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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] verachten/ der doch die Ehre unserer Kunst in unsern Landen gewesen. Selbige aber waren zum theil Italiäner/ die ihr Urtheil allein aus den Kupferstichen genommen/ so doch denen Gemälden nicht Der Italiäner Urtheil von ihm. gleichen/ da hingegen der Vassari selbst von ihme bekennen müßen/ daß er der Fürtrefflichste aus denen Niderländern gewesen/ so zum allerbästen die innerliche affecten/ als Traurigkeit/ Betrübnus und andere wißen auszubilden/ darum er ihn auch dem fürtrefflichen Raphael von Urbino verglichen/ obwol solches seine Kupferstich nicht genugsam ausweißen/ weil der Kupferstecher bey weitem die Fürtrefflichkeit seiner Zeichnungen nicht hat können erreichen. Dieses ist nun von Floris des Vassari Zeugnus/ der doch sein Urtheil auch nur aus desselben Kupferstichen genommen/ die meistens nach seiner Discipel Zeichnungen gestochen/ oder doch nach den Copien seiner Gemälde/ dannenhero glaube ich/ daß Vassari, so er die artige kluge Penselstriche/ die er geführt/ gesehen hätte/ seine Feder/ zu dieses Künstlers Lob/ viel mehr würde geschärpfet haben.

Damit ich aber etwas eigentlichers von ihme schreibe/ so ist in Antorf ein verständiger ehrlicher Burger/ Johann de Vriendt, mit dem Zunahmen Floris genant/ gewesen/ der sich viel in Erbschaft-Sachen gebrauchen laßen/ und Anno 1400. zween Söhn/ Cornelius und Claudius Floris, Sein Geschlecht. hinterlaßend/ gestorben. Dieser Claudius ware ein fürtrefflicher Bildhauer/ der viel herrliche Werke zu Antorf hat gemacht/ die zum theil noch allda können gesehen werden/ der starb Anno 1540. und ware des Franz Floris und seiner drey Brüder Vatter/ welche alle sehr gut waren in besonderen Ubungen der Zeichenkunst. Cornelius ware ein künstlicher Bildhauer und Architect, Franz ein herrlicher Mahler/ Jacob ein berühmter Glaßmahler/ Johann Floris aber ein ausbündig-guter Glattkrugmacher/ darinn in Niderland seines gleichen keiner/ auf das irdene Geschirr oder Porcellan allerley artige Geschichten und Bilder zu zeichnen und zu mahlen/ so geübt ware/ von denen Franz Floris einen guten Theil in seinem Hauß hatte/ die wol würdig zu sehen gewesen. Cornelius aber hat zu Antorf viel herrliche Werk hinterlaßen/ als das Königliche Gebäu/ das Rahthauß/ das Osterhauß und mehr andere/ dieser starbe Anno 1575.

Unser Franz/ den die Natur gleichsam geordnet/ um andere in der Mahlkunst zu übertreffen/ hat sich erstens im Bildhauen geübet/ meistens allezeit Bilder oder kupferne Särke in die Kirchen hauend/ als ihn aber die Natur zu seiner rechten und beständigen Kunst triebe/ kam er in seinem zwanzigsten Jahr nach Lüttich/ bey dem dasebst höchstberühmten Lernet bey Lamberto Lombardo Lambert Lombardus die Mahlkunst zu erlernen/ dessen Manier er in allem fleißig nachgefolgt/ und auch dieselbe Lebenslang behielte: Dannenhero/ als einsmals Lambertus seine Discipel zu Antorf besucht/ und unter vielen andern guten Arbeitern die Kunst-Werke des Floris besahe/ sagte er zu ihm/ daß er von seiner Jugend an ein fürtreflicher Dieb gewesen seye; die andere Discipel erzörnten sich über ihren Mitgesellen/ und waren eben bereit/ ihn wol abzuklopfen/ als Lambertus seine Meinung [Spaltenumbruch] entdeckte/ wie er nämlich ihm die Kunst mit wol-lernen abgestolen habe; gleich als auch in einem Lobgedicht Apollodorus von dem Zeuxis gemeldet/ daß er ihm die Mahlkunst geraubet und mit sich weggeführet hätte; worüber ein Gelächter entstanden/ und die Gesellen/ so ihres Meisters Ehre also verfochten/ sehr gelobet worden.

Reißet in Italien. Franz/ in seine Kunst sehr verliebt/ zohe in Italien/ und wandte zu Rom seine Zeit mit großem Fleiß an/ contrafätete alles/ worinn sein Geist ein Gefallen oder Vergnügen hatte; meistentheils zeichnete er mit der rothen Kreide/ und die nackende Bilder aus dem Jüngsten-Gericht und Gewölb des Michael Angelo, oder anderer Antichen-Werken/ die zum künstlichsten gemacht waren; Und komt wieder nach Hauß. Nachdem er nun wieder in Niderland angekommen/ ist er bald/ durch seine Kunst/ für einen guten Meister und besondern Künstler erkant und verruffen worden/ absonderlich/ als er seine Werke offentlich zu sehen ausgesezt; Anfänglich/ als er zeigen wolte/ was für ein trefflicher Mahler er sey/ wandte er großen Fleiß und Emsigkeit an/ und ließe auch in Reden seinen großen Verstand und Witz spüren/ indem er von allerhand Geistlichen und Weltlichen/ Philosophischen/ Poetischen oder andern vernünftig discurirte/ dannenhero auch der Reichtum bey ihm sehr zunahm/ indem er große Werke in Kirchen und Paläste für Fürsten und Herren verfärtiget/ als er aber bey solchem Uberfluß von andern Gesellen zu überflüßigem Trinken angereitzet worden/ ist er endlich in das allgemeine damals in Niderland im Schwang gehende Laster der Trunkenheit gerahten/ so/ daß er ein so großer Trunkenbold als Mahler worden; derenthalben ihn dann auch etliche seiner Freunde darvon abgemahnet/ absonderlich der Poet Dietrich Volkart nebenst Coornhert/ so ihme einen Brief/ worinnen ein Gedicht mit sinnreicher Invention, als ob nemlichen ihnen getraumet hätte/ daß dergleichen was mit Franzen sich begeben/ zugesandt/ auch wie daß Albert Dürer/ der alte und stattliche Künstler/ ihn zwar wegen seiner Kunst hoch gelobet/ aber seines Wandels halber wenig geprißen; Zum Beschluß der Reimen fügte er diese wort bey: Und ist doch nicht wahr/ daß mir getraumet/ wol aber/ daß allenthalben solches von euch ausgebreitet und gesagt wird; welches ich dann mit Unlust vermelden muß/ und viel lieber dessen überhoben seyn wolte/ ob gleich das unmäßig und überflüßige Trinken bey den Teutschen fast für keine Sünd und Schand mehr gehalten werden will/ da im Gegentheil bey andern Nationen und vernünftigen Leuten es für die gröste Sünd und Schand von der Welt/ ja für eine mehr als bestialische That geachtet wird.

So wurden nun mit ihme/ als einem fürtreflichen Meister/ die große Herren/ nämlichen der Prinz von Oranien/ Graf von Eggmond und Horn ganz gemein/ und kamen stäts in sein Hauß/ um mit ihm zu banquetiren und zu trinken/ welches dann Hat einen unglükliche Ehstand. seine Haußfrau Clara Floris sehr verdrossen/ also/ daß sie sich gegen den Herren zum öftern sehr unfreundlich aufgeführt und niemand angesehen; auch darzu über dieselbe harte Wort ausgestoßen/ und mit ihren Gräfinnen oder Dienstboten sich gezanket/

[Spaltenumbruch] verachten/ der doch die Ehre unserer Kunst in unsern Landen gewesen. Selbige aber waren zum theil Italiäner/ die ihr Urtheil allein aus den Kupferstichen genommen/ so doch denen Gemälden nicht Der Italiäner Urtheil von ihm. gleichen/ da hingegen der Vassari selbst von ihme bekennen müßen/ daß er der Fürtrefflichste aus denen Niderländern gewesen/ so zum allerbästen die innerliche affecten/ als Traurigkeit/ Betrübnus und andere wißen auszubilden/ darum er ihn auch dem fürtrefflichen Raphaël von Urbino verglichen/ obwol solches seine Kupferstich nicht genugsam ausweißen/ weil der Kupferstecher bey weitem die Fürtrefflichkeit seiner Zeichnungen nicht hat können erreichen. Dieses ist nun von Floris des Vassari Zeugnus/ der doch sein Urtheil auch nur aus desselben Kupferstichen genommen/ die meistens nach seiner Discipel Zeichnungen gestochen/ oder doch nach den Copien seiner Gemälde/ dannenhero glaube ich/ daß Vassari, so er die artige kluge Penselstriche/ die er geführt/ gesehen hätte/ seine Feder/ zu dieses Künstlers Lob/ viel mehr würde geschärpfet haben.

Damit ich aber etwas eigentlichers von ihme schreibe/ so ist in Antorf ein verständiger ehrlicher Burger/ Johann de Vriendt, mit dem Zunahmen Floris genant/ gewesen/ der sich viel in Erbschaft-Sachen gebrauchen laßen/ und Anno 1400. zween Söhn/ Cornelius und Claudius Floris, Sein Geschlecht. hinterlaßend/ gestorben. Dieser Claudius ware ein fürtrefflicher Bildhauer/ der viel herrliche Werke zu Antorf hat gemacht/ die zum theil noch allda können gesehen werden/ der starb Anno 1540. und ware des Franz Floris und seiner drey Brüder Vatter/ welche alle sehr gut waren in besonderen Ubungen der Zeichenkunst. Cornelius ware ein künstlicher Bildhauer und Architect, Franz ein herrlicher Mahler/ Jacob ein berühmter Glaßmahler/ Johann Floris aber ein ausbündig-guter Glattkrugmacher/ darinn in Niderland seines gleichen keiner/ auf das irdene Geschirr oder Porcellan allerley artige Geschichten und Bilder zu zeichnen und zu mahlen/ so geübt ware/ von denen Franz Floris einen guten Theil in seinem Hauß hatte/ die wol würdig zu sehen gewesen. Cornelius aber hat zu Antorf viel herrliche Werk hinterlaßen/ als das Königliche Gebäu/ das Rahthauß/ das Osterhauß und mehr andere/ dieser starbe Anno 1575.

Unser Franz/ den die Natur gleichsam geordnet/ um andere in der Mahlkunst zu übertreffen/ hat sich erstens im Bildhauen geübet/ meistens allezeit Bilder oder kupferne Särke in die Kirchen hauend/ als ihn aber die Natur zu seiner rechten und beständigen Kunst triebe/ kam er in seinem zwanzigsten Jahr nach Lüttich/ bey dem dasebst höchstberühmten Lernet bey Lamberto Lombardo Lambert Lombardus die Mahlkunst zu erlernen/ dessen Manier er in allem fleißig nachgefolgt/ und auch dieselbe Lebenslang behielte: Dannenhero/ als einsmals Lambertus seine Discipel zu Antorf besucht/ und unter vielen andern guten Arbeitern die Kunst-Werke des Floris besahe/ sagte er zu ihm/ daß er von seiner Jugend an ein fürtreflicher Dieb gewesen seye; die andere Discipel erzörnten sich über ihren Mitgesellen/ und waren eben bereit/ ihn wol abzuklopfen/ als Lambertus seine Meinung [Spaltenumbruch] entdeckte/ wie er nämlich ihm die Kunst mit wol-lernen abgestolen habe; gleich als auch in einem Lobgedicht Apollodorus von dem Zeuxis gemeldet/ daß er ihm die Mahlkunst geraubet und mit sich weggeführet hätte; worüber ein Gelächter entstanden/ und die Gesellen/ so ihres Meisters Ehre also verfochten/ sehr gelobet worden.

Reißet in Italien. Franz/ in seine Kunst sehr verliebt/ zohe in Italien/ und wandte zu Rom seine Zeit mit großem Fleiß an/ contrafätete alles/ worinn sein Geist ein Gefallen oder Vergnügen hatte; meistentheils zeichnete er mit der rothen Kreide/ und die nackende Bilder aus dem Jüngsten-Gericht und Gewölb des Michaël Angelo, oder anderer Antichen-Werken/ die zum künstlichsten gemacht waren; Und komt wieder nach Hauß. Nachdem er nun wieder in Niderland angekommen/ ist er bald/ durch seine Kunst/ für einen guten Meister und besondern Künstler erkant und verruffen worden/ absonderlich/ als er seine Werke offentlich zu sehen ausgesezt; Anfänglich/ als er zeigen wolte/ was für ein trefflicher Mahler er sey/ wandte er großen Fleiß und Emsigkeit an/ und ließe auch in Reden seinen großen Verstand und Witz spüren/ indem er von allerhand Geistlichen und Weltlichen/ Philosophischen/ Poëtischen oder andern vernünftig discurirte/ dannenhero auch der Reichtum bey ihm sehr zunahm/ indem er große Werke in Kirchen und Paläste für Fürsten und Herren verfärtiget/ als er aber bey solchem Uberfluß von andern Gesellen zu überflüßigem Trinken angereitzet worden/ ist er endlich in das allgemeine damals in Niderland im Schwang gehende Laster der Trunkenheit gerahten/ so/ daß er ein so großer Trunkenbold als Mahler worden; derenthalben ihn dann auch etliche seiner Freunde darvon abgemahnet/ absonderlich der Poet Dietrich Volkart nebenst Coornhert/ so ihme einen Brief/ worinnen ein Gedicht mit sinnreicher Invention, als ob nemlichen ihnen getraumet hätte/ daß dergleichen was mit Franzen sich begeben/ zugesandt/ auch wie daß Albert Dürer/ der alte und stattliche Künstler/ ihn zwar wegen seiner Kunst hoch gelobet/ aber seines Wandels halber wenig geprißen; Zum Beschluß der Reimen fügte er diese wort bey: Und ist doch nicht wahr/ daß mir getraumet/ wol aber/ daß allenthalben solches von euch ausgebreitet und gesagt wird; welches ich dann mit Unlust vermelden muß/ und viel lieber dessen überhoben seyn wolte/ ob gleich das unmäßig und überflüßige Trinken bey den Teutschen fast für keine Sünd und Schand mehr gehalten werden will/ da im Gegentheil bey andern Nationen und vernünftigen Leuten es für die gröste Sünd und Schand von der Welt/ ja für eine mehr als bestialische That geachtet wird.

So wurden nun mit ihme/ als einem fürtreflichen Meister/ die große Herren/ nämlichen der Prinz von Oranien/ Graf von Eggmond und Horn ganz gemein/ und kamen stäts in sein Hauß/ um mit ihm zu banquetiren und zu trinken/ welches dann Hat einen unglükliche Ehstand. seine Haußfrau Clara Floris sehr verdrossen/ also/ daß sie sich gegen den Herren zum öftern sehr unfreundlich aufgeführt und niemand angesehen; auch darzu über dieselbe harte Wort ausgestoßen/ und mit ihren Gräfinnen oder Dienstboten sich gezanket/

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            <p xml:id="p483.3"><note place="right">Reißet in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1061 http://d-nb.info/gnd/121094111 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115614 http://viaf.org/viaf/100955172">Franz</persName>/ in seine Kunst sehr verliebt/ zohe in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>/ und wandte zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> seine Zeit mit großem Fleiß an/ <hi rendition="#aq">contraf</hi>ätete alles/ worinn sein Geist ein Gefallen oder Vergnügen hatte; meistentheils zeichnete er mit der rothen Kreide/ und die nackende Bilder aus dem Jüngsten-Gericht und Gewölb des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191"><hi rendition="#aq">Michaël Angelo</hi></persName>, oder anderer <hi rendition="#aq">Antichen</hi>-Werken/ die zum künstlichsten gemacht waren; <note place="right">Und komt wieder nach Hauß.</note> Nachdem er nun wieder in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-127 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016845">Niderland</placeName> angekommen/ ist er bald/ durch seine Kunst/ für einen guten Meister und besondern Künstler erkant und verruffen worden/ absonderlich/ als er seine Werke offentlich zu sehen ausgesezt; Anfänglich/ als er zeigen wolte/ was für ein trefflicher Mahler er sey/ wandte er großen Fleiß und Emsigkeit an/ und ließe auch in Reden seinen großen Verstand und Witz spüren/ indem er von allerhand Geistlichen und Weltlichen/ <hi rendition="#aq">Philosoph</hi>ischen/ <hi rendition="#aq">Poët</hi>ischen oder andern vernünftig <hi rendition="#aq">discuri</hi>rte/ dannenhero auch der Reichtum bey ihm sehr zunahm/ indem er große Werke in Kirchen und Paläste für Fürsten und Herren verfärtiget/ als er aber bey solchem Uberfluß von andern Gesellen zu überflüßigem Trinken angereitzet worden/ ist er endlich in das allgemeine damals in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-127 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016845">Niderland</placeName> im Schwang gehende Laster der Trunkenheit gerahten/ so/ daß er ein so großer Trunkenbold als Mahler worden; derenthalben ihn dann auch etliche seiner Freunde darvon abgemahnet/ absonderlich der Poet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1442 http://d-nb.info/gnd/118874195 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500030183 http://viaf.org/viaf/62346432">Dietrich Volkart nebenst Coornhert</persName>/ so ihme einen Brief/ worinnen ein Gedicht mit sinnreicher <hi rendition="#aq">Invention,</hi> als ob nemlichen ihnen getraumet hätte/ daß dergleichen was mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1061 http://d-nb.info/gnd/121094111 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115614 http://viaf.org/viaf/100955172">Franzen</persName> sich begeben/ zugesandt/ auch wie daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Albert Dürer</persName>/ der alte und stattliche Künstler/ ihn zwar wegen seiner Kunst hoch gelobet/ aber seines Wandels halber wenig geprißen; Zum Beschluß der Reimen fügte er diese wort bey: Und ist doch nicht wahr/ daß mir getraumet/ wol aber/ daß allenthalben solches von euch ausgebreitet und gesagt wird; welches ich dann mit Unlust vermelden muß/ und viel lieber dessen überhoben seyn wolte/ ob gleich das unmäßig und überflüßige Trinken bey den Teutschen fast für keine Sünd und Schand mehr gehalten werden will/ da im Gegentheil bey andern <hi rendition="#aq">Nation</hi>en und vernünftigen Leuten es für die gröste Sünd und Schand von der Welt/ ja für eine mehr als bestialische That geachtet wird.</p>
            <p xml:id="p483.4">So wurden nun mit ihme/ als einem fürtreflichen Meister/ die große Herren/ nämlichen der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1728 http://d-nb.info/gnd/118738062 http://viaf.org/viaf/22129558">Prinz von Oranien</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1647 http://d-nb.info/gnd/118529153 http://viaf.org/viaf/18013518">Graf von Eggmond</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1648 http://d-nb.info/gnd/124375596 http://viaf.org/viaf/87406783">Horn</persName> ganz gemein/ und kamen stäts in sein Hauß/ um mit ihm zu banquetiren und zu trinken/ welches dann <note place="right">Hat einen unglükliche Ehstand.</note> seine Haußfrau <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1653">Clara Floris</persName> sehr verdrossen/ also/ daß sie sich gegen den Herren zum öftern sehr unfreundlich aufgeführt und niemand angesehen; auch darzu über dieselbe harte Wort ausgestoßen/ und mit ihren Gräfinnen oder Dienstboten sich gezanket/
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 262]/0064] verachten/ der doch die Ehre unserer Kunst in unsern Landen gewesen. Selbige aber waren zum theil Italiäner/ die ihr Urtheil allein aus den Kupferstichen genommen/ so doch denen Gemälden nicht gleichen/ da hingegen der Vassari selbst von ihme bekennen müßen/ daß er der Fürtrefflichste aus denen Niderländern gewesen/ so zum allerbästen die innerliche affecten/ als Traurigkeit/ Betrübnus und andere wißen auszubilden/ darum er ihn auch dem fürtrefflichen Raphaël von Urbino verglichen/ obwol solches seine Kupferstich nicht genugsam ausweißen/ weil der Kupferstecher bey weitem die Fürtrefflichkeit seiner Zeichnungen nicht hat können erreichen. Dieses ist nun von Floris des Vassari Zeugnus/ der doch sein Urtheil auch nur aus desselben Kupferstichen genommen/ die meistens nach seiner Discipel Zeichnungen gestochen/ oder doch nach den Copien seiner Gemälde/ dannenhero glaube ich/ daß Vassari, so er die artige kluge Penselstriche/ die er geführt/ gesehen hätte/ seine Feder/ zu dieses Künstlers Lob/ viel mehr würde geschärpfet haben. Der Italiäner Urtheil von ihm. Damit ich aber etwas eigentlichers von ihme schreibe/ so ist in Antorf ein verständiger ehrlicher Burger/ Johann de Vriendt, mit dem Zunahmen Floris genant/ gewesen/ der sich viel in Erbschaft-Sachen gebrauchen laßen/ und Anno 1400. zween Söhn/ Cornelius und Claudius Floris, hinterlaßend/ gestorben. Dieser Claudius ware ein fürtrefflicher Bildhauer/ der viel herrliche Werke zu Antorf hat gemacht/ die zum theil noch allda können gesehen werden/ der starb Anno 1540. und ware des Franz Floris und seiner drey Brüder Vatter/ welche alle sehr gut waren in besonderen Ubungen der Zeichenkunst. Cornelius ware ein künstlicher Bildhauer und Architect, Franz ein herrlicher Mahler/ Jacob ein berühmter Glaßmahler/ Johann Floris aber ein ausbündig-guter Glattkrugmacher/ darinn in Niderland seines gleichen keiner/ auf das irdene Geschirr oder Porcellan allerley artige Geschichten und Bilder zu zeichnen und zu mahlen/ so geübt ware/ von denen Franz Floris einen guten Theil in seinem Hauß hatte/ die wol würdig zu sehen gewesen. Cornelius aber hat zu Antorf viel herrliche Werk hinterlaßen/ als das Königliche Gebäu/ das Rahthauß/ das Osterhauß und mehr andere/ dieser starbe Anno 1575. Sein Geschlecht. Unser Franz/ den die Natur gleichsam geordnet/ um andere in der Mahlkunst zu übertreffen/ hat sich erstens im Bildhauen geübet/ meistens allezeit Bilder oder kupferne Särke in die Kirchen hauend/ als ihn aber die Natur zu seiner rechten und beständigen Kunst triebe/ kam er in seinem zwanzigsten Jahr nach Lüttich/ bey dem dasebst höchstberühmten Lambert Lombardus die Mahlkunst zu erlernen/ dessen Manier er in allem fleißig nachgefolgt/ und auch dieselbe Lebenslang behielte: Dannenhero/ als einsmals Lambertus seine Discipel zu Antorf besucht/ und unter vielen andern guten Arbeitern die Kunst-Werke des Floris besahe/ sagte er zu ihm/ daß er von seiner Jugend an ein fürtreflicher Dieb gewesen seye; die andere Discipel erzörnten sich über ihren Mitgesellen/ und waren eben bereit/ ihn wol abzuklopfen/ als Lambertus seine Meinung entdeckte/ wie er nämlich ihm die Kunst mit wol-lernen abgestolen habe; gleich als auch in einem Lobgedicht Apollodorus von dem Zeuxis gemeldet/ daß er ihm die Mahlkunst geraubet und mit sich weggeführet hätte; worüber ein Gelächter entstanden/ und die Gesellen/ so ihres Meisters Ehre also verfochten/ sehr gelobet worden. Lernet bey Lamberto Lombardo Franz/ in seine Kunst sehr verliebt/ zohe in Italien/ und wandte zu Rom seine Zeit mit großem Fleiß an/ contrafätete alles/ worinn sein Geist ein Gefallen oder Vergnügen hatte; meistentheils zeichnete er mit der rothen Kreide/ und die nackende Bilder aus dem Jüngsten-Gericht und Gewölb des Michaël Angelo, oder anderer Antichen-Werken/ die zum künstlichsten gemacht waren; Nachdem er nun wieder in Niderland angekommen/ ist er bald/ durch seine Kunst/ für einen guten Meister und besondern Künstler erkant und verruffen worden/ absonderlich/ als er seine Werke offentlich zu sehen ausgesezt; Anfänglich/ als er zeigen wolte/ was für ein trefflicher Mahler er sey/ wandte er großen Fleiß und Emsigkeit an/ und ließe auch in Reden seinen großen Verstand und Witz spüren/ indem er von allerhand Geistlichen und Weltlichen/ Philosophischen/ Poëtischen oder andern vernünftig discurirte/ dannenhero auch der Reichtum bey ihm sehr zunahm/ indem er große Werke in Kirchen und Paläste für Fürsten und Herren verfärtiget/ als er aber bey solchem Uberfluß von andern Gesellen zu überflüßigem Trinken angereitzet worden/ ist er endlich in das allgemeine damals in Niderland im Schwang gehende Laster der Trunkenheit gerahten/ so/ daß er ein so großer Trunkenbold als Mahler worden; derenthalben ihn dann auch etliche seiner Freunde darvon abgemahnet/ absonderlich der Poet Dietrich Volkart nebenst Coornhert/ so ihme einen Brief/ worinnen ein Gedicht mit sinnreicher Invention, als ob nemlichen ihnen getraumet hätte/ daß dergleichen was mit Franzen sich begeben/ zugesandt/ auch wie daß Albert Dürer/ der alte und stattliche Künstler/ ihn zwar wegen seiner Kunst hoch gelobet/ aber seines Wandels halber wenig geprißen; Zum Beschluß der Reimen fügte er diese wort bey: Und ist doch nicht wahr/ daß mir getraumet/ wol aber/ daß allenthalben solches von euch ausgebreitet und gesagt wird; welches ich dann mit Unlust vermelden muß/ und viel lieber dessen überhoben seyn wolte/ ob gleich das unmäßig und überflüßige Trinken bey den Teutschen fast für keine Sünd und Schand mehr gehalten werden will/ da im Gegentheil bey andern Nationen und vernünftigen Leuten es für die gröste Sünd und Schand von der Welt/ ja für eine mehr als bestialische That geachtet wird. Reißet in Italien. Und komt wieder nach Hauß. So wurden nun mit ihme/ als einem fürtreflichen Meister/ die große Herren/ nämlichen der Prinz von Oranien/ Graf von Eggmond und Horn ganz gemein/ und kamen stäts in sein Hauß/ um mit ihm zu banquetiren und zu trinken/ welches dann seine Haußfrau Clara Floris sehr verdrossen/ also/ daß sie sich gegen den Herren zum öftern sehr unfreundlich aufgeführt und niemand angesehen; auch darzu über dieselbe harte Wort ausgestoßen/ und mit ihren Gräfinnen oder Dienstboten sich gezanket/ Hat einen unglükliche Ehstand.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 262]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/64>, abgerufen am 27.04.2024.