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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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statt sechsmal sieben Bücher enthielt, wird dahin angegeben, das erste Buch sei du Buch der Lobpreisungen und Gebete gewesen, das zweite Buch aber habe von den guten Werken gehandelt.1) Wie es mich aber auch mit dem Inhalt des zweiten Buches der hermetischen Bücher verhalten möge und was unter der Anleitung zum königlichen Leben des Clemens zu verstehen sein sollte, wenn der Ausdruck: "königliche Kunst" bei den alten Steinmetzen und Maurern ein hergebrachter, ein traditioneller gewesen ist, wie wir glauben vermuthen zu dürfen, bezeichnete die königliche Kunst ursprünglich gewiss das gottgefällige und tugendhafte Leben. Jedenfalls aber steht Nichts entgegen, sondern geht vielmehr aus dem innersten Wesen und Streben der Freimaurerei hervor, jetzt und künftig die königliche Kunst so zu deuten und zu verstehen. Je mehr sich die Freimaurerei von den irdischen Königen frei und unabhängig macht und blos auf den Himmelskönig bauet und trauet, um so besser wird sie sich gestalten und um so näher ihrem erhabenen Ziele kommen. Also nicht nach den irdischen Königen, sondern nach Gott, nach dem Himmelkönig, vor welchem die Könige und die Better der Erde gleich sind, dem der Mächtige wie der Niedrige unterworfen ist, nennt man und nenne man die Freimaurerei die königliche Kunst. Osiris spricht Kap. 11 des Todtenbuches:

"Ich bin der Sonnengott, leuchtend am Firmamente, der erröthen macht seine Widersacher, auch selbst den Mächtigen und den Fürsten des Volkes. Ich richte den Herrn der königlichen Diademe, und sowohl den leuchtenden als den nichtleuchtenden Menschen, welche in meinem Lichte wandeln , sowohl den Bettler als auch Den, welcher mir ähnlich ist an Macht. Desshalb Vernichtung dem Volke der Sünder, welches mir nicht ähnlich ist, so wie dem Führer des Volkes - - - Fürchtet, betet an! Niemand ist mir gleich, auch nicht einmal der Führer des Volkes."

So spricht Osiris und wohl den Fürsten und den Menschen, die seine Worte nicht zu fürchten haben.

1) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 306.


statt sechsmal sieben Bücher enthielt, wird dahin angegeben, das erste Buch sei du Buch der Lobpreisungen und Gebete gewesen, das zweite Buch aber habe von den guten Werken gehandelt.1) Wie es mich aber auch mit dem Inhalt des zweiten Buches der hermetischen Bücher verhalten möge und was unter der Anleitung zum königlichen Leben des Clemens zu verstehen sein sollte, wenn der Ausdruck: „königliche Kunst“ bei den alten Steinmetzen und Maurern ein hergebrachter, ein traditioneller gewesen ist, wie wir glauben vermuthen zu dürfen, bezeichnete die königliche Kunst ursprünglich gewiss das gottgefällige und tugendhafte Leben. Jedenfalls aber steht Nichts entgegen, sondern geht vielmehr aus dem innersten Wesen und Streben der Freimaurerei hervor, jetzt und künftig die königliche Kunst so zu deuten und zu verstehen. Je mehr sich die Freimaurerei von den irdischen Königen frei und unabhängig macht und blos auf den Himmelskönig bauet und trauet, um so besser wird sie sich gestalten und um so näher ihrem erhabenen Ziele kommen. Also nicht nach den irdischen Königen, sondern nach Gott, nach dem Himmelkönig, vor welchem die Könige und die Better der Erde gleich sind, dem der Mächtige wie der Niedrige unterworfen ist, nennt man und nenne man die Freimaurerei die königliche Kunst. Osiris spricht Kap. 11 des Todtenbuches:

„Ich bin der Sonnengott, leuchtend am Firmamente, der erröthen macht seine Widersacher, auch selbst den Mächtigen und den Fürsten des Volkes. Ich richte den Herrn der königlichen Diademe, und sowohl den leuchtenden als den nichtleuchtenden Menschen, welche in meinem Lichte wandeln , sowohl den Bettler als auch Den, welcher mir ähnlich ist an Macht. Desshalb Vernichtung dem Volke der Sünder, welches mir nicht ähnlich ist, so wie dem Führer des Volkes – – – Fürchtet, betet an! Niemand ist mir gleich, auch nicht einmal der Führer des Volkes.“

So spricht Osiris und wohl den Fürsten und den Menschen, die seine Worte nicht zu fürchten haben.

1) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 306.
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 zu dürfen, bezeichnete die königliche Kunst ursprünglich gewiss das gottgefällige und tugendhafte
 Leben. Jedenfalls aber steht Nichts entgegen, sondern geht vielmehr aus dem innersten Wesen und
 Streben der Freimaurerei hervor, jetzt und künftig die königliche Kunst so zu deuten und zu
 verstehen. Je mehr sich die Freimaurerei von den irdischen Königen frei und unabhängig macht und
 blos auf den Himmelskönig bauet und trauet, um so besser wird sie sich gestalten und um so näher
 ihrem erhabenen Ziele kommen. Also nicht nach den irdischen Königen, sondern nach Gott, nach dem
 Himmelkönig, vor welchem die Könige und die Better der Erde gleich sind, dem der Mächtige wie der
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[85/0101] statt sechsmal sieben Bücher enthielt, wird dahin angegeben, das erste Buch sei du Buch der Lobpreisungen und Gebete gewesen, das zweite Buch aber habe von den guten Werken gehandelt. 1) Wie es mich aber auch mit dem Inhalt des zweiten Buches der hermetischen Bücher verhalten möge und was unter der Anleitung zum königlichen Leben des Clemens zu verstehen sein sollte, wenn der Ausdruck: „königliche Kunst“ bei den alten Steinmetzen und Maurern ein hergebrachter, ein traditioneller gewesen ist, wie wir glauben vermuthen zu dürfen, bezeichnete die königliche Kunst ursprünglich gewiss das gottgefällige und tugendhafte Leben. Jedenfalls aber steht Nichts entgegen, sondern geht vielmehr aus dem innersten Wesen und Streben der Freimaurerei hervor, jetzt und künftig die königliche Kunst so zu deuten und zu verstehen. Je mehr sich die Freimaurerei von den irdischen Königen frei und unabhängig macht und blos auf den Himmelskönig bauet und trauet, um so besser wird sie sich gestalten und um so näher ihrem erhabenen Ziele kommen. Also nicht nach den irdischen Königen, sondern nach Gott, nach dem Himmelkönig, vor welchem die Könige und die Better der Erde gleich sind, dem der Mächtige wie der Niedrige unterworfen ist, nennt man und nenne man die Freimaurerei die königliche Kunst. Osiris spricht Kap. 11 des Todtenbuches: „Ich bin der Sonnengott, leuchtend am Firmamente, der erröthen macht seine Widersacher, auch selbst den Mächtigen und den Fürsten des Volkes. Ich richte den Herrn der königlichen Diademe, und sowohl den leuchtenden als den nichtleuchtenden Menschen, welche in meinem Lichte wandeln , sowohl den Bettler als auch Den, welcher mir ähnlich ist an Macht. Desshalb Vernichtung dem Volke der Sünder, welches mir nicht ähnlich ist, so wie dem Führer des Volkes – – – Fürchtet, betet an! Niemand ist mir gleich, auch nicht einmal der Führer des Volkes.“ So spricht Osiris und wohl den Fürsten und den Menschen, die seine Worte nicht zu fürchten haben. 1) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 306.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/101>, abgerufen am 26.04.2024.