Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Fl
Mit flähmischfunkelnden Augen entreißt er
dem Hauptmann
Den Spieß etc.

Dieß thut der flähmische Nimrod! Und dar-
zu mit den Augen entreißt er. Jst das nicht ein
rechtes Hundegleichniß?

Flatern.

Wie der große Mann das Leben nicht
flatern läßt!

-- ihr Leben

Flatert' auf der Spitze der Degen; es floß auf
der Klinge
Gern, u. hielt es für Schimpf, durch andre
Wege zu fließen. Noah, 71 S.

Freylich! Wäre es durch den Steiß geflossen:
so wäre es schimpflicher. Wie das Leben nicht
fliessen kann! Bald wird mans, wie das Was-
ser, abschlagen.
Wie die kleinen Flügelchen
nicht werden gewackelt haben! Was für Bilder!
Was für Gedanken!

Fleischfarben.

Die Schule der Maler erkläret die-
ses Kunstwort. Jch freue mich, eine Gelegenheit
zu haben, einen ganz neuen und unerwarteten
Gebrauch desselben anzuzeigen. Ein gewisser
Schriftsteller, der weitläuftige Herr Buttstett,
im 4ten Bande der v. Ged. 108 S. redet von
einem Geiste, der mit Fleischfarben kann
abgemalet werden.

Dieser Ausdruck ist in seiner Art wohl der sinnreich-
ste, und will nichts mehr sagen, als dieses: Ein
Geist, der die Natur des Blutes hat. Kann man
denn aber auch Anlaß finden, dieses Blümchen an-

zubrin-
Fl
Mit flaͤhmiſchfunkelnden Augen entreißt er
dem Hauptmann
Den Spieß ꝛc.

Dieß thut der flaͤhmiſche Nimrod! Und dar-
zu mit den Augen entreißt er. Jſt das nicht ein
rechtes Hundegleichniß?

Flatern.

Wie der große Mann das Leben nicht
flatern laͤßt!

— ihr Leben

Flatert’ auf der Spitze der Degen; es floß auf
der Klinge
Gern, u. hielt es fuͤr Schimpf, durch andre
Wege zu fließen. Noah, 71 S.

Freylich! Waͤre es durch den Steiß gefloſſen:
ſo waͤre es ſchimpflicher. Wie das Leben nicht
flieſſen kann! Bald wird mans, wie das Waſ-
ſer, abſchlagen.
Wie die kleinen Fluͤgelchen
nicht werden gewackelt haben! Was fuͤr Bilder!
Was fuͤr Gedanken!

Fleiſchfarben.

Die Schule der Maler erklaͤret die-
ſes Kunſtwort. Jch freue mich, eine Gelegenheit
zu haben, einen ganz neuen und unerwarteten
Gebrauch deſſelben anzuzeigen. Ein gewiſſer
Schriftſteller, der weitlaͤuftige Herr Buttſtett,
im 4ten Bande der v. Ged. 108 S. redet von
einem Geiſte, der mit Fleiſchfarben kann
abgemalet werden.

Dieſer Ausdruck iſt in ſeiner Art wohl der ſinnreich-
ſte, und will nichts mehr ſagen, als dieſes: Ein
Geiſt, der die Natur des Blutes hat. Kann man
denn aber auch Anlaß finden, dieſes Bluͤmchen an-

zubrin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0172" n="146"/>
            <fw place="top" type="header">Fl</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>Mit <hi rendition="#fr">fla&#x0364;hmi&#x017F;chfunkelnden Augen</hi> entreißt er<lb/><hi rendition="#et">dem Hauptmann</hi><lb/>
Den Spieß &#xA75B;c.</quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Dieß thut der <hi rendition="#fr">fla&#x0364;hmi&#x017F;che Nimrod!</hi> Und dar-<lb/>
zu <hi rendition="#fr">mit den Augen entreißt er.</hi> J&#x017F;t das nicht ein<lb/>
rechtes <hi rendition="#fr">Hundegleichniß?</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Flatern.</head>
            <p>Wie der große Mann <hi rendition="#fr">das Leben</hi> nicht<lb/><hi rendition="#fr">flatern</hi> la&#x0364;ßt!</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">&#x2014; ihr Leben</hi> </p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#fr">Flatert&#x2019;</hi> auf der Spitze der Degen; es <hi rendition="#fr">floß</hi> auf<lb/><hi rendition="#et">der Klinge</hi><lb/><hi rendition="#fr">Gern,</hi> u. <hi rendition="#fr">hielt es fu&#x0364;r Schimpf, durch andre<lb/><hi rendition="#et">Wege zu fließen. Noah, 71 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Freylich! Wa&#x0364;re es durch den <hi rendition="#fr">Steiß</hi> geflo&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
&#x017F;o wa&#x0364;re es &#x017F;chimpflicher. Wie das Leben nicht<lb/><hi rendition="#fr">flie&#x017F;&#x017F;en</hi> kann! Bald wird mans, wie das <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, ab&#x017F;chlagen.</hi> Wie die kleinen <hi rendition="#fr">Flu&#x0364;gelchen</hi><lb/>
nicht werden gewackelt haben! Was fu&#x0364;r Bilder!<lb/>
Was fu&#x0364;r Gedanken!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Flei&#x017F;chfarben.</head>
            <p>Die Schule der Maler erkla&#x0364;ret die-<lb/>
&#x017F;es Kun&#x017F;twort. Jch freue mich, eine Gelegenheit<lb/>
zu haben, einen ganz neuen und unerwarteten<lb/>
Gebrauch de&#x017F;&#x017F;elben anzuzeigen. Ein gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Schrift&#x017F;teller, <hi rendition="#fr">der weitla&#x0364;uftige Herr Butt&#x017F;tett,</hi><lb/>
im 4ten Bande der v. Ged. 108 S. redet von<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">einem Gei&#x017F;te, der mit Flei&#x017F;chfarben kann<lb/>
abgemalet werden.</hi></hi></p><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Ausdruck i&#x017F;t in &#x017F;einer Art wohl der &#x017F;innreich-<lb/>
&#x017F;te, und will nichts mehr &#x017F;agen, als die&#x017F;es: Ein<lb/>
Gei&#x017F;t, der die Natur des Blutes hat. Kann man<lb/>
denn aber auch Anlaß finden, die&#x017F;es Blu&#x0364;mchen an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zubrin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0172] Fl Mit flaͤhmiſchfunkelnden Augen entreißt er dem Hauptmann Den Spieß ꝛc. Dieß thut der flaͤhmiſche Nimrod! Und dar- zu mit den Augen entreißt er. Jſt das nicht ein rechtes Hundegleichniß? Flatern. Wie der große Mann das Leben nicht flatern laͤßt! — ihr Leben Flatert’ auf der Spitze der Degen; es floß auf der Klinge Gern, u. hielt es fuͤr Schimpf, durch andre Wege zu fließen. Noah, 71 S. Freylich! Waͤre es durch den Steiß gefloſſen: ſo waͤre es ſchimpflicher. Wie das Leben nicht flieſſen kann! Bald wird mans, wie das Waſ- ſer, abſchlagen. Wie die kleinen Fluͤgelchen nicht werden gewackelt haben! Was fuͤr Bilder! Was fuͤr Gedanken! Fleiſchfarben. Die Schule der Maler erklaͤret die- ſes Kunſtwort. Jch freue mich, eine Gelegenheit zu haben, einen ganz neuen und unerwarteten Gebrauch deſſelben anzuzeigen. Ein gewiſſer Schriftſteller, der weitlaͤuftige Herr Buttſtett, im 4ten Bande der v. Ged. 108 S. redet von einem Geiſte, der mit Fleiſchfarben kann abgemalet werden. Dieſer Ausdruck iſt in ſeiner Art wohl der ſinnreich- ſte, und will nichts mehr ſagen, als dieſes: Ein Geiſt, der die Natur des Blutes hat. Kann man denn aber auch Anlaß finden, dieſes Bluͤmchen an- zubrin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/172
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/172>, abgerufen am 26.04.2024.