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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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§. 88. Juristische Personen. Geschichte. (Fortsetzung.)
§. 88.
Juristische Personen. -- Geschichte. (Fortsetzung)
II. Willkührliche Vereinigungen.
A.

Religiöse Vereine. -- Dahin gehören die Col-
legien der Priester (auch Tempelcollegien genannt) und
der Vestalinnen. Beide konnten Eigenthum erwerben, und
in letzten Willen bedacht werden (a).

B.

Beamtenvereine. -- Die untergeordneten Offi-
cianten, die von den Obrigkeiten zur Besorgung verschie-
dener Geschäfte gebraucht wurden, erscheinen schon frühe
als Corporationen (§ 87). Besonders war stets zuneh-
mend, an Zahl der Mitglieder und an Wichtigkeit, das
Schreiberpersonal, dessen Mitglieder in allen Zweigen des
öffentlichen Dienstes benutzt wurden, daneben aber auch,
so wie unsere Notare, für Privatpersonen ähnliche Ge-
schäfte besorgten (b). Sie kommen unter verschiedenen Na-
men vor, hergenommen von besonderen Beschäftigungen,
wie librarii, fiscales, censuales: der allgemeinste Name

(a) Hyginus p. 206 ed. Goesii:
"Virginum quoque Vestalium
et sacerdotum quidam agri vec-
tigalibus redditi sunt et locati."
-- L. 38 § 6 de leg. 3 (32. un.).

Es war folgendes Fideicommiß
gegeben: "MM. sol. reddas col-
legio cujusdam templi
. Quae-
situm est cum id collegium po-
stea dissolutum sit" etc.
-- Vgl.
Wassenaer p. 415. Dirksen
S. 50. 117. 118.
(b) Niebuhr Römische Ge-
schichte B. 3 S. 349 -- 353. Sa-
vigny
Geschichte des R. R. im
Mittelalter B. 1 § 16. 111. 140.
-- Vgl. J. Gothofred. in Cod.
Theod. XIV.
1. Dirksen
S. 46. 58.
§. 88. Juriſtiſche Perſonen. Geſchichte. (Fortſetzung.)
§. 88.
Juriſtiſche Perſonen. — Geſchichte. (Fortſetzung)
II. Willkührliche Vereinigungen.
A.

Religiöſe Vereine. — Dahin gehören die Col-
legien der Prieſter (auch Tempelcollegien genannt) und
der Veſtalinnen. Beide konnten Eigenthum erwerben, und
in letzten Willen bedacht werden (a).

B.

Beamtenvereine. — Die untergeordneten Offi-
cianten, die von den Obrigkeiten zur Beſorgung verſchie-
dener Geſchäfte gebraucht wurden, erſcheinen ſchon frühe
als Corporationen (§ 87). Beſonders war ſtets zuneh-
mend, an Zahl der Mitglieder und an Wichtigkeit, das
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öffentlichen Dienſtes benutzt wurden, daneben aber auch,
ſo wie unſere Notare, für Privatperſonen ähnliche Ge-
ſchäfte beſorgten (b). Sie kommen unter verſchiedenen Na-
men vor, hergenommen von beſonderen Beſchäftigungen,
wie librarii, fiscales, censuales: der allgemeinſte Name

(a) Hyginus p. 206 ed. Goesii:
„Virginum quoque Vestalium
et sacerdotum quidam agri vec-
tigalibus redditi sunt et locati.”
L. 38 § 6 de leg. 3 (32. un.).

Es war folgendes Fideicommiß
gegeben: „MM. sol. reddas col-
legio cujusdam templi
. Quae-
situm est cum id collegium po-
stea dissolutum sit” etc.
— Vgl.
Wassenaer p. 415. Dirkſen
S. 50. 117. 118.
(b) Niebuhr Römiſche Ge-
ſchichte B. 3 S. 349 — 353. Sa-
vigny
Geſchichte des R. R. im
Mittelalter B. 1 § 16. 111. 140.
— Vgl. J. Gothofred. in Cod.
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S. 46. 58.
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[253/0267] §. 88. Juriſtiſche Perſonen. Geſchichte. (Fortſetzung.) §. 88. Juriſtiſche Perſonen. — Geſchichte. (Fortſetzung) II. Willkührliche Vereinigungen. A. Religiöſe Vereine. — Dahin gehören die Col- legien der Prieſter (auch Tempelcollegien genannt) und der Veſtalinnen. Beide konnten Eigenthum erwerben, und in letzten Willen bedacht werden (a). B. Beamtenvereine. — Die untergeordneten Offi- cianten, die von den Obrigkeiten zur Beſorgung verſchie- dener Geſchäfte gebraucht wurden, erſcheinen ſchon frühe als Corporationen (§ 87). Beſonders war ſtets zuneh- mend, an Zahl der Mitglieder und an Wichtigkeit, das Schreiberperſonal, deſſen Mitglieder in allen Zweigen des öffentlichen Dienſtes benutzt wurden, daneben aber auch, ſo wie unſere Notare, für Privatperſonen ähnliche Ge- ſchäfte beſorgten (b). Sie kommen unter verſchiedenen Na- men vor, hergenommen von beſonderen Beſchäftigungen, wie librarii, fiscales, censuales: der allgemeinſte Name (a) Hyginus p. 206 ed. Goesii: „Virginum quoque Vestalium et sacerdotum quidam agri vec- tigalibus redditi sunt et locati.” — L. 38 § 6 de leg. 3 (32. un.). Es war folgendes Fideicommiß gegeben: „MM. sol. reddas col- legio cujusdam templi. Quae- situm est cum id collegium po- stea dissolutum sit” etc. — Vgl. Wassenaer p. 415. Dirkſen S. 50. 117. 118. (b) Niebuhr Römiſche Ge- ſchichte B. 3 S. 349 — 353. Sa- vigny Geſchichte des R. R. im Mittelalter B. 1 § 16. 111. 140. — Vgl. J. Gothofred. in Cod. Theod. XIV. 1. Dirkſen S. 46. 58.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/267>, abgerufen am 26.04.2024.