Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Ri

So wäre die sanfte Möglichkeit zur Tugendleh-
re bequem?
Wozu ist doch die harte bequem?
Laster
gehören auch zur Möglichkeit.

Rippe

gebiehrt des Elends jüngere Tröster.
Was? gebähren auch die Rippen? Ja! wenns
kleine und große Phöbus wären, die da von ih-
nen wirklich gebohren würden. Wird der Steiß
nicht auch bald gebähren? Er ist so nahe dazu,
als die Rippen.

"Oder die Rippe, die mir das eitle Leben ver-
süßt hat,
"Die mir die Kinder gebohren, des Elends
jüngere Tröster. Noah, 172 S.

So? machen die Rippen auch süß? den Augen-
blick wollen wir Ribben in den Caffee thun; aber
Schweinsribben. Denn mein Mägdchen ha-
be ich zu lieb, als daß ich es um eine Ribbe brin-
gen sollte.

Richter. Und der Richter richtete!
Offenb. St. Klopst. 184 S.

So gern wir das Schrecken dieser Worte einsehen
wollten, so wenig wissen wir, was Gott thut,
wann er über den Meßias Gericht heget.

Diesem Gerichte zu gefallen ist er doch vom Him-
mel
bis auf den Berg Moria gestiegen; als
wenn er das Gericht nicht oben hätte halten kön-
nen. Noch eine vortreffliche Figur, wo man
Wörter brauchet, die nichts heissen. Z. E. e. d.
120 S.

"Religion der Gottheit! Nicht Religion
mehr!

Dieses
Z 2
Ri

So waͤre die ſanfte Moͤglichkeit zur Tugendleh-
re bequem?
Wozu iſt doch die harte bequem?
Laſter
gehoͤren auch zur Moͤglichkeit.

Rippe

gebiehrt des Elends juͤngere Troͤſter.
Was? gebaͤhren auch die Rippen? Ja! wenns
kleine und große Phoͤbus waͤren, die da von ih-
nen wirklich gebohren wuͤrden. Wird der Steiß
nicht auch bald gebaͤhren? Er iſt ſo nahe dazu,
als die Rippen.

“Oder die Rippe, die mir das eitle Leben ver-
ſuͤßt hat,
“Die mir die Kinder gebohren, des Elends
juͤngere Troͤſter. Noah, 172 S.

So? machen die Rippen auch ſuͤß? den Augen-
blick wollen wir Ribben in den Caffee thun; aber
Schweinsribben. Denn mein Maͤgdchen ha-
be ich zu lieb, als daß ich es um eine Ribbe brin-
gen ſollte.

Richter. Und der Richter richtete!
Offenb. St. Klopſt. 184 S.

So gern wir das Schrecken dieſer Worte einſehen
wollten, ſo wenig wiſſen wir, was Gott thut,
wann er uͤber den Meßias Gericht heget.

Dieſem Gerichte zu gefallen iſt er doch vom Him-
mel
bis auf den Berg Moria geſtiegen; als
wenn er das Gericht nicht oben haͤtte halten koͤn-
nen. Noch eine vortreffliche Figur, wo man
Woͤrter brauchet, die nichts heiſſen. Z. E. e. d.
120 S.

Religion der Gottheit! Nicht Religion
mehr!

Dieſes
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0381" n="355"/>
            <fw place="top" type="header">Ri</fw><lb/>
            <p>So wa&#x0364;re die <hi rendition="#fr">&#x017F;anfte Mo&#x0364;glichkeit zur Tugendleh-<lb/>
re bequem?</hi> Wozu i&#x017F;t doch die <hi rendition="#fr">harte bequem?<lb/>
La&#x017F;ter</hi> geho&#x0364;ren auch zur <hi rendition="#fr">Mo&#x0364;glichkeit.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Rippe</head>
            <p><hi rendition="#fr">gebiehrt des Elends ju&#x0364;ngere Tro&#x0364;&#x017F;ter.</hi><lb/>
Was? <hi rendition="#fr">geba&#x0364;hren</hi> auch die <hi rendition="#fr">Rippen?</hi> Ja! wenns<lb/><hi rendition="#fr">kleine</hi> und <hi rendition="#fr">große Pho&#x0364;bus</hi> wa&#x0364;ren, die da von ih-<lb/>
nen wirklich gebohren wu&#x0364;rden. Wird der <hi rendition="#fr">Steiß</hi><lb/>
nicht auch bald <hi rendition="#fr">geba&#x0364;hren?</hi> Er i&#x017F;t &#x017F;o nahe dazu,<lb/>
als die <hi rendition="#fr">Rippen.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Oder die <hi rendition="#fr">Rippe,</hi> die mir das eitle Leben <hi rendition="#fr">ver-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">&#x017F;u&#x0364;ßt</hi> hat,</hi><lb/>
&#x201C;Die mir die Kinder <hi rendition="#fr">gebohren, des Elends<lb/><hi rendition="#et">ju&#x0364;ngere Tro&#x0364;&#x017F;ter. Noah, 172 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>So? machen die <hi rendition="#fr">Rippen</hi> auch <hi rendition="#fr">&#x017F;u&#x0364;ß?</hi> den Augen-<lb/>
blick wollen wir <hi rendition="#fr">Ribben</hi> in den <hi rendition="#fr">Caffee</hi> thun; aber<lb/><hi rendition="#fr">Schweinsribben.</hi> Denn mein <hi rendition="#fr">Ma&#x0364;gdchen</hi> ha-<lb/>
be ich zu lieb, als daß ich es um <hi rendition="#fr">eine Ribbe</hi> brin-<lb/>
gen &#x017F;ollte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Richter.</head>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#fr">Und der Richter richtete!<lb/><hi rendition="#et">Offenb. St. Klop&#x017F;t. 184 S.</hi></hi> </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>So gern wir das Schrecken die&#x017F;er Worte ein&#x017F;ehen<lb/>
wollten, &#x017F;o wenig wi&#x017F;&#x017F;en wir, <hi rendition="#fr">was Gott thut,<lb/>
wann er u&#x0364;ber den Meßias Gericht heget.</hi><lb/>
Die&#x017F;em <hi rendition="#fr">Gerichte</hi> zu gefallen i&#x017F;t er doch <hi rendition="#fr">vom Him-<lb/>
mel</hi> bis auf den Berg <hi rendition="#fr">Moria</hi> ge&#x017F;tiegen; als<lb/>
wenn er das <hi rendition="#fr">Gericht</hi> nicht <hi rendition="#fr">oben</hi> ha&#x0364;tte halten ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Noch eine vortreffliche Figur, wo man<lb/>
Wo&#x0364;rter brauchet, die <hi rendition="#fr">nichts</hi> hei&#x017F;&#x017F;en. Z. E. <hi rendition="#fr">e. d.<lb/>
120 S.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#fr">Religion der Gottheit! Nicht Religion<lb/><hi rendition="#et">mehr!</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;es</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0381] Ri So waͤre die ſanfte Moͤglichkeit zur Tugendleh- re bequem? Wozu iſt doch die harte bequem? Laſter gehoͤren auch zur Moͤglichkeit. Rippe gebiehrt des Elends juͤngere Troͤſter. Was? gebaͤhren auch die Rippen? Ja! wenns kleine und große Phoͤbus waͤren, die da von ih- nen wirklich gebohren wuͤrden. Wird der Steiß nicht auch bald gebaͤhren? Er iſt ſo nahe dazu, als die Rippen. “Oder die Rippe, die mir das eitle Leben ver- ſuͤßt hat, “Die mir die Kinder gebohren, des Elends juͤngere Troͤſter. Noah, 172 S. So? machen die Rippen auch ſuͤß? den Augen- blick wollen wir Ribben in den Caffee thun; aber Schweinsribben. Denn mein Maͤgdchen ha- be ich zu lieb, als daß ich es um eine Ribbe brin- gen ſollte. Richter. Und der Richter richtete! Offenb. St. Klopſt. 184 S. So gern wir das Schrecken dieſer Worte einſehen wollten, ſo wenig wiſſen wir, was Gott thut, wann er uͤber den Meßias Gericht heget. Dieſem Gerichte zu gefallen iſt er doch vom Him- mel bis auf den Berg Moria geſtiegen; als wenn er das Gericht nicht oben haͤtte halten koͤn- nen. Noch eine vortreffliche Figur, wo man Woͤrter brauchet, die nichts heiſſen. Z. E. e. d. 120 S. “Religion der Gottheit! Nicht Religion mehr! Dieſes Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/381
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/381>, abgerufen am 26.04.2024.