Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 355. Origo und domicilium. Wirkung.
eine solche beschränkende Rechtsregel nicht vorhanden war,
mußte doch meist der Kläger seines eigenen Vortheils we-
gen das forum domicilii vorziehen, weil der Beklagte am
Ort seines Wohnsitzes leichter und bequemer zu errei-
chen war.

Zum Schluß aber muß nun noch bemerkt werden, daß
die hier aufgestellten Regeln, so wie sie größtentheils durch
die in den Digesten niedergelegten Zeugnisse der alten Ju-
risten begründet worden sind, auch nur von der Zeit an
sichere und allgemeine Geltung in Anspruch nehmen können,
in welcher die befestigte und ausgebildete Kaiserregierung
einen hohen Grad der Gleichförmigkeit in die einzelnen
Theile des Reichs gebracht hatte. Damit ist es also sehr
wohl vereinbar, daß manche Provinz in früherer Zeit, bald
nach ihrer Unterwerfung unter das Römische Reich, eigen-
thümliche Vorrechte in der Gerichtsverfassung genoß, wo-
von in unseren Rechtsquellen keine Spur mehr zu fin-
den ist (u).


schrift für andere Städte keine Er-
wähnung gefunden wird.
(u) Dieses gilt namentlich von
Sicilien. Cicero in Verrem
act. 2 lib. 2 C.
13. 24. 25. 37.

§. 355. Origo und domicilium. Wirkung.
eine ſolche beſchränkende Rechtsregel nicht vorhanden war,
mußte doch meiſt der Kläger ſeines eigenen Vortheils we-
gen das forum domicilii vorziehen, weil der Beklagte am
Ort ſeines Wohnſitzes leichter und bequemer zu errei-
chen war.

Zum Schluß aber muß nun noch bemerkt werden, daß
die hier aufgeſtellten Regeln, ſo wie ſie größtentheils durch
die in den Digeſten niedergelegten Zeugniſſe der alten Ju-
riſten begründet worden ſind, auch nur von der Zeit an
ſichere und allgemeine Geltung in Anſpruch nehmen können,
in welcher die befeſtigte und ausgebildete Kaiſerregierung
einen hohen Grad der Gleichförmigkeit in die einzelnen
Theile des Reichs gebracht hatte. Damit iſt es alſo ſehr
wohl vereinbar, daß manche Provinz in früherer Zeit, bald
nach ihrer Unterwerfung unter das Römiſche Reich, eigen-
thümliche Vorrechte in der Gerichtsverfaſſung genoß, wo-
von in unſeren Rechtsquellen keine Spur mehr zu fin-
den iſt (u).


ſchrift für andere Städte keine Er-
wähnung gefunden wird.
(u) Dieſes gilt namentlich von
Sicilien. Cicero in Verrem
act. 2 lib. 2 C.
13. 24. 25. 37.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0097" n="75"/><fw place="top" type="header">§. 355. <hi rendition="#aq">Origo</hi> und <hi rendition="#aq">domicilium.</hi> Wirkung.</fw><lb/>
eine &#x017F;olche be&#x017F;chränkende Rechtsregel nicht vorhanden war,<lb/>
mußte doch mei&#x017F;t der Kläger &#x017F;eines eigenen Vortheils we-<lb/>
gen das <hi rendition="#aq">forum domicilii</hi> vorziehen, weil der Beklagte am<lb/>
Ort &#x017F;eines Wohn&#x017F;itzes leichter und bequemer zu errei-<lb/>
chen war.</p><lb/>
              <p>Zum Schluß aber muß nun noch bemerkt werden, daß<lb/>
die hier aufge&#x017F;tellten Regeln, &#x017F;o wie &#x017F;ie größtentheils durch<lb/>
die in den Dige&#x017F;ten niedergelegten Zeugni&#x017F;&#x017F;e der alten Ju-<lb/>
ri&#x017F;ten begründet worden &#x017F;ind, auch nur von der Zeit an<lb/>
&#x017F;ichere und allgemeine Geltung in An&#x017F;pruch nehmen können,<lb/>
in welcher die befe&#x017F;tigte und ausgebildete Kai&#x017F;erregierung<lb/>
einen hohen Grad der Gleichförmigkeit in die einzelnen<lb/>
Theile des Reichs gebracht hatte. Damit i&#x017F;t es al&#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
wohl vereinbar, daß manche Provinz in früherer Zeit, bald<lb/>
nach ihrer Unterwerfung unter das Römi&#x017F;che Reich, eigen-<lb/>
thümliche Vorrechte in der Gerichtsverfa&#x017F;&#x017F;ung genoß, wo-<lb/>
von in un&#x017F;eren Rechtsquellen keine Spur mehr zu fin-<lb/>
den i&#x017F;t <note place="foot" n="(u)">Die&#x017F;es gilt namentlich von<lb/>
Sicilien. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Cicero</hi> in Verrem<lb/>
act. 2 lib. 2 C.</hi> 13. 24. 25. 37.</note>.</p><lb/>
              <p>
                <note xml:id="seg2pn_7_2" prev="#seg2pn_7_1" place="foot" n="(t)">&#x017F;chrift für andere Städte keine Er-<lb/>
wähnung gefunden wird.</note>
              </p>
            </div>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0097] §. 355. Origo und domicilium. Wirkung. eine ſolche beſchränkende Rechtsregel nicht vorhanden war, mußte doch meiſt der Kläger ſeines eigenen Vortheils we- gen das forum domicilii vorziehen, weil der Beklagte am Ort ſeines Wohnſitzes leichter und bequemer zu errei- chen war. Zum Schluß aber muß nun noch bemerkt werden, daß die hier aufgeſtellten Regeln, ſo wie ſie größtentheils durch die in den Digeſten niedergelegten Zeugniſſe der alten Ju- riſten begründet worden ſind, auch nur von der Zeit an ſichere und allgemeine Geltung in Anſpruch nehmen können, in welcher die befeſtigte und ausgebildete Kaiſerregierung einen hohen Grad der Gleichförmigkeit in die einzelnen Theile des Reichs gebracht hatte. Damit iſt es alſo ſehr wohl vereinbar, daß manche Provinz in früherer Zeit, bald nach ihrer Unterwerfung unter das Römiſche Reich, eigen- thümliche Vorrechte in der Gerichtsverfaſſung genoß, wo- von in unſeren Rechtsquellen keine Spur mehr zu fin- den iſt (u). (t) (u) Dieſes gilt namentlich von Sicilien. Cicero in Verrem act. 2 lib. 2 C. 13. 24. 25. 37. (t) ſchrift für andere Städte keine Er- wähnung gefunden wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/97
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/97>, abgerufen am 26.04.2024.