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Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.

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durch ihre erdichtete fürbilden zum theil die Einsam-
keit/ darinnen sie sich dieser zeit befinden/ lieber mit
diesen als mit nichts (ich setze hinzu als nichts übels
thun) erleichtern wollen. Steckt aber ja auch et-
was von den anmuthigen übel bey ihnen/ so müssen
sie dencken/ das die gantze Welt der liebe als wie ein
Ballenspiel sey/ darinnen sieauch ümgetrieben wer-
den/ und das war sey was die Liebe in den Holländi-
schen Sinnbildern ofterwehnten Heinsiens allen
Menschen fürhelt.

Den stercken ben ick sterck/ den sachten sachte banden/
En koomen werpick om hett wyckt doch al mynhanden
Alwat de schoone Son bestra elthet ifeen Kind
Een Kind/ een Kind alleen/ dat so veel mannen bindt.
Wat wonder ist dat Haer de Mensche nover gheven
Als ick de Lecuwen room/ en onder my do gheven?
Wat strydt ghi teghen my? als doch soo wesen moet/
Waerom en leertghyniet my komen re ghemenet.

Damit du aber auch von dem Titel unterricht
einholen mögest (daß ich weis/ daß du dich auch
darumb bekümmerst) so wisse daß ich ihn darumb
von den Rosen entlehnet/ die weil sie der Liebe gehei-
liget seyn/ wie Anacreon in der J. V. Ode solches be-
zeuget. Die Vrsache gibt Ovidius in der Fabel von
dem Adonis. Pausanias spricht es sey wegen des
lieblichen geruchs/ und der anmuthigen Farbe Da-
her haben die alten den Hastam/ der der Venus
zu stunde/ zur Frühlingszeit mit einem Apffel/ den
Apffel aber mit Rosen ümbschlossen/ anzudeuten/
das in die Lentzenzeit/ in welcher alles zu lieben schei-

net/

durch ihre erdichtete fuͤrbilden zum theil die Einſam-
keit/ darinnen ſie ſich dieſer zeit befinden/ lieber mit
dieſen als mit nichts (ich ſetze hinzu als nichts uͤbels
thun) erleichtern wollen. Steckt aber ja auch et-
was von den anmuthigen uͤbel bey ihnen/ ſo muͤſſen
ſie dencken/ das die gantze Welt der liebe als wie ein
Ballenſpiel ſey/ darinnen ſieauch uͤmgetrieben wer-
den/ und das war ſey was die Liebe in den Hollaͤndi-
ſchen Sinnbildern ofterwehnten Heinſiens allen
Menſchen fuͤrhelt.

Den ſtercken ben ick ſterck/ den ſachten ſachte banden/
En koomen werpick om hett wyckt doch al mynhanden
Alwat de ſchoone Son beſtra elthet ifeen Kind
Een Kind/ een Kind alleen/ dat ſo veel mannen bindt.
Wat wonder iſt dat Haer de Menſche nover gheven
Als ick de Lecuwen room/ en onder my do gheven?
Wat ſtrydt ghi teghen my? alſ doch ſoo weſen moet/
Waerom en leertghyniet my komen re ghemẽet.

Damit du aber auch von dem Titel unterricht
einholen moͤgeſt (daß ich weis/ daß du dich auch
darumb bekuͤmmerſt) ſo wiſſe daß ich ihn darumb
von den Roſen entlehnet/ die weil ſie der Liebe gehei-
liget ſeyn/ wie Anacreon in der J. V. Ode ſolches be-
zeuget. Die Vrſache gibt Ovidius in der Fabel von
dem Adonis. Pauſanias ſpricht es ſey wegen des
lieblichen geruchs/ und der anmuthigen Farbe Da-
her haben die alten den Haſtam/ der der Venus
zu ſtunde/ zur Fruͤhlingszeit mit einem Apffel/ den
Apffel aber mit Roſen uͤmbſchloſſen/ anzudeuten/
das in die Lentzenzeit/ in welcher alles zu lieben ſchei-

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[0018] durch ihre erdichtete fuͤrbilden zum theil die Einſam- keit/ darinnen ſie ſich dieſer zeit befinden/ lieber mit dieſen als mit nichts (ich ſetze hinzu als nichts uͤbels thun) erleichtern wollen. Steckt aber ja auch et- was von den anmuthigen uͤbel bey ihnen/ ſo muͤſſen ſie dencken/ das die gantze Welt der liebe als wie ein Ballenſpiel ſey/ darinnen ſieauch uͤmgetrieben wer- den/ und das war ſey was die Liebe in den Hollaͤndi- ſchen Sinnbildern ofterwehnten Heinſiens allen Menſchen fuͤrhelt. Den ſtercken ben ick ſterck/ den ſachten ſachte banden/ En koomen werpick om hett wyckt doch al mynhanden Alwat de ſchoone Son beſtra elthet ifeen Kind Een Kind/ een Kind alleen/ dat ſo veel mannen bindt. Wat wonder iſt dat Haer de Menſche nover gheven Als ick de Lecuwen room/ en onder my do gheven? Wat ſtrydt ghi teghen my? alſ doch ſoo weſen moet/ Waerom en leertghyniet my komen re ghemẽet. Damit du aber auch von dem Titel unterricht einholen moͤgeſt (daß ich weis/ daß du dich auch darumb bekuͤmmerſt) ſo wiſſe daß ich ihn darumb von den Roſen entlehnet/ die weil ſie der Liebe gehei- liget ſeyn/ wie Anacreon in der J. V. Ode ſolches be- zeuget. Die Vrſache gibt Ovidius in der Fabel von dem Adonis. Pauſanias ſpricht es ſey wegen des lieblichen geruchs/ und der anmuthigen Farbe Da- her haben die alten den Haſtam/ der der Venus zu ſtunde/ zur Fruͤhlingszeit mit einem Apffel/ den Apffel aber mit Roſen uͤmbſchloſſen/ anzudeuten/ das in die Lentzenzeit/ in welcher alles zu lieben ſchei- net/

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/18>, abgerufen am 26.04.2024.