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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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den Iscarioth zur heylsamen Poenitenz.
ter muß auch seyn ein Ochs/ das ist/ das Joch seines Ambts
gedultig ziehen/ kein Mühe und Arbeit sparen/ dem Sün-
der zu helffen/ und dafern das Beichtkind vorhero etwan
das Gewissen nit recht erforschet/ demselben mit etlichen
Fragen an die Hand gehen. Ein Beichtvatter muß seyn
ein Adler/ ein Mensch/ ein Ochs/ und endlichen auch ein
Löw/ das ist/ er muß niemand förchten/ nit anschauen
die Person/ und dero hohen Stand/ sondern dero Ver-
brechen/ er muß ihme getrauen/ auch gecrönten Häuptern
die Warheit zu sagen/ und solche so gut als der Nathan
dem David unter die Nasen reiben. Wann er nit also
beschaffen, so muß er das Bad austrincken/ und muß er
Rechenschafft geben wegen der Seel/ so seinetwegen zu
Grund gegangen. Dergleichen wolbekandt jene erschröck-
liche Geschicht/ so im Paedagogo Christiano weitläuff-part. 2.
tig beschrieben wird/ da nemlich die Teuffel den Beicht-
vatter/ und das Beichtkind auf einmal hinweg ge-
führt/ um/ weilen das Beichtkind ein grosser Wuche-
rer gewesen/ der Beichtvatter aber allemal das Creutz
darüber gemacht/ mit 2. Vatter unser von sich geschickt/
von solchem Laster nit abgemahnet/ sondern noch dessen
Tafel genossen/ und also mehrer acht gehabt auf gute Bis-
sen/ als auf ein gutes Gewissen. Darum soll man sehr
behutsam seyn in Erwählung eines Beichtvatters/ ja so
gar/ nach Einrathung des H. Francisci Salesii, soll man
aus zehentausend den besten ausklauben. Ins Bad/ ins
Bad! aber auch zu einem guten Bader/ die Beicht
ist das Bad/ ein Pater der Bader/ viel Glück
ins Bad!

Judas

den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz.
ter muß auch ſeyn ein Ochs/ das iſt/ das Joch ſeines Ambts
gedultig ziehen/ kein Muͤhe und Arbeit ſparen/ dem Suͤn-
der zu helffen/ und dafern das Beichtkind vorhero etwan
das Gewiſſen nit recht erforſchet/ demſelben mit etlichen
Fragen an die Hand gehen. Ein Beichtvatter muß ſeyn
ein Adler/ ein Menſch/ ein Ochs/ und endlichen auch ein
Loͤw/ das iſt/ er muß niemand foͤrchten/ nit anſchauen
die Perſon/ und dero hohen Stand/ ſondern dero Ver-
brechen/ er muß ihme getrauen/ auch gecroͤnten Haͤuptern
die Warheit zu ſagen/ und ſolche ſo gut als der Nathan
dem David unter die Naſen reiben. Wann er nit alſo
beſchaffen, ſo muß er das Bad austrincken/ und muß er
Rechenſchafft geben wegen der Seel/ ſo ſeinetwegen zu
Grund gegangen. Dergleichen wolbekandt jene erſchroͤck-
liche Geſchicht/ ſo im Pædagogo Chriſtiano weitlaͤuff-part. 2.
tig beſchrieben wird/ da nemlich die Teuffel den Beicht-
vatter/ und das Beichtkind auf einmal hinweg ge-
fuͤhrt/ um/ weilen das Beichtkind ein groſſer Wuche-
rer geweſen/ der Beichtvatter aber allemal das Creutz
daruͤber gemacht/ mit 2. Vatter unſer von ſich geſchickt/
von ſolchem Laſter nit abgemahnet/ ſondern noch deſſen
Tafel genoſſen/ und alſo mehrer acht gehabt auf gute Biſ-
ſen/ als auf ein gutes Gewiſſen. Darum ſoll man ſehr
behutſam ſeyn in Erwaͤhlung eines Beichtvatters/ ja ſo
gar/ nach Einrathung des H. Franciſci Saleſii, ſoll man
aus zehentauſend den beſten ausklauben. Ins Bad/ ins
Bad! aber auch zu einem guten Bader/ die Beicht
iſt das Bad/ ein Pater der Bader/ viel Gluͤck
ins Bad!

Judas
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[383/0415] den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. ter muß auch ſeyn ein Ochs/ das iſt/ das Joch ſeines Ambts gedultig ziehen/ kein Muͤhe und Arbeit ſparen/ dem Suͤn- der zu helffen/ und dafern das Beichtkind vorhero etwan das Gewiſſen nit recht erforſchet/ demſelben mit etlichen Fragen an die Hand gehen. Ein Beichtvatter muß ſeyn ein Adler/ ein Menſch/ ein Ochs/ und endlichen auch ein Loͤw/ das iſt/ er muß niemand foͤrchten/ nit anſchauen die Perſon/ und dero hohen Stand/ ſondern dero Ver- brechen/ er muß ihme getrauen/ auch gecroͤnten Haͤuptern die Warheit zu ſagen/ und ſolche ſo gut als der Nathan dem David unter die Naſen reiben. Wann er nit alſo beſchaffen, ſo muß er das Bad austrincken/ und muß er Rechenſchafft geben wegen der Seel/ ſo ſeinetwegen zu Grund gegangen. Dergleichen wolbekandt jene erſchroͤck- liche Geſchicht/ ſo im Pædagogo Chriſtiano weitlaͤuff- tig beſchrieben wird/ da nemlich die Teuffel den Beicht- vatter/ und das Beichtkind auf einmal hinweg ge- fuͤhrt/ um/ weilen das Beichtkind ein groſſer Wuche- rer geweſen/ der Beichtvatter aber allemal das Creutz daruͤber gemacht/ mit 2. Vatter unſer von ſich geſchickt/ von ſolchem Laſter nit abgemahnet/ ſondern noch deſſen Tafel genoſſen/ und alſo mehrer acht gehabt auf gute Biſ- ſen/ als auf ein gutes Gewiſſen. Darum ſoll man ſehr behutſam ſeyn in Erwaͤhlung eines Beichtvatters/ ja ſo gar/ nach Einrathung des H. Franciſci Saleſii, ſoll man aus zehentauſend den beſten ausklauben. Ins Bad/ ins Bad! aber auch zu einem guten Bader/ die Beicht iſt das Bad/ ein Pater der Bader/ viel Gluͤck ins Bad! part. 2. Judas

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/415>, abgerufen am 26.04.2024.