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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Die Condictionen. XXVI.
cuerat tamen ut darem, ultro tibi competere actio-
nem quae ex hoc contractu nascitur, id est con-
dictionem,
defuncto quoque eo.

Hier sagen die Meisten, es sey die a. praescriptis
verbis
als condictio bezeichnet. Diese kann aber schon
deshalb nicht gemeynt seyn, weil der Herr, der den Sklaven
nicht manumittirt hat, unmöglich sagen kann: feci ut dares.
Deswegen haben Andere angenommen, die Worte id est
condictionem
seyen von Tribonian, oder gar von Abschrei-
bern, eingesetzt. Allein selbst durch dieses gewaltsame
Verfahren ist nur die Hälfte der Schwierigkeit beseitigt,
nämlich die Bedeutung des Ausdrucks condictio, der Grund
einer Klage erhellt daraus nicht. Offenbar aber sollen die
Worte ex hoc contractu nur als Wiederholung dienen für
die vorhergehenden Worte placuerat tamen ut darem. Das
placitum nun kann nur unter der Voraussetzung contractus
heißen und eine Klage erzeugen, wenn es durch Stipula-
tion bestärkt war. Dieses also hat Ulpian gedacht, und
zwar nicht unmittelbar gesagt, wohl aber durch das wie-
derholende ex hoc contractu angedeutet (h). Die Con-
diction ist also die certi condictio aus der Stipulation.
Und nun will Ulpian, mit strengem innerem Zusammen-
hang der Gedanken, Folgendes sagen. So wie bey dem
früheren Tod des Sklaven der Empfänger das Geld be-

(h) In anderen Stellen wird
neben dem placitum die Stipu-
lation ausdrücklich genannt (L. 27
C. de pactis 2. 3, L. 4 C. de
rer. perm.
4. 64.); hier wird sie
durch das Wort contractu außer
Zweifel gesetzt.
38*

Die Condictionen. XXVI.
cuerat tamen ut darem, ultro tibi competere actio-
nem quae ex hoc contractu nascitur, id est con-
dictionem,
defuncto quoque eo.

Hier ſagen die Meiſten, es ſey die a. praescriptis
verbis
als condictio bezeichnet. Dieſe kann aber ſchon
deshalb nicht gemeynt ſeyn, weil der Herr, der den Sklaven
nicht manumittirt hat, unmöglich ſagen kann: feci ut dares.
Deswegen haben Andere angenommen, die Worte id est
condictionem
ſeyen von Tribonian, oder gar von Abſchrei-
bern, eingeſetzt. Allein ſelbſt durch dieſes gewaltſame
Verfahren iſt nur die Hälfte der Schwierigkeit beſeitigt,
nämlich die Bedeutung des Ausdrucks condictio, der Grund
einer Klage erhellt daraus nicht. Offenbar aber ſollen die
Worte ex hoc contractu nur als Wiederholung dienen für
die vorhergehenden Worte placuerat tamen ut darem. Das
placitum nun kann nur unter der Vorausſetzung contractus
heißen und eine Klage erzeugen, wenn es durch Stipula-
tion beſtärkt war. Dieſes alſo hat Ulpian gedacht, und
zwar nicht unmittelbar geſagt, wohl aber durch das wie-
derholende ex hoc contractu angedeutet (h). Die Con-
diction iſt alſo die certi condictio aus der Stipulation.
Und nun will Ulpian, mit ſtrengem innerem Zuſammen-
hang der Gedanken, Folgendes ſagen. So wie bey dem
früheren Tod des Sklaven der Empfänger das Geld be-

(h) In anderen Stellen wird
neben dem placitum die Stipu-
lation ausdrücklich genannt (L. 27
C. de pactis 2. 3, L. 4 C. de
rer. perm.
4. 64.); hier wird ſie
durch das Wort contractu außer
Zweifel geſetzt.
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[595/0609] Die Condictionen. XXVI. cuerat tamen ut darem, ultro tibi competere actio- nem quae ex hoc contractu nascitur, id est con- dictionem, defuncto quoque eo. Hier ſagen die Meiſten, es ſey die a. praescriptis verbis als condictio bezeichnet. Dieſe kann aber ſchon deshalb nicht gemeynt ſeyn, weil der Herr, der den Sklaven nicht manumittirt hat, unmöglich ſagen kann: feci ut dares. Deswegen haben Andere angenommen, die Worte id est condictionem ſeyen von Tribonian, oder gar von Abſchrei- bern, eingeſetzt. Allein ſelbſt durch dieſes gewaltſame Verfahren iſt nur die Hälfte der Schwierigkeit beſeitigt, nämlich die Bedeutung des Ausdrucks condictio, der Grund einer Klage erhellt daraus nicht. Offenbar aber ſollen die Worte ex hoc contractu nur als Wiederholung dienen für die vorhergehenden Worte placuerat tamen ut darem. Das placitum nun kann nur unter der Vorausſetzung contractus heißen und eine Klage erzeugen, wenn es durch Stipula- tion beſtärkt war. Dieſes alſo hat Ulpian gedacht, und zwar nicht unmittelbar geſagt, wohl aber durch das wie- derholende ex hoc contractu angedeutet (h). Die Con- diction iſt alſo die certi condictio aus der Stipulation. Und nun will Ulpian, mit ſtrengem innerem Zuſammen- hang der Gedanken, Folgendes ſagen. So wie bey dem früheren Tod des Sklaven der Empfänger das Geld be- (h) In anderen Stellen wird neben dem placitum die Stipu- lation ausdrücklich genannt (L. 27 C. de pactis 2. 3, L. 4 C. de rer. perm. 4. 64.); hier wird ſie durch das Wort contractu außer Zweifel geſetzt. 38*

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/609>, abgerufen am 26.04.2024.