Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Bi
beis nackter Held stirbt, wie ein Hund.
Von dem Tode der Hunde
ist schön gallisch und
ebräisch. Die Hunde werden freylich nicht alle
gebraten und gefressen, wie die Amerikaner, die
ihren Feinden in die Hände fallen. Es stehet da-
her zu erwarten, was für eine Auslegung der Herr
Doctor seinen Worten geben möchte. Ein jeder
nämlich ist der beste Ausleger seiner Worte. Er ist
eines betrübtes Todes, oder einen betrübten Tod
gestorben, war sonst gewöhnlich; nun saget man,
von einem Tode sterben.

Bild.

Ein Bild, das da höret, wann man weinet.
Auf jener öden Au, an der gelinden Leine,

Besucht mich oft ihr Bild, u. höret, wann ich
weine. Haller 142 S.

Bemerket doch das schöne Beywort gelinde, a. St.
sanft von einem Flusse! a. St. besucht, setze be-
lauscht.

Jhm wischt kein schönes Bild die Runzeln vom
Gesicht. e. d. 63 S.

So kann denn ein Bild wischen? Vieleicht aber ist
es auch eine Figur die Enthauptung, a. St.
Weibesbild. Es gehöret kein gemeiner Ver-
stand zu solchen Erfindungen, die Dichtkunst zu er-
leichtern.

Bilden,

besser ausbilden, in der äfthetischen
Sprache. Den Sohn nach Brandtewein
bilden,
d. h. einen Sohn von Brandtewein ma-
chen.
Der Gedank ist sehr richtig.

Dort bilden Väter schon den Sohn nach
Brandtwein. Brem. Ged. 24 S.
Bissen,

Bi
beis nackter Held ſtirbt, wie ein Hund.
Von dem Tode der Hunde
iſt ſchoͤn galliſch und
ebraͤiſch. Die Hunde werden freylich nicht alle
gebraten und gefreſſen, wie die Amerikaner, die
ihren Feinden in die Haͤnde fallen. Es ſtehet da-
her zu erwarten, was fuͤr eine Auslegung der Herr
Doctor ſeinen Worten geben moͤchte. Ein jeder
naͤmlich iſt der beſte Ausleger ſeiner Worte. Er iſt
eines betruͤbtes Todes, oder einen betruͤbten Tod
geſtorben, war ſonſt gewoͤhnlich; nun ſaget man,
von einem Tode ſterben.

Bild.

Ein Bild, das da hoͤret, wann man weinet.
Auf jener oͤden Au, an der gelinden Leine,

Beſucht mich oft ihr Bild, u. hoͤret, wann ich
weine. Haller 142 S.

Bemerket doch das ſchoͤne Beywort gelinde, a. St.
ſanft von einem Fluſſe! a. St. beſucht, ſetze be-
lauſcht.

Jhm wiſcht kein ſchoͤnes Bild die Runzeln vom
Geſicht. e. d. 63 S.

So kann denn ein Bild wiſchen? Vieleicht aber iſt
es auch eine Figur die Enthauptung, a. St.
Weibesbild. Es gehoͤret kein gemeiner Ver-
ſtand zu ſolchen Erfindungen, die Dichtkunſt zu er-
leichtern.

Bilden,

beſſer ausbilden, in der aͤfthetiſchen
Sprache. Den Sohn nach Brandtewein
bilden,
d. h. einen Sohn von Brandtewein ma-
chen.
Der Gedank iſt ſehr richtig.

Dort bilden Vaͤter ſchon den Sohn nach
Brandtwein. Brem. Ged. 24 S.
Biſſen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0080" n="54"/><fw place="top" type="header">Bi</fw><lb/><hi rendition="#fr">beis nackter Held &#x017F;tirbt, wie ein Hund.<lb/>
Von dem Tode der Hunde</hi> i&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;n <hi rendition="#fr">galli&#x017F;ch</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">ebra&#x0364;i&#x017F;ch.</hi> Die Hunde werden freylich nicht alle<lb/>
gebraten und gefre&#x017F;&#x017F;en, wie die <hi rendition="#fr">Amerikaner,</hi> die<lb/>
ihren Feinden in die Ha&#x0364;nde fallen. Es &#x017F;tehet da-<lb/>
her zu erwarten, was fu&#x0364;r eine Auslegung der Herr<lb/><hi rendition="#fr">Doctor</hi> &#x017F;einen Worten geben mo&#x0364;chte. Ein jeder<lb/>
na&#x0364;mlich i&#x017F;t der be&#x017F;te Ausleger &#x017F;einer Worte. Er i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#fr">eines</hi> betru&#x0364;btes Todes, oder <hi rendition="#fr">einen</hi> betru&#x0364;bten Tod<lb/>
ge&#x017F;torben, war &#x017F;on&#x017F;t gewo&#x0364;hnlich; nun &#x017F;aget man,<lb/><hi rendition="#fr">von</hi> einem Tode &#x017F;terben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Bild.</head>
            <p>Ein <hi rendition="#fr">Bild, das</hi> da <hi rendition="#fr">ho&#x0364;ret,</hi> wann man <hi rendition="#fr">weinet.</hi><lb/>
Auf jener o&#x0364;den Au, an der <hi rendition="#fr">gelinden</hi> Leine,</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#fr">Be&#x017F;ucht</hi> mich oft ihr <hi rendition="#fr">Bild,</hi> u. <hi rendition="#fr">ho&#x0364;ret,</hi> wann ich<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">weine. Haller 142 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Bemerket doch das &#x017F;cho&#x0364;ne Beywort <hi rendition="#fr">gelinde,</hi> a. St.<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;anft</hi> von einem <hi rendition="#fr">Flu&#x017F;&#x017F;e!</hi> a. St. <hi rendition="#fr">be&#x017F;ucht,</hi> &#x017F;etze <hi rendition="#fr">be-<lb/>
lau&#x017F;cht.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Jhm <hi rendition="#fr">wi&#x017F;cht</hi> kein &#x017F;cho&#x0364;nes <hi rendition="#fr">Bild</hi> die Runzeln vom<lb/><hi rendition="#et">Ge&#x017F;icht. <hi rendition="#fr">e. d. 63 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>So kann denn ein <hi rendition="#fr">Bild wi&#x017F;chen?</hi> Vieleicht aber i&#x017F;t<lb/>
es auch eine Figur die <hi rendition="#fr">Enthauptung,</hi> a. St.<lb/><hi rendition="#fr">Weibesbild.</hi> Es geho&#x0364;ret kein gemeiner Ver-<lb/>
&#x017F;tand zu &#x017F;olchen Erfindungen, die Dichtkun&#x017F;t zu er-<lb/>
leichtern.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Bilden,</head>
            <p>be&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#fr">ausbilden,</hi> in der <hi rendition="#fr">a&#x0364;ftheti&#x017F;chen<lb/>
Sprache. Den Sohn nach Brandtewein<lb/>
bilden,</hi> d. h. <hi rendition="#fr">einen Sohn von Brandtewein ma-<lb/>
chen.</hi> Der Gedank i&#x017F;t &#x017F;ehr richtig.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>Dort <hi rendition="#fr">bilden Va&#x0364;ter</hi> &#x017F;chon <hi rendition="#fr">den Sohn nach<lb/><hi rendition="#et">Brandtwein. Brem. Ged. 24 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bi&#x017F;&#x017F;en</hi>,</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0080] Bi beis nackter Held ſtirbt, wie ein Hund. Von dem Tode der Hunde iſt ſchoͤn galliſch und ebraͤiſch. Die Hunde werden freylich nicht alle gebraten und gefreſſen, wie die Amerikaner, die ihren Feinden in die Haͤnde fallen. Es ſtehet da- her zu erwarten, was fuͤr eine Auslegung der Herr Doctor ſeinen Worten geben moͤchte. Ein jeder naͤmlich iſt der beſte Ausleger ſeiner Worte. Er iſt eines betruͤbtes Todes, oder einen betruͤbten Tod geſtorben, war ſonſt gewoͤhnlich; nun ſaget man, von einem Tode ſterben. Bild. Ein Bild, das da hoͤret, wann man weinet. Auf jener oͤden Au, an der gelinden Leine, Beſucht mich oft ihr Bild, u. hoͤret, wann ich weine. Haller 142 S. Bemerket doch das ſchoͤne Beywort gelinde, a. St. ſanft von einem Fluſſe! a. St. beſucht, ſetze be- lauſcht. Jhm wiſcht kein ſchoͤnes Bild die Runzeln vom Geſicht. e. d. 63 S. So kann denn ein Bild wiſchen? Vieleicht aber iſt es auch eine Figur die Enthauptung, a. St. Weibesbild. Es gehoͤret kein gemeiner Ver- ſtand zu ſolchen Erfindungen, die Dichtkunſt zu er- leichtern. Bilden, beſſer ausbilden, in der aͤfthetiſchen Sprache. Den Sohn nach Brandtewein bilden, d. h. einen Sohn von Brandtewein ma- chen. Der Gedank iſt ſehr richtig. Dort bilden Vaͤter ſchon den Sohn nach Brandtwein. Brem. Ged. 24 S. Biſſen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/80
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/80>, abgerufen am 27.04.2024.