhmwürdige Eifersucht sich unter einander in der Kunst antrieben/ und aufmunterten/ unter solchen ware auch DOMINICO PULIGO, von Florenz bürtig/ welcher durch einen sonderbaren Fleiß bald dahin gelangte/ daß er seinem Lehrmeister das Vorzugs-Kränzlein zweiffelhaftig machte. Er Seine Werke. mahlte ein Marien-Bild mit etlichen Kindern und Engeln/ und bey demselben den H. Bernardum sitzend und schreibend: Ferner eine sterbende Cleopatra, der die Schlange noch am Halß hängt: Die sich selbst tödtende Lucretia, und andere Sachen mehr/ alle sehr meisterhaft gemacht: In die Kirche dai Servi hat er mit großer Arbeit und Fleiß gemacht die Bildnis S. Francisci: In die Kirche Cestello, neben dem tabernacul, in fresco zwey Engel/ ein Marien-Bild mit dem Kindlein auf den Armen/ die heilige Gioanni Batista, Bernardo und andere: In die Abtey zuSettimo, auserhalb Florenz/ das Bildnis Graf Hugonis, der sieben Abteyen gestiftet hat: Endlich ins Castell

[Spaltenumbruch] Auf ein Quater-Stuck hat er gebildet/ wie Venus und Mars neben einander/ in einem schönen Blumen-Feld/ schlaffen liegend/ um welche unterschiedliche Ein Liebes-Stuck. kleine Liebes-Götter herum springen/ spielen/ und des Mars Waffen hin und her tragen: Cupido stehet vor einem Myrtenbusch/ und erschrikt vor einem darinn verborgenen Caninchen/ in der Luft fliegen etliche Venus-Tauben hin und wieder. Ferner hat er einen auf einem Esel reitenden Silenum gemacht/ so mit vielen Kindern umgeben ware/ die ihme zu essen und zu trinken brachten/ aus welchem allein man seinen hohen Geist gnug abnehmen konte.

Sein humor. Er achtete gar nichts auf niedliches Leben; sondern sotte sich selbst/ wann er ohne das Leim-Wasser kochte/ ein Ey oder 50/ und verzehrte solche nach und nach: Die Fliegen verfolgte er von Morgen biß in die Nacht/ furchte sich sehr vor den Donner-Wettern/ und verkroche sich/ wol in einen Mantel verwickelt/ so lang sie wärten/ in einen Winkel/ und konte nichts üblers leiden/ als das Weinen der Kinder/ das Husten der Leute/ den Glockenschall und Gesang der Mönche: hingegen erlustigte er sich sehr an dem Regenwetter. In seinem Alter war er sehr wunderlich/ indem er oft wolte arbeiten/ da er doch seine vom Schlag gelähmte Glieder nicht brauchen konte/ dannenhero er haben wolte/ man Seine Lehr-Jünger. solte ihme die Hände abhauen. Er hat viel Lehrjünger gehabt/ und unter andern den Andrea del Sarto, und Francesco di San Gallo.

XXXIII. GIUILIAN und ANTONIO di S. Gallo, Bildhauer/ Baumeister und Ingenieurs von Florenz.DEr Kunst-reiche Florentinische Baumeister/ Paul Giamberti, hatte zween Söhne/ Namens GIULIAN und ANTONIO, welche er gar früh zu seinem Freund/ und fürtrefflichen Bildhauer/ Francione, in die Lehr gethan/ worinn absonderlich Giuliano so wol zugenommen/ daß er bald für sich selbst in dem Pisischen Hauß angefangen zu arbeiten/ wo auch noch viele Stucke von seiner Hand zu sehen: Er verstunde sich auch sehr wol auf die Architectur- und Ingenieur-Kunst/ dannenhero Lorenzo de Medices ihn zu seinem Bau- und Artigleri-Meister gesezt/ als er von dem Herzog aus Calabria überzogen worden/ welches Amt er mit solcher Klugheit verrichtet/ daß der Herzog unverrichter Sachen bald weichen müssen. Darauf wurde ihm von hochgedachtem Lorenzo Ihre Bauwerke zu Florenz/ ein Mönchs-Closter/ ausserhalb der Porten S. Gallo zu Florenz/ zu bauen angedinget/ welches er mit großer Wissenschaft verfärtiget/ so aber nicht lang gestanden/ sondern im Jahr 1530. in der Florentinischen Belägerung/ wieder geschleiffet worden ist: Von diesem Closter haben diese beyde Brüder den Zunamen di S. Gallo bekommen/ und obwol Giuliano sich gegen den Herzog beschweret: es würde dardurch seines alten und guten Herkommens vergessen/ sagte ihm doch derselbe: Es wäre ihm viel rühmlicher/ daß er ein Anfänger eines neuen/ als Fortsetzer eines alten Stammhauses genennet würde.

Nach diesem belägerten die Florentiner die und vor Pisa. Stadt Pisa, konten aber doch nicht verhindern/ daß alle Lebensmittel in die Stadt gebracht/ und also keine Ubergab zu hoffen ware/ da sandte Pietro [Spaltenumbruch] Soderini unsern Giuliano ins Lager/ der/ mit Beyhülf seines Bruders Antonio, eine Schiffbruck auf den Arnus, und die Florentinische Soldaten darein sezte/ welche die Pisaner so eintrieben/ daß sie einen Accord eingehen musten. Zwey Jahr hernach/ nemlich im Jahr 1534. und 74. seines Alters/ starbe Giuliano (dessen Conterfät in der Kupferblatten N) am Stein und Grieß/ und wurde von jedermann/ wegen seiner Kunst/ schmerzlich betrauret/ absonderlich aber von seinem Bruder/ der sich in seinem Alter anfienge an dem Ackerbau zu belustigen/ biß er endlich Anno 1534. seinem Bruder nachgefolget/ und gleich wie im Leben/ also auch nach dem Tod demselben zugesellet worden/ in der Gianbertischen Begräbnis/ alla S. Maria Novella.

Was sie der Bau-Kunst zu gut erfunden. Diese Brüder haben allen Bau-Künstlern eine schöne manier hinterlassen/ indem sie die Dorische proportion und Maß mit viel leichtern und gewissern Regeln/ als Vitruvius, gelehret/ und eine schöne Kunst in ihren Florentinischen Gebäuden gezeiget: Ihre eigne Häuser haben sie mit allerhand herrlichen Statuen von Marmor und Metall erfüllet/ dannenhero auf ihren Grabstein nachfolgende Grabschrift geätzet worden.

Ihre Grab-Schrift.
Cedite Romani structores, cedite Graji,
Artis, Vitruvi, tu quoque cede parens:
Hetruscos celebrate Viros, testudinis arcus,
urna, thorus, statuae, templa domusque
petunt.

So in Teutsch also lauten möchte:

Weich Rom/ weich Griechenland/ Vitruvi,
weich zurück/

Genüge dich an dem bißher gehabten Glück:
Dern von S. Gallo Witz/ in der Baumeister-
Kunst/

(man schau die Werke an) verdienet Lob und
Gunst.

XXXIV. DOMINICO PULIGO, Mahler von Florenz.DEr berühmte Mahler Ridolfo di Domenico Grillandaio zu Florenz/ hatte allezeit unterschiedliche Jünglinge in der Lehr/ die durch eine ruhmwürdige Eifersucht sich unter einander in der Kunst antrieben/ und aufmunterten/ unter solchen ware auch DOMINICO PULIGO, von Florenz bürtig/ welcher durch einen sonderbaren Fleiß bald dahin gelangte/ daß er seinem Lehrmeister das Vorzugs-Kränzlein zweiffelhaftig machte. Er Seine Werke. mahlte ein Marien-Bild mit etlichen Kindern und Engeln/ und bey demselben den H. Bernardum sitzend und schreibend: Ferner eine sterbende Cleopatra, der die Schlange noch am Halß hängt: Die sich selbst tödtende Lucretia, und andere Sachen mehr/ alle sehr meisterhaft gemacht: In die Kirche dai Servi hat er mit großer Arbeit und Fleiß gemacht die Bildnis S. Francisci: In die Kirche Cestello, neben dem tabernacul, in fresco zwey Engel/ ein Marien-Bild mit dem Kindlein auf den Armen/ die heilige Gioanni Batista, Bernardo und andere: In die Abtey zuSettimo, auserhalb Florenz/ das Bildnis Graf Hugonis, der sieben Abteyen gestiftet hat: Endlich ins Castell

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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 86]/0110] Auf ein Quater-Stuck hat er gebildet/ wie Venus und Mars neben einander/ in einem schönen Blumen-Feld/ schlaffen liegend/ um welche unterschiedliche kleine Liebes-Götter herum springen/ spielen/ und des Mars Waffen hin und her tragen: Cupido stehet vor einem Myrtenbusch/ und erschrikt vor einem darinn verborgenen Caninchen/ in der Luft fliegen etliche Venus-Tauben hin und wieder. Ferner hat er einen auf einem Esel reitenden Silenum gemacht/ so mit vielen Kindern umgeben ware/ die ihme zu essen und zu trinken brachten/ aus welchem allein man seinen hohen Geist gnug abnehmen konte. Ein Liebes-Stuck. Er achtete gar nichts auf niedliches Leben; sondern sotte sich selbst/ wann er ohne das Leim-Wasser kochte/ ein Ey oder 50/ und verzehrte solche nach und nach: Die Fliegen verfolgte er von Morgen biß in die Nacht/ furchte sich sehr vor den Donner-Wettern/ und verkroche sich/ wol in einen Mantel verwickelt/ so lang sie wärten/ in einen Winkel/ und konte nichts üblers leiden/ als das Weinen der Kinder/ das Husten der Leute/ den Glockenschall und Gesang der Mönche: hingegen erlustigte er sich sehr an dem Regenwetter. In seinem Alter war er sehr wunderlich/ indem er oft wolte arbeiten/ da er doch seine vom Schlag gelähmte Glieder nicht brauchen konte/ dannenhero er haben wolte/ man solte ihme die Hände abhauen. Er hat viel Lehrjünger gehabt/ und unter andern den Andrea del Sarto, und Francesco di San Gallo. Sein humor. Seine Lehr-Jünger. DEr Kunst-reiche Florentinische Baumeister/ Paul Giamberti, hatte zween Söhne/ Namens GIULIAN und ANTONIO, welche er gar früh zu seinem Freund/ und fürtrefflichen Bildhauer/ Francione, in die Lehr gethan/ worinn absonderlich Giuliano so wol zugenommen/ daß er bald für sich selbst in dem Pisischen Hauß angefangen zu arbeiten/ wo auch noch viele Stucke von seiner Hand zu sehen: Er verstunde sich auch sehr wol auf die Architectur- und Ingenieur-Kunst/ dannenhero Lorenzo de Medices ihn zu seinem Bau- und Artigleri-Meister gesezt/ als er von dem Herzog aus Calabria überzogen worden/ welches Amt er mit solcher Klugheit verrichtet/ daß der Herzog unverrichter Sachen bald weichen müssen. Darauf wurde ihm von hochgedachtem Lorenzo ein Mönchs-Closter/ ausserhalb der Porten S. Gallo zu Florenz/ zu bauen angedinget/ welches er mit großer Wissenschaft verfärtiget/ so aber nicht lang gestanden/ sondern im Jahr 1530. in der Florentinischen Belägerung/ wieder geschleiffet worden ist: Von diesem Closter haben diese beyde Brüder den Zunamen di S. Gallo bekommen/ und obwol Giuliano sich gegen den Herzog beschweret: es würde dardurch seines alten und guten Herkommens vergessen/ sagte ihm doch derselbe: Es wäre ihm viel rühmlicher/ daß er ein Anfänger eines neuen/ als Fortsetzer eines alten Stammhauses genennet würde. XXXIII. GIUILIAN und ANTONIO di S. Gallo, Bildhauer/ Baumeister und Ingenieurs von Florenz. Ihre Bauwerke zu Florenz/ Nach diesem belägerten die Florentiner die Stadt Pisa, konten aber doch nicht verhindern/ daß alle Lebensmittel in die Stadt gebracht/ und also keine Ubergab zu hoffen ware/ da sandte Pietro Soderini unsern Giuliano ins Lager/ der/ mit Beyhülf seines Bruders Antonio, eine Schiffbruck auf den Arnus, und die Florentinische Soldaten darein sezte/ welche die Pisaner so eintrieben/ daß sie einen Accord eingehen musten. Zwey Jahr hernach/ nemlich im Jahr 1534. und 74. seines Alters/ starbe Giuliano (dessen Conterfät in der Kupferblatten N) am Stein und Grieß/ und wurde von jedermann/ wegen seiner Kunst/ schmerzlich betrauret/ absonderlich aber von seinem Bruder/ der sich in seinem Alter anfienge an dem Ackerbau zu belustigen/ biß er endlich Anno 1534. seinem Bruder nachgefolget/ und gleich wie im Leben/ also auch nach dem Tod demselben zugesellet worden/ in der Gianbertischen Begräbnis/ alla S. Maria Novella. und vor Pisa. Diese Brüder haben allen Bau-Künstlern eine schöne manier hinterlassen/ indem sie die Dorische proportion und Maß mit viel leichtern und gewissern Regeln/ als Vitruvius, gelehret/ und eine schöne Kunst in ihren Florentinischen Gebäuden gezeiget: Ihre eigne Häuser haben sie mit allerhand herrlichen Statuen von Marmor und Metall erfüllet/ dannenhero auf ihren Grabstein nachfolgende Grabschrift geätzet worden. Was sie der Bau-Kunst zu gut erfunden. Ihre Grab-Schrift. Cedite Romani structores, cedite Graji, Artis, Vitruvi, tu quoque cede parens: Hetruscos celebrate Viros, testudinis arcus, urna, thorus, statuae, templa domusque petunt. So in Teutsch also lauten möchte: Weich Rom/ weich Griechenland/ Vitruvi, weich zurück/ Genüge dich an dem bißher gehabten Glück: Dern von S. Gallo Witz/ in der Baumeister- Kunst/ (man schau die Werke an) verdienet Lob und Gunst. DEr berühmte Mahler Ridolfo di Domenico Grillandaio zu Florenz/ hatte allezeit unterschiedliche Jünglinge in der Lehr/ die durch eine ruhmwürdige Eifersucht sich unter einander in der Kunst antrieben/ und aufmunterten/ unter solchen ware auch DOMINICO PULIGO, von Florenz bürtig/ welcher durch einen sonderbaren Fleiß bald dahin gelangte/ daß er seinem Lehrmeister das Vorzugs-Kränzlein zweiffelhaftig machte. Er mahlte ein Marien-Bild mit etlichen Kindern und Engeln/ und bey demselben den H. Bernardum sitzend und schreibend: Ferner eine sterbende Cleopatra, der die Schlange noch am Halß hängt: Die sich selbst tödtende Lucretia, und andere Sachen mehr/ alle sehr meisterhaft gemacht: In die Kirche dai Servi hat er mit großer Arbeit und Fleiß gemacht die Bildnis S. Francisci: In die Kirche Cestello, neben dem tabernacul, in fresco zwey Engel/ ein Marien-Bild mit dem Kindlein auf den Armen/ die heilige Gioanni Batista, Bernardo und andere: In die Abtey zuSettimo, auserhalb Florenz/ das Bildnis Graf Hugonis, der sieben Abteyen gestiftet hat: Endlich ins Castell XXXIV. DOMINICO PULIGO, Mahler von Florenz. Seine Werke.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 86]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/110>, abgerufen am 26.04.2024.