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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Hi Ho
"Paris ziert selbst sein Haupt; weil eine
mindre Stadt
"Nicht Kunst, noch Puder gnug für kluge Hir-
ner hat." Haller, 90 S.

Ein artiger Hauptschmuck! Klinget das nicht, als
wenn Paris auf seinem Kopfe wäre?
Wir ha-
ben eine Cybele gesehen, die ein Mauerwerk auf
dem Kopfe trug; es gehet folglich mit Paris auch
an; nur bejammern wir die gekräuselten Härchen.
Freylich! die großen Locken könnten alsdann die
Stücke auf den Bollwerken vorstellen. Wenn ich
also einen Türken beschreiben will, der einen
Turban trägt: so sage ich: Stambol ziert
selbst sein Haupt.

Hirngespinst.

Ein bekanntes Schimpfwort. Um
feiner und witziger zu schimpfen, sage man:
Der Mensch erdichtet Schättenwerke, die
sonst nichts als Fleisch und Blut im Spie-
gel haben. Buttst. Gedank.
6ter Band, Bl. 18.

So muß man das Gedachte mit dem Räthsel-
haften
geschickt vereinigen!

Hochschenklichte Männer sind Riesen;

also klein-
schenklichte, Zwerge.

"Dieß sind der Nephilim Werke der hochge-
schenkelten Männer,

"Söhne der schlüpfrigen Schönen aus Ka-
ins wildem Geblüte." Noah, 78 S.

Wir lernen hieraus, da[s] [K]ain kein sanftes Blut
gehabt; rathen daher allen Schönen, sich nach
Zwergen umzusehen: so wie wir unsern Jungge-
sellen rathen, sich trockene Schönen zu erwählen.

Jm
P
Hi Ho
Paris ziert ſelbſt ſein Haupt; weil eine
mindre Stadt
“Nicht Kunſt, noch Puder gnug fuͤr kluge Hir-
ner hat.” Haller, 90 S.

Ein artiger Hauptſchmuck! Klinget das nicht, als
wenn Paris auf ſeinem Kopfe waͤre?
Wir ha-
ben eine Cybele geſehen, die ein Mauerwerk auf
dem Kopfe trug; es gehet folglich mit Paris auch
an; nur bejammern wir die gekraͤuſelten Haͤrchen.
Freylich! die großen Locken koͤnnten alsdann die
Stuͤcke auf den Bollwerken vorſtellen. Wenn ich
alſo einen Tuͤrken beſchreiben will, der einen
Turban traͤgt: ſo ſage ich: Stambol ziert
ſelbſt ſein Haupt.

Hirngeſpinſt.

Ein bekanntes Schimpfwort. Um
feiner und witziger zu ſchimpfen, ſage man:
Der Menſch erdichtet Schaͤttenwerke, die
ſonſt nichts als Fleiſch und Blut im Spie-
gel haben. Buttſt. Gedank.
6ter Band, Bl. 18.

So muß man das Gedachte mit dem Raͤthſel-
haften
geſchickt vereinigen!

Hochſchenklichte Maͤnner ſind Rieſen;

alſo klein-
ſchenklichte, Zwerge.

“Dieß ſind der Nephilim Werke der hochge-
ſchenkelten Maͤnner,

“Soͤhne der ſchluͤpfrigen Schoͤnen aus Ka-
ins wildem Gebluͤte.” Noah, 78 S.

Wir lernen hieraus, da[ſ] [K]ain kein ſanftes Blut
gehabt; rathen daher allen Schoͤnen, ſich nach
Zwergen umzuſehen: ſo wie wir unſern Jungge-
ſellen rathen, ſich trockene Schoͤnen zu erwaͤhlen.

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[225/0251] Hi Ho “Paris ziert ſelbſt ſein Haupt; weil eine mindre Stadt “Nicht Kunſt, noch Puder gnug fuͤr kluge Hir- ner hat.” Haller, 90 S. Ein artiger Hauptſchmuck! Klinget das nicht, als wenn Paris auf ſeinem Kopfe waͤre? Wir ha- ben eine Cybele geſehen, die ein Mauerwerk auf dem Kopfe trug; es gehet folglich mit Paris auch an; nur bejammern wir die gekraͤuſelten Haͤrchen. Freylich! die großen Locken koͤnnten alsdann die Stuͤcke auf den Bollwerken vorſtellen. Wenn ich alſo einen Tuͤrken beſchreiben will, der einen Turban traͤgt: ſo ſage ich: Stambol ziert ſelbſt ſein Haupt. Hirngeſpinſt. Ein bekanntes Schimpfwort. Um feiner und witziger zu ſchimpfen, ſage man: Der Menſch erdichtet Schaͤttenwerke, die ſonſt nichts als Fleiſch und Blut im Spie- gel haben. Buttſt. Gedank. 6ter Band, Bl. 18. So muß man das Gedachte mit dem Raͤthſel- haften geſchickt vereinigen! Hochſchenklichte Maͤnner ſind Rieſen; alſo klein- ſchenklichte, Zwerge. “Dieß ſind der Nephilim Werke der hochge- ſchenkelten Maͤnner, “Soͤhne der ſchluͤpfrigen Schoͤnen aus Ka- ins wildem Gebluͤte.” Noah, 78 S. Wir lernen hieraus, daſ Kain kein ſanftes Blut gehabt; rathen daher allen Schoͤnen, ſich nach Zwergen umzuſehen: ſo wie wir unſern Jungge- ſellen rathen, ſich trockene Schoͤnen zu erwaͤhlen. Jm P

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/251>, abgerufen am 26.04.2024.