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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
sind) an welche sich im Reiben das Weitzen Mehl
angekl[e] istert hat/ daß sie gestalt worden/ als wie
Maden/ und habe ich niemahls können gewahr
werden/ daß eines einen Augenblick gelebt hätte/
ob gleich die grossen Weiber noch so ein groß We-
sen davon machen wollen. Es sey nun aber/ wie
es wolle/ so thut mirs hier nichts. Wäre es nun
nicht also/ daß dergleichen Mit-Esser bey denen
Kindern gefunden würden/ so kan ja auch nicht
wahr seyn/ daß durch der Mutter Essen vor dem
Brod-Schrancke solche erreget werden solten.
Ist aber gegentheils wahr/ daß es solche verzeh-
rende Würmgen bey denen Kindern giebt/ und
was hiervon curieuse und gelehrte Männer ob-
servir
et und auffgezeichnet haben/ so dienet es
mir eben auch zu einem Beweiß wieder die aber-
gläubischen Weiber. Denn da erwehnte ge-
lehrte Männer und Medici zur Gnüge unter-
sucht und erwiesen haben/ woher solche Würm-
gen ihren Ursprung nehmen/ so kan derer Ur-
sprung nicht von der Mutter Essen vor dem
Brod-Schrancke herkommen. Zu dem/ so laufft
es auch wieder die gesunde Vernunfft/ daß der
Ort/ wo die Mutter isset/ eine Ursach werden
könne/ daß ihre Leibes-Frucht mit Würmern in
der Haut solte beladen werden. Denn die Brod-
Schräncke stehen bald so/ bald anders/ nachdem
es die Beqvemlichkeit des Logiaments an die

Hand

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ſind) an welche ſich im Reiben das Weitzen Mehl
angekl[e] iſtert hat/ daß ſie geſtalt worden/ als wie
Maden/ und habe ich niemahls koͤnnen gewahr
werden/ daß eines einen Augenblick gelebt haͤtte/
ob gleich die groſſen Weiber noch ſo ein groß We-
ſen davon machen wollen. Es ſey nun aber/ wie
es wolle/ ſo thut mirs hier nichts. Waͤre es nun
nicht alſo/ daß dergleichen Mit-Eſſer bey denen
Kindern gefunden wuͤrden/ ſo kan ja auch nicht
wahr ſeyn/ daß durch der Mutter Eſſen vor dem
Brod-Schrancke ſolche erreget werden ſolten.
Iſt aber gegentheils wahr/ daß es ſolche verzeh-
rende Wuͤrmgen bey denen Kindern giebt/ und
was hiervon curieuſe und gelehrte Maͤnner ob-
ſervir
et und auffgezeichnet haben/ ſo dienet es
mir eben auch zu einem Beweiß wieder die aber-
glaͤubiſchen Weiber. Denn da erwehnte ge-
lehrte Maͤnner und Medici zur Gnuͤge unter-
ſucht und erwieſen haben/ woher ſolche Wuͤrm-
gen ihren Urſprung nehmen/ ſo kan derer Ur-
ſprung nicht von der Mutter Eſſen vor dem
Brod-Schrancke herkommen. Zu dem/ ſo laufft
es auch wieder die geſunde Vernunfft/ daß der
Ort/ wo die Mutter iſſet/ eine Urſach werden
koͤnne/ daß ihre Leibes-Frucht mit Wuͤrmern in
der Haut ſolte beladen werden. Denn die Brod-
Schraͤncke ſtehen bald ſo/ bald anders/ nachdem
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Hand
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[75/0097] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ſind) an welche ſich im Reiben das Weitzen Mehl angekle iſtert hat/ daß ſie geſtalt worden/ als wie Maden/ und habe ich niemahls koͤnnen gewahr werden/ daß eines einen Augenblick gelebt haͤtte/ ob gleich die groſſen Weiber noch ſo ein groß We- ſen davon machen wollen. Es ſey nun aber/ wie es wolle/ ſo thut mirs hier nichts. Waͤre es nun nicht alſo/ daß dergleichen Mit-Eſſer bey denen Kindern gefunden wuͤrden/ ſo kan ja auch nicht wahr ſeyn/ daß durch der Mutter Eſſen vor dem Brod-Schrancke ſolche erreget werden ſolten. Iſt aber gegentheils wahr/ daß es ſolche verzeh- rende Wuͤrmgen bey denen Kindern giebt/ und was hiervon curieuſe und gelehrte Maͤnner ob- ſerviret und auffgezeichnet haben/ ſo dienet es mir eben auch zu einem Beweiß wieder die aber- glaͤubiſchen Weiber. Denn da erwehnte ge- lehrte Maͤnner und Medici zur Gnuͤge unter- ſucht und erwieſen haben/ woher ſolche Wuͤrm- gen ihren Urſprung nehmen/ ſo kan derer Ur- ſprung nicht von der Mutter Eſſen vor dem Brod-Schrancke herkommen. Zu dem/ ſo laufft es auch wieder die geſunde Vernunfft/ daß der Ort/ wo die Mutter iſſet/ eine Urſach werden koͤnne/ daß ihre Leibes-Frucht mit Wuͤrmern in der Haut ſolte beladen werden. Denn die Brod- Schraͤncke ſtehen bald ſo/ bald anders/ nachdem es die Beqvemlichkeit des Logiaments an die Hand

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/97>, abgerufen am 26.04.2024.