Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



niger Zusammenfügungen, die ihm anstößig
sind, angeführt: sonst hätte ich ihn, ich ge-
stehe es, wieder nicht verstehen können.

Was sind I. meine zusammengefügte Na-
men? Was sind II. Bunoische Namen-Epi-
grammen? Beides muß der Leser wissen;
damit er, auch ohne mein Buch und den sel-
tenen Buno bei der Hand zu haben, von
Hrn. Herders Vorwurf, und meiner Ant-
wort, urteilen könne.

§. 25.

I. Niemand versteht Weltgeschichte, wer
nicht zugleich den Synchronismus weiß.
Dies ist ein Axiom; selbst Hr. H. giebt es
zu, denn auch ihm behagt das große Gan-
ze.
Muß nun zum Aggregat noch System
kommen: so muß ich z. E. nicht bloß Timurn
und Margareta kennen; sondern ich muß
auch wissen, daß beide zugleich mit einander
gelebt haben. Jch muß mir das ganze Zeit-
alter in Einem Blicke vorstellen können, in
dem diese beide Personen sich und andern be-
gegneten, wenn sie gleich nicht unmittelbar
mit einander agirten.

II. Nun ist es an sich unmöglich, die
Weltbegebenheiten zu gleicher Zeit in die

Länge



niger Zuſammenfuͤgungen, die ihm anſtoͤßig
ſind, angefuͤhrt: ſonſt haͤtte ich ihn, ich ge-
ſtehe es, wieder nicht verſtehen koͤnnen.

Was ſind I. meine zuſammengefuͤgte Na-
men? Was ſind II. Bunoiſche Namen-Epi-
grammen? Beides muß der Leſer wiſſen;
damit er, auch ohne mein Buch und den ſel-
tenen Buno bei der Hand zu haben, von
Hrn. Herders Vorwurf, und meiner Ant-
wort, urteilen koͤnne.

§. 25.

I. Niemand verſteht Weltgeſchichte, wer
nicht zugleich den Synchronismus weiß.
Dies iſt ein Axiom; ſelbſt Hr. H. giebt es
zu, denn auch ihm behagt das große Gan-
ze.
Muß nun zum Aggregat noch Syſtem
kommen: ſo muß ich z. E. nicht bloß Timurn
und Margareta kennen; ſondern ich muß
auch wiſſen, daß beide zugleich mit einander
gelebt haben. Jch muß mir das ganze Zeit-
alter in Einem Blicke vorſtellen koͤnnen, in
dem dieſe beide Perſonen ſich und andern be-
gegneten, wenn ſie gleich nicht unmittelbar
mit einander agirten.

II. Nun iſt es an ſich unmoͤglich, die
Weltbegebenheiten zu gleicher Zeit in die

Laͤnge
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0113" n="317[93]"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> niger Zu&#x017F;ammenfu&#x0364;gungen, die ihm an&#x017F;to&#x0364;ßig<lb/>
&#x017F;ind, angefu&#x0364;hrt: &#x017F;on&#x017F;t ha&#x0364;tte ich ihn, ich ge-<lb/>
&#x017F;tehe es, wieder nicht ver&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Was &#x017F;ind <hi rendition="#aq">I.</hi> meine zu&#x017F;ammengefu&#x0364;gte Na-<lb/>
men? Was &#x017F;ind <hi rendition="#aq">II.</hi> Bunoi&#x017F;che Namen-Epi-<lb/>
grammen? Beides muß der Le&#x017F;er wi&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
damit er, auch ohne mein Buch und den &#x017F;el-<lb/>
tenen Buno bei der Hand zu haben, von<lb/>
Hrn. Herders Vorwurf, und meiner Ant-<lb/>
wort, urteilen ko&#x0364;nne.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 25.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Niemand ver&#x017F;teht Weltge&#x017F;chichte, wer<lb/>
nicht zugleich den <hi rendition="#fr">Synchronismus</hi> weiß.<lb/>
Dies i&#x017F;t ein Axiom; &#x017F;elb&#x017F;t Hr. H. giebt es<lb/>
zu, denn auch ihm behagt das <hi rendition="#fr">große Gan-<lb/>
ze.</hi> Muß nun zum Aggregat noch Sy&#x017F;tem<lb/>
kommen: &#x017F;o muß ich z. E. nicht bloß Timurn<lb/>
und Margareta kennen; &#x017F;ondern ich muß<lb/>
auch wi&#x017F;&#x017F;en, daß beide zugleich mit einander<lb/>
gelebt haben. Jch muß mir das ganze Zeit-<lb/>
alter in Einem Blicke vor&#x017F;tellen ko&#x0364;nnen, in<lb/>
dem die&#x017F;e beide Per&#x017F;onen &#x017F;ich und andern be-<lb/>
gegneten, wenn &#x017F;ie gleich nicht unmittelbar<lb/>
mit einander agirten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Nun i&#x017F;t es an &#x017F;ich unmo&#x0364;glich, die<lb/>
Weltbegebenheiten <hi rendition="#fr">zu gleicher Zeit</hi> in die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">La&#x0364;nge</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317[93]/0113] niger Zuſammenfuͤgungen, die ihm anſtoͤßig ſind, angefuͤhrt: ſonſt haͤtte ich ihn, ich ge- ſtehe es, wieder nicht verſtehen koͤnnen. Was ſind I. meine zuſammengefuͤgte Na- men? Was ſind II. Bunoiſche Namen-Epi- grammen? Beides muß der Leſer wiſſen; damit er, auch ohne mein Buch und den ſel- tenen Buno bei der Hand zu haben, von Hrn. Herders Vorwurf, und meiner Ant- wort, urteilen koͤnne. §. 25. I. Niemand verſteht Weltgeſchichte, wer nicht zugleich den Synchronismus weiß. Dies iſt ein Axiom; ſelbſt Hr. H. giebt es zu, denn auch ihm behagt das große Gan- ze. Muß nun zum Aggregat noch Syſtem kommen: ſo muß ich z. E. nicht bloß Timurn und Margareta kennen; ſondern ich muß auch wiſſen, daß beide zugleich mit einander gelebt haben. Jch muß mir das ganze Zeit- alter in Einem Blicke vorſtellen koͤnnen, in dem dieſe beide Perſonen ſich und andern be- gegneten, wenn ſie gleich nicht unmittelbar mit einander agirten. II. Nun iſt es an ſich unmoͤglich, die Weltbegebenheiten zu gleicher Zeit in die Laͤnge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/113
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 317[93]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/113>, abgerufen am 19.03.2024.