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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von Verehrung der Heiligen.
H. Francisci mit seinem Schaden hat erfahren müssen. Dieser ware an-Historia.
fänglich der heiiigen Barbarä mit aller möglichen Andacht zugethan/ und
zwarn billig: dann er ware von selbiger auß vielen Gefahren errettet wor-
den. Da er nun endlich seine gewöhnliche Diensten vernachlässiget; hat er
im Schlaff von der heiligen Jungfrauen diesen Verweiß hören müssen: Du
hast in deinen schuldigen Verehrungen mich verlassen/ nun will ich meinen
bißhero dir geleisteten Beystand auch entzichen. Und also ists geschehen: zu-
mahlen selbiger Geistliche erstlich ist abtrinnig worden; nachmals ist er
nach Nürnberg gereiset/ und hats ihm daselbst sehr übel ergangen: und ob
wohln er von dem Chrwürdigen P. Conrado seinem Ordens-Mittgesellen
zur Widerkehr freundlich eingeladen worden; so hat er doch den anerbotte-
nen geistlichen Habit abermahl verworffen/ und ist also in der Verzweiff-
lung armseliglich gestorben. Halte derhalben/ mein Christliche Seel/ hal-
te Fuß beym Mahl/ bleibe in der Verehrung der heiligen GOttes be-
ständig: und wann du eine Weiß die Heilige recht und fruchtbar zu ehren/
verlangest; siehe/ da hastu selbige folgenden Jnhalts/ dessen ich mich und
andere nicht mit geringem Nutzen gebraucht haben.

Kürtzlicher Vnterricht von der stündlichen Ver-
ehrung der Allerseligsten Jungfrauen/ und der H. H.
Patronen.

DJe Weysen und Manieren/ die Mutter GOttes und die H. H.
Patronen zu verehren/ und uns zu verbinden/ seynd mancherley.
Diese Manier aber scheinet die nützligste und verdienstligste zu
seyn/ vermög deren wir durch eine stündliche Anruffung/ uns und alle un-
sere Wercke der glorwürdigsten Himmels- Königin/ und einem sicheren
Heiligen zu befehlen pflegen: welches auff diese Weiß geschehen kan.

Erstlich falle mit einer kindlichen Affection und höchster Demut zu den
Füssen dieser heiligen Jungfrauen nieder/ und bitte/ sie wolle dich grossen
Sünder und armseligen Menschen zum Schoß ihrer Barmhertzigkeit/ und
in die Zahl ihrer Schutz- Kinder mütterlich auff und annehmen/ und
wolle dir von ihrem geliebten Sohn eine ernstliche und beständige Lieb
ihrer selbst erwerben/ auff daß du hinführo nach verworffenen allen zer-
gänglichen Dingen/ mit gantzem Hertzen und Neigung/ und auß allen
Kräfften/ nichts anderst gedencken mögest/ als JEsum und Mariam;

nichts/
U u u u

Von Verehrung der Heiligen.
H. Franciſci mit ſeinem Schaden hat erfahren muͤſſen. Dieſer ware an-Hiſtoria.
faͤnglich der heiiigen Barbaraͤ mit aller moͤglichen Andacht zugethan/ und
zwarn billig: dann er ware von ſelbiger auß vielen Gefahren errettet wor-
den. Da er nun endlich ſeine gewoͤhnliche Dienſten vernachlaͤſſiget; hat er
im Schlaff von der heiligen Jungfrauen dieſen Verweiß hoͤren muͤſſen: Du
haſt in deinen ſchuldigen Verehrungen mich verlaſſen/ nun will ich meinen
bißhero dir geleiſteten Beyſtand auch entzichen. Und alſo iſts geſchehen: zu-
mahlen ſelbiger Geiſtliche erſtlich iſt abtrinnig worden; nachmals iſt er
nach Nuͤrnberg gereiſet/ und hats ihm daſelbſt ſehr uͤbel ergangen: und ob
wohln er von dem Chrwuͤrdigen P. Conrado ſeinem Ordens-Mittgeſellen
zur Widerkehr freundlich eingeladen worden; ſo hat er doch den anerbotte-
nen geiſtlichen Habit abermahl verworffen/ und iſt alſo in der Verzweiff-
lung armſeliglich geſtorben. Halte derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ hal-
te Fuß beym Mahl/ bleibe in der Verehrung der heiligen GOttes be-
ſtaͤndig: und wann du eine Weiß die Heilige recht und fruchtbar zu ehren/
verlangeſt; ſiehe/ da haſtu ſelbige folgenden Jnhalts/ deſſen ich mich und
andere nicht mit geringem Nutzen gebraucht haben.

Kuͤrtzlicher Vnterricht von der ſtuͤndlichen Ver-
ehrung der Allerſeligſten Jungfrauen/ und der H. H.
Patronen.

DJe Weyſen und Manieren/ die Mutter GOttes und die H. H.
Patronen zu verehren/ und uns zu verbinden/ ſeynd mancherley.
Dieſe Manier aber ſcheinet die nuͤtzligſte und verdienſtligſte zu
ſeyn/ vermoͤg deren wir durch eine ſtuͤndliche Anruffung/ uns und alle un-
ſere Wercke der glorwuͤrdigſten Himmels- Koͤnigin/ und einem ſicheren
Heiligen zu befehlen pflegen: welches auff dieſe Weiß geſchehen kan.

Erſtlich falle mit einer kindlichen Affection und hoͤchſter Demut zu den
Fuͤſſen dieſer heiligen Jungfrauen nieder/ und bitte/ ſie wolle dich groſſen
Suͤnder und armſeligen Menſchen zum Schoß ihrer Barmhertzigkeit/ und
in die Zahl ihrer Schutz- Kinder muͤtterlich auff und annehmen/ und
wolle dir von ihrem geliebten Sohn eine ernſtliche und beſtaͤndige Lieb
ihrer ſelbſt erwerben/ auff daß du hinfuͤhro nach verworffenen allen zer-
gaͤnglichen Dingen/ mit gantzem Hertzen und Neigung/ und auß allen
Kraͤfften/ nichts anderſt gedencken moͤgeſt/ als JEſum und Mariam;

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[705/0733] Von Verehrung der Heiligen. H. Franciſci mit ſeinem Schaden hat erfahren muͤſſen. Dieſer ware an- faͤnglich der heiiigen Barbaraͤ mit aller moͤglichen Andacht zugethan/ und zwarn billig: dann er ware von ſelbiger auß vielen Gefahren errettet wor- den. Da er nun endlich ſeine gewoͤhnliche Dienſten vernachlaͤſſiget; hat er im Schlaff von der heiligen Jungfrauen dieſen Verweiß hoͤren muͤſſen: Du haſt in deinen ſchuldigen Verehrungen mich verlaſſen/ nun will ich meinen bißhero dir geleiſteten Beyſtand auch entzichen. Und alſo iſts geſchehen: zu- mahlen ſelbiger Geiſtliche erſtlich iſt abtrinnig worden; nachmals iſt er nach Nuͤrnberg gereiſet/ und hats ihm daſelbſt ſehr uͤbel ergangen: und ob wohln er von dem Chrwuͤrdigen P. Conrado ſeinem Ordens-Mittgeſellen zur Widerkehr freundlich eingeladen worden; ſo hat er doch den anerbotte- nen geiſtlichen Habit abermahl verworffen/ und iſt alſo in der Verzweiff- lung armſeliglich geſtorben. Halte derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ hal- te Fuß beym Mahl/ bleibe in der Verehrung der heiligen GOttes be- ſtaͤndig: und wann du eine Weiß die Heilige recht und fruchtbar zu ehren/ verlangeſt; ſiehe/ da haſtu ſelbige folgenden Jnhalts/ deſſen ich mich und andere nicht mit geringem Nutzen gebraucht haben. Hiſtoria. Kuͤrtzlicher Vnterricht von der ſtuͤndlichen Ver- ehrung der Allerſeligſten Jungfrauen/ und der H. H. Patronen. DJe Weyſen und Manieren/ die Mutter GOttes und die H. H. Patronen zu verehren/ und uns zu verbinden/ ſeynd mancherley. Dieſe Manier aber ſcheinet die nuͤtzligſte und verdienſtligſte zu ſeyn/ vermoͤg deren wir durch eine ſtuͤndliche Anruffung/ uns und alle un- ſere Wercke der glorwuͤrdigſten Himmels- Koͤnigin/ und einem ſicheren Heiligen zu befehlen pflegen: welches auff dieſe Weiß geſchehen kan. Erſtlich falle mit einer kindlichen Affection und hoͤchſter Demut zu den Fuͤſſen dieſer heiligen Jungfrauen nieder/ und bitte/ ſie wolle dich groſſen Suͤnder und armſeligen Menſchen zum Schoß ihrer Barmhertzigkeit/ und in die Zahl ihrer Schutz- Kinder muͤtterlich auff und annehmen/ und wolle dir von ihrem geliebten Sohn eine ernſtliche und beſtaͤndige Lieb ihrer ſelbſt erwerben/ auff daß du hinfuͤhro nach verworffenen allen zer- gaͤnglichen Dingen/ mit gantzem Hertzen und Neigung/ und auß allen Kraͤfften/ nichts anderſt gedencken moͤgeſt/ als JEſum und Mariam; nichts/ U u u u

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/733>, abgerufen am 26.04.2024.