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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. II. Personen.
aber war früher Scribae. Sie waren in besondere Ab-
theilungen geordnet, welche decuriae hießen, und es war
ganz zufällig, daß dieser an sich generische Name (c) für
sie als individuelle Bezeichnung üblich wurde. Decuriae
also, ohne weiteren Zusatz, bezeichnet schon in der Re-
publik, und dann stets unter den Kaisern, die Innungen
der Schreiber; die einzelnen Mitglieder heißen decuriati,
und in späterer Zeit decuriales. Es war natürlich, daß
die Schreiberzünfte in Rom, und dann auch in Constan-
tinopel, besonders ausgezeichnet und privilegirt wurden (d).

C.

Gewerbliche Vereine(e).

Dahin gehören zuerst die uralten Handwerkszünfte, die
sich durch alle Zeiten erhielten, zum Theil auch (wie die
Schmiede) mit besonderen Privilegien versehen waren (f).
Ferner auch neuere, wie in Rom die Bäckerzunft, in Rom
und in den Provinzen die Schiffer (g). Die Geschäfte der-

(c) Decuria heißt eigentlich ein
Verein von zehen Personen, dann
aber auch ein Collegium über-
haupt, ohne Rücksicht auf die
Zahl der Mitglieder. Der Aus-
druck kommt auch bey dem Se-
nat vor (in Rom und in den
Landstädten), ferner bey den ju-
dices;
aber in keiner dieser An-
wendungen ist er zu so üblicher,
vorherrschender Bezeichnung ge-
braucht worden, wie bey den
Schreibern.
(d) Hauptstellen über diese De-
curien sind folgende: Cicero in
Verrem III. 79, ad Quintum fra-
trem II. 3. Tacitus ann. XIII.
27. Sueton. August. 57, Clau-
dius 1. -- L. 3 § 4 de B. P. (37. 1.),
L. 22 de fidejuss. (46. 1.), L. 25
§ 1 de adqu. vel om. her. (29. 2.),
Cod. Just. XI. 13, Cod. Theod.
XIV.
1. -- Vgl. Averanius In-
terpret. II.
19 § 1.
(e) Niebuhr B. 3 S. 349.
Dirksen S. 34 fg. -- Über die
heutigen Zünfte als Inhaber von
Vermögensrechten vergl. Eich-
horn
deutsches Privatrecht § 371
-- 373.
(f) L. 17 § 2 de excus. (27. 1.),
L. 5 § 12 de j. immun.
(50. 6.).
(g) L. 1 pr. quod cuj. univ.
(3. 4.), L. 5 § 13 de j. immun.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen.
aber war früher Scribae. Sie waren in beſondere Ab-
theilungen geordnet, welche decuriae hießen, und es war
ganz zufällig, daß dieſer an ſich generiſche Name (c) für
ſie als individuelle Bezeichnung üblich wurde. Decuriae
alſo, ohne weiteren Zuſatz, bezeichnet ſchon in der Re-
publik, und dann ſtets unter den Kaiſern, die Innungen
der Schreiber; die einzelnen Mitglieder heißen decuriati,
und in ſpäterer Zeit decuriales. Es war natürlich, daß
die Schreiberzünfte in Rom, und dann auch in Conſtan-
tinopel, beſonders ausgezeichnet und privilegirt wurden (d).

C.

Gewerbliche Vereine(e).

Dahin gehören zuerſt die uralten Handwerkszünfte, die
ſich durch alle Zeiten erhielten, zum Theil auch (wie die
Schmiede) mit beſonderen Privilegien verſehen waren (f).
Ferner auch neuere, wie in Rom die Bäckerzunft, in Rom
und in den Provinzen die Schiffer (g). Die Geſchäfte der-

(c) Decuria heißt eigentlich ein
Verein von zehen Perſonen, dann
aber auch ein Collegium über-
haupt, ohne Rückſicht auf die
Zahl der Mitglieder. Der Aus-
druck kommt auch bey dem Se-
nat vor (in Rom und in den
Landſtädten), ferner bey den ju-
dices;
aber in keiner dieſer An-
wendungen iſt er zu ſo üblicher,
vorherrſchender Bezeichnung ge-
braucht worden, wie bey den
Schreibern.
(d) Hauptſtellen über dieſe De-
curien ſind folgende: Cicero in
Verrem III. 79, ad Quintum fra-
trem II. 3. Tacitus ann. XIII.
27. Sueton. August. 57, Clau-
dius 1. — L. 3 § 4 de B. P. (37. 1.),
L. 22 de fidejuss. (46. 1.), L. 25
§ 1 de adqu. vel om. her. (29. 2.),
Cod. Just. XI. 13, Cod. Theod.
XIV.
1. — Vgl. Averanius In-
terpret. II.
19 § 1.
(e) Niebuhr B. 3 S. 349.
Dirkſen S. 34 fg. — Über die
heutigen Zünfte als Inhaber von
Vermögensrechten vergl. Eich-
horn
deutſches Privatrecht § 371
— 373.
(f) L. 17 § 2 de excus. (27. 1.),
L. 5 § 12 de j. immun.
(50. 6.).
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[254/0268] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen. aber war früher Scribae. Sie waren in beſondere Ab- theilungen geordnet, welche decuriae hießen, und es war ganz zufällig, daß dieſer an ſich generiſche Name (c) für ſie als individuelle Bezeichnung üblich wurde. Decuriae alſo, ohne weiteren Zuſatz, bezeichnet ſchon in der Re- publik, und dann ſtets unter den Kaiſern, die Innungen der Schreiber; die einzelnen Mitglieder heißen decuriati, und in ſpäterer Zeit decuriales. Es war natürlich, daß die Schreiberzünfte in Rom, und dann auch in Conſtan- tinopel, beſonders ausgezeichnet und privilegirt wurden (d). C. Gewerbliche Vereine (e). Dahin gehören zuerſt die uralten Handwerkszünfte, die ſich durch alle Zeiten erhielten, zum Theil auch (wie die Schmiede) mit beſonderen Privilegien verſehen waren (f). Ferner auch neuere, wie in Rom die Bäckerzunft, in Rom und in den Provinzen die Schiffer (g). Die Geſchäfte der- (c) Decuria heißt eigentlich ein Verein von zehen Perſonen, dann aber auch ein Collegium über- haupt, ohne Rückſicht auf die Zahl der Mitglieder. Der Aus- druck kommt auch bey dem Se- nat vor (in Rom und in den Landſtädten), ferner bey den ju- dices; aber in keiner dieſer An- wendungen iſt er zu ſo üblicher, vorherrſchender Bezeichnung ge- braucht worden, wie bey den Schreibern. (d) Hauptſtellen über dieſe De- curien ſind folgende: Cicero in Verrem III. 79, ad Quintum fra- trem II. 3. Tacitus ann. XIII. 27. Sueton. August. 57, Clau- dius 1. — L. 3 § 4 de B. P. (37. 1.), L. 22 de fidejuss. (46. 1.), L. 25 § 1 de adqu. vel om. her. (29. 2.), Cod. Just. XI. 13, Cod. Theod. XIV. 1. — Vgl. Averanius In- terpret. II. 19 § 1. (e) Niebuhr B. 3 S. 349. Dirkſen S. 34 fg. — Über die heutigen Zünfte als Inhaber von Vermögensrechten vergl. Eich- horn deutſches Privatrecht § 371 — 373. (f) L. 17 § 2 de excus. (27. 1.), L. 5 § 12 de j. immun. (50. 6.). (g) L. 1 pr. quod cuj. univ. (3. 4.), L. 5 § 13 de j. immun.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/268>, abgerufen am 26.04.2024.