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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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4. So die Pflicht wie die That kennend, wahr in
Worten, im Glauben fest?
Er selbst hoch wandelnd in Tugend, allen Wesen
befreundet wer?
Der beredt und zugleich thatvoll, wer der lieb-
lichste auch zu sehn?
Ob des Zorns Macht in sich siegend, würdereich
wer und achtbar stets,
8. Daß der Glanz solchen Sohns strahlend selbst die
Göttin verherrlichte?
Wer hat groß Heldenkraft funden, drei Welten 1)
gar zur Rettung gut;
Wer der gutes den Völkern thut, der Tugendhaf-
ten Zuflucht wer?
Und die allschön, wem naht Lokshmi 2) unter
den Menschen sie allein,
12. Der dem in Feuer, Luft, Sonne waltenden
Gott Upentro 3) gleicht? --
1) Drei Welten giebt es nach der indischen Lehre; eine der
Wahrheit, eine des Glanzes oder des Scheins, und eine
der Finsterniß.
2) Lokshmi, die schönste, lieblichste, seeligste der Göttinnen;
sonst auch Sri genannt, Gemahlin des Vishnu.
3) Upentro, nach dem Omorocoscha ein Beinahme des Vishnu.
Es waren in der Mitte dieses Verses zwei Sylben unle-
serlich. Ich habe nach der Wahrscheinlichkeit übersetzt, daß
die erste Hälfte des Verses noch ein Prädikat von Upentro
bildet.
4. So die Pflicht wie die That kennend, wahr in
Worten, im Glauben feſt?
Er ſelbſt hoch wandelnd in Tugend, allen Weſen
befreundet wer?
Der beredt und zugleich thatvoll, wer der lieb-
lichſte auch zu ſehn?
Ob des Zorns Macht in ſich ſiegend, würdereich
wer und achtbar ſtets,
8. Daß der Glanz ſolchen Sohns ſtrahlend ſelbſt die
Göttin verherrlichte?
Wer hat groß Heldenkraft funden, drei Welten 1)
gar zur Rettung gut;
Wer der gutes den Völkern thut, der Tugendhaf-
ten Zuflucht wer?
Und die allſchön, wem naht Lokſhmi 2) unter
den Menſchen ſie allein,
12. Der dem in Feuer, Luft, Sonne waltenden
Gott Upentro 3) gleicht? —
1) Drei Welten giebt es nach der indiſchen Lehre; eine der
Wahrheit, eine des Glanzes oder des Scheins, und eine
der Finſterniß.
2) Lokſhmi, die ſchönſte, lieblichſte, ſeeligſte der Göttinnen;
ſonſt auch Sri genannt, Gemahlin des Viſhnu.
3) Upentro, nach dem Omorocoſcha ein Beinahme des Viſhnu.
Es waren in der Mitte dieſes Verſes zwei Sylben unle-
ſerlich. Ich habe nach der Wahrſcheinlichkeit überſetzt, daß
die erſte Hälfte des Verſes noch ein Prädikat von Upentro
bildet.
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[237/0256] 4. So die Pflicht wie die That kennend, wahr in Worten, im Glauben feſt? Er ſelbſt hoch wandelnd in Tugend, allen Weſen befreundet wer? Der beredt und zugleich thatvoll, wer der lieb- lichſte auch zu ſehn? Ob des Zorns Macht in ſich ſiegend, würdereich wer und achtbar ſtets, 8. Daß der Glanz ſolchen Sohns ſtrahlend ſelbſt die Göttin verherrlichte? Wer hat groß Heldenkraft funden, drei Welten 1) gar zur Rettung gut; Wer der gutes den Völkern thut, der Tugendhaf- ten Zuflucht wer? Und die allſchön, wem naht Lokſhmi 2) unter den Menſchen ſie allein, 12. Der dem in Feuer, Luft, Sonne waltenden Gott Upentro 3) gleicht? — 1) Drei Welten giebt es nach der indiſchen Lehre; eine der Wahrheit, eine des Glanzes oder des Scheins, und eine der Finſterniß. 2) Lokſhmi, die ſchönſte, lieblichſte, ſeeligſte der Göttinnen; ſonſt auch Sri genannt, Gemahlin des Viſhnu. 3) Upentro, nach dem Omorocoſcha ein Beinahme des Viſhnu. Es waren in der Mitte dieſes Verſes zwei Sylben unle- ſerlich. Ich habe nach der Wahrſcheinlichkeit überſetzt, daß die erſte Hälfte des Verſes noch ein Prädikat von Upentro bildet.

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/256>, abgerufen am 26.04.2024.