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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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He
Sehraff: wir wollten nur, und waren, bis
auf den kleinen Finger, lauter Fühlung.
Vie-
leicht liebet man in Zyrich und an der Lindmatt
auf eine andere Art.

Herz.

Ein Herz, das mit Steinen eingefaßt,
oder cramoisirt ist: das ist ein hartes Herz!
Man lasse es brillantiren; es wird noch härter.
Juda
saget zum Jacob: denke nicht, daß,

-- Da ich ihn seh, mein herz mit stein ein-
gefaßt sey,

Dass es in voller maaß mein sohnstheil da-

von nicht empfinde. Jac. u. Jos. 17 S.

Lies a. St. sohnstheil, bruderstheil; folglich
auch tochtertheil, schwestertheil, wie die
Herren Juristen bey Erbschaften reden. Jst das
weibliche Geschlecht nicht schön? die Maaß! Al-
lein die bodmerischen und klopstockischen Wör-
ter, gerade, wie ihre Engel,

Werden, wie es uns beliebt, heute Männer,
morgen Weiber. Lockenraub.
Herunterbethen:

folglich auch einen herauf bethen;
denn der Fügungen sind mannigfaltig, die ein
Wort in der heiligen Poesie machet. Nikode-
mus
will den David vom Himmel herunter be-
then. Wir zweifeln aber, daß es ihm gelinge;
wenn er auch Jahrhunderte bethete. Wir wollen
die ganze Stelle, wegen der darinn enthaltenen
göttlichen Klopstockianismen, hersetzen:

-- -- Sie fühlten ihn grimmvoll. Er
zwang sie; sie hörten:

Auch wir fühlen Hn. Klopst. grimmvoll. Er

zwingt

He
Sehraff: wir wollten nur, und waren, bis
auf den kleinen Finger, lauter Fuͤhlung.
Vie-
leicht liebet man in Zyrich und an der Lindmatt
auf eine andere Art.

Herz.

Ein Herz, das mit Steinen eingefaßt,
oder cramoiſirt iſt: das iſt ein hartes Herz!
Man laſſe es brillantiren; es wird noch haͤrter.
Juda
ſaget zum Jacob: denke nicht, daß,

Da ich ihn ſeh, mein herz mit ſtein ein-
gefaßt ſey,

Daſs es in voller maaß mein ſohnstheil da-

von nicht empfinde. Jac. u. Joſ. 17 S.

Lies a. St. ſohnstheil, bruderstheil; folglich
auch tochtertheil, ſchweſtertheil, wie die
Herren Juriſten bey Erbſchaften reden. Jſt das
weibliche Geſchlecht nicht ſchoͤn? die Maaß! Al-
lein die bodmeriſchen und klopſtockiſchen Woͤr-
ter, gerade, wie ihre Engel,

Werden, wie es uns beliebt, heute Maͤnner,
morgen Weiber. Lockenraub.
Herunterbethen:

folglich auch einen herauf bethen;
denn der Fuͤgungen ſind mannigfaltig, die ein
Wort in der heiligen Poeſie machet. Nikode-
mus
will den David vom Himmel herunter be-
then. Wir zweifeln aber, daß es ihm gelinge;
wenn er auch Jahrhunderte bethete. Wir wollen
die ganze Stelle, wegen der darinn enthaltenen
goͤttlichen Klopſtockianismen, herſetzen:

— — Sie fuͤhlten ihn grimmvoll. Er
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Auch wir fuͤhlen Hn. Klopſt. grimmvoll. Er

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[212/0238] He Sehraff: wir wollten nur, und waren, bis auf den kleinen Finger, lauter Fuͤhlung. Vie- leicht liebet man in Zyrich und an der Lindmatt auf eine andere Art. Herz. Ein Herz, das mit Steinen eingefaßt, oder cramoiſirt iſt: das iſt ein hartes Herz! Man laſſe es brillantiren; es wird noch haͤrter. Juda ſaget zum Jacob: denke nicht, daß, — Da ich ihn ſeh, mein herz mit ſtein ein- gefaßt ſey, Daſs es in voller maaß mein ſohnstheil da- von nicht empfinde. Jac. u. Joſ. 17 S. Lies a. St. ſohnstheil, bruderstheil; folglich auch tochtertheil, ſchweſtertheil, wie die Herren Juriſten bey Erbſchaften reden. Jſt das weibliche Geſchlecht nicht ſchoͤn? die Maaß! Al- lein die bodmeriſchen und klopſtockiſchen Woͤr- ter, gerade, wie ihre Engel, Werden, wie es uns beliebt, heute Maͤnner, morgen Weiber. Lockenraub. Herunterbethen: folglich auch einen herauf bethen; denn der Fuͤgungen ſind mannigfaltig, die ein Wort in der heiligen Poeſie machet. Nikode- mus will den David vom Himmel herunter be- then. Wir zweifeln aber, daß es ihm gelinge; wenn er auch Jahrhunderte bethete. Wir wollen die ganze Stelle, wegen der darinn enthaltenen goͤttlichen Klopſtockianismen, herſetzen: — — Sie fuͤhlten ihn grimmvoll. Er zwang ſie; ſie hoͤrten: Auch wir fuͤhlen Hn. Klopſt. grimmvoll. Er zwingt

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/238>, abgerufen am 26.04.2024.