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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Fe
-- Da er so mit geflügeltem Blicke
Jede Ferne durcheilt. -- -- e. d. 127 S.

Es muß folglich viele Fernen geben; und man
thut weislich, die Blicke nicht nur fliegen zu las-
sen: sondern ihnen auch ein Paar Flügel, wie
dem Merkure, anzuhängen; denn giebt es nicht
auch geflügelte Töne, geflügelte Stimmen,
ja geflügelte Husten?

Feste.

Klopstock, der Theologe, und Bod-
mer,
der Hexametrist, haben für gut befun-
den, in ihrer sehraffischen Religion die Sonnta-
ge
abzuschaffen; dafür aber haben sie gewisse Din-
ger eingeführet, die sie Feste heissen. Da giebt
es Feste des Lichts, und Sonntage der Finster-
niß; Feste in Armen; Feste im Antlitze; Fe-
ste im Herzen; Feste ich weis nicht wo:
Kurz,
ewige Feste und Sonntage. Feste im Him-
mel
ziehen natürlicher Weise auch Werkeltage
nach sich. Der Dienst der Seelen bestehet in ewi-
gen Hallelujahgesängen; wenn also ein Wer-
keltag
einfällt, der im himmlischen Kalender mit
Schwarz gezeichnet ist: so ist es mäuschenstill
im Himmel, und der liebe Gott wird sein Zeug-
haus,
die Engel aber werden ihre Kleiderkam-
mern
besehen. Jener wird die alten und stum-
pfen Donner einschmelzen
lassen: diese werden
die dunkeln Gewande zu den seraphischen
Schneidern
schicken, ihnen wieder ein festlich
niederwallendes Glänzen
geben zu lassen. Wir
haben diese Erfindung höchlich bewundert, und
wollen zum Beweise dessen ein Paar Stellen aus

diesem
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Fe
— Da er ſo mit gefluͤgeltem Blicke
Jede Ferne durcheilt. — — e. d. 127 S.

Es muß folglich viele Fernen geben; und man
thut weislich, die Blicke nicht nur fliegen zu laſ-
ſen: ſondern ihnen auch ein Paar Fluͤgel, wie
dem Merkure, anzuhaͤngen; denn giebt es nicht
auch gefluͤgelte Toͤne, gefluͤgelte Stimmen,
ja gefluͤgelte Huſten?

Feſte.

Klopſtock, der Theologe, und Bod-
mer,
der Hexametriſt, haben fuͤr gut befun-
den, in ihrer ſehraffiſchen Religion die Sonnta-
ge
abzuſchaffen; dafuͤr aber haben ſie gewiſſe Din-
ger eingefuͤhret, die ſie Feſte heiſſen. Da giebt
es Feſte des Lichts, und Sonntage der Finſter-
niß; Feſte in Armen; Feſte im Antlitze; Fe-
ſte im Herzen; Feſte ich weis nicht wo:
Kurz,
ewige Feſte und Sonntage. Feſte im Him-
mel
ziehen natuͤrlicher Weiſe auch Werkeltage
nach ſich. Der Dienſt der Seelen beſtehet in ewi-
gen Hallelujahgeſaͤngen; wenn alſo ein Wer-
keltag
einfaͤllt, der im himmliſchen Kalender mit
Schwarz gezeichnet iſt: ſo iſt es maͤuschenſtill
im Himmel, und der liebe Gott wird ſein Zeug-
haus,
die Engel aber werden ihre Kleiderkam-
mern
beſehen. Jener wird die alten und ſtum-
pfen Donner einſchmelzen
laſſen: dieſe werden
die dunkeln Gewande zu den ſeraphiſchen
Schneidern
ſchicken, ihnen wieder ein feſtlich
niederwallendes Glaͤnzen
geben zu laſſen. Wir
haben dieſe Erfindung hoͤchlich bewundert, und
wollen zum Beweiſe deſſen ein Paar Stellen aus

dieſem
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[137/0163] Fe — Da er ſo mit gefluͤgeltem Blicke Jede Ferne durcheilt. — — e. d. 127 S. Es muß folglich viele Fernen geben; und man thut weislich, die Blicke nicht nur fliegen zu laſ- ſen: ſondern ihnen auch ein Paar Fluͤgel, wie dem Merkure, anzuhaͤngen; denn giebt es nicht auch gefluͤgelte Toͤne, gefluͤgelte Stimmen, ja gefluͤgelte Huſten? Feſte. Klopſtock, der Theologe, und Bod- mer, der Hexametriſt, haben fuͤr gut befun- den, in ihrer ſehraffiſchen Religion die Sonnta- ge abzuſchaffen; dafuͤr aber haben ſie gewiſſe Din- ger eingefuͤhret, die ſie Feſte heiſſen. Da giebt es Feſte des Lichts, und Sonntage der Finſter- niß; Feſte in Armen; Feſte im Antlitze; Fe- ſte im Herzen; Feſte ich weis nicht wo: Kurz, ewige Feſte und Sonntage. Feſte im Him- mel ziehen natuͤrlicher Weiſe auch Werkeltage nach ſich. Der Dienſt der Seelen beſtehet in ewi- gen Hallelujahgeſaͤngen; wenn alſo ein Wer- keltag einfaͤllt, der im himmliſchen Kalender mit Schwarz gezeichnet iſt: ſo iſt es maͤuschenſtill im Himmel, und der liebe Gott wird ſein Zeug- haus, die Engel aber werden ihre Kleiderkam- mern beſehen. Jener wird die alten und ſtum- pfen Donner einſchmelzen laſſen: dieſe werden die dunkeln Gewande zu den ſeraphiſchen Schneidern ſchicken, ihnen wieder ein feſtlich niederwallendes Glaͤnzen geben zu laſſen. Wir haben dieſe Erfindung hoͤchlich bewundert, und wollen zum Beweiſe deſſen ein Paar Stellen aus dieſem J 5

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/163>, abgerufen am 27.04.2024.