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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
LXXIV.
ODu hast die Seeligkeit so muhtwillig hin
verlohren!
O du hast die Sünd und Höll so halsstarrig
dir erkohren!
O hastu den nicht einmahl durchbetrachtet dei-
ne Zeit!
O nicht einmahl vorbedacht diese grausamst'
Ewigkeit.


O hastu die Seeligkeit etc.) Allhier wird ein
kurtzes Register vorgestellet/ dessen was unser böses Ge-
wissen durch die Reuqwaal in der Höllengluet den Ver-
damten wird immer vorhalten: Aber alle solche reu-
qweelende bitterfeurige Vorstellung
ist nunmehr
lauter ümsonst/ weil der sich durch reu qwelender Mensch/
nunmehr in GOttes Feindschaft ist begriffen/ oder ein
verdamter Feind GOttes worden: Nam hostes DEI
sunt, quos tunc primum paenitet, cum paenitentia nil
impetrare potest.
Dieses ist die feurigeiserne Tiran-
nei und Herschungszeit des bösen Gewissens/ welches
ein solches abscheuliches Register aller gehabten bösen
Gedanken/ aller begangenen bösen Ubelthaten/ aller aus-
gestossenen bösen verdamlichen Worten/ dessen Anfang
in jedem Augenblik in der Verdamniß sich anhebet/ und
das Ende und Ausgang bis zum Austritt der unendli-
chen Ewigkeit sich immer hinstrekket.

Ob nun schon wegen eusserster Peinleidung in der
Höllengluet man sich nicht recht wird besinnen/ und mit
Verstande sich begreiffen können/ so werden dennoch die
unaufhörlichen Nohtschmertzen mit Angst nachsinnen/

und
Nachdenkliche Beſchreibung
LXXIV.
ODu haſt die Seeligkeit ſo muhtwillig hin
verlohren!
O du haſt die Suͤnd und Hoͤll ſo halsſtarrig
dir erkohren!
O haſtu den nicht einmahl durchbetrachtet dei-
ne Zeit!
O nicht einmahl vorbedacht dieſe grauſamſt’
Ewigkeit.


O haſtu die Seeligkeit ꝛc.) Allhier wird ein
kurtzes Regiſter vorgeſtellet/ deſſen was unſer boͤſes Ge-
wiſſen durch die Reuqwaal in der Hoͤllengluet den Ver-
damten wird immer vorhalten: Aber alle ſolche reu-
qweelende bitterfeurige Vorſtellung
iſt nunmehr
lauter uͤmſonſt/ weil der ſich durch reu qwelender Menſch/
nunmehr in GOttes Feindſchaft iſt begriffen/ oder ein
verdamter Feind GOttes worden: Nam hoſtes DEI
ſunt, quos tunc primum pænitet, cum pænitentia nil
impetrare poteſt.
Dieſes iſt die feurigeiſerne Tiran-
nei und Herſchungszeit des boͤſen Gewiſſens/ welches
ein ſolches abſcheuliches Regiſter aller gehabten boͤſen
Gedanken/ aller begangenen boͤſen Ubelthaten/ aller aus-
geſtoſſenen boͤſen verdamlichen Worten/ deſſen Anfang
in jedem Augenblik in der Verdamniß ſich anhebet/ und
das Ende und Ausgang bis zum Austritt der unendli-
chen Ewigkeit ſich immer hinſtrekket.

Ob nun ſchon wegen euſſerſter Peinleidung in der
Hoͤllengluet man ſich nicht recht wird beſinnen/ und mit
Verſtande ſich begreiffen koͤnnen/ ſo werden dennoch die
unaufhoͤrlichen Nohtſchmertzen mit Angſt nachſinnen/

und
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[238/0306] Nachdenkliche Beſchreibung LXXIV. ODu haſt die Seeligkeit ſo muhtwillig hin verlohren! O du haſt die Suͤnd und Hoͤll ſo halsſtarrig dir erkohren! O haſtu den nicht einmahl durchbetrachtet dei- ne Zeit! O nicht einmahl vorbedacht dieſe grauſamſt’ Ewigkeit. O haſtu die Seeligkeit ꝛc.) Allhier wird ein kurtzes Regiſter vorgeſtellet/ deſſen was unſer boͤſes Ge- wiſſen durch die Reuqwaal in der Hoͤllengluet den Ver- damten wird immer vorhalten: Aber alle ſolche reu- qweelende bitterfeurige Vorſtellung iſt nunmehr lauter uͤmſonſt/ weil der ſich durch reu qwelender Menſch/ nunmehr in GOttes Feindſchaft iſt begriffen/ oder ein verdamter Feind GOttes worden: Nam hoſtes DEI ſunt, quos tunc primum pænitet, cum pænitentia nil impetrare poteſt. Dieſes iſt die feurigeiſerne Tiran- nei und Herſchungszeit des boͤſen Gewiſſens/ welches ein ſolches abſcheuliches Regiſter aller gehabten boͤſen Gedanken/ aller begangenen boͤſen Ubelthaten/ aller aus- geſtoſſenen boͤſen verdamlichen Worten/ deſſen Anfang in jedem Augenblik in der Verdamniß ſich anhebet/ und das Ende und Ausgang bis zum Austritt der unendli- chen Ewigkeit ſich immer hinſtrekket. Ob nun ſchon wegen euſſerſter Peinleidung in der Hoͤllengluet man ſich nicht recht wird beſinnen/ und mit Verſtande ſich begreiffen koͤnnen/ ſo werden dennoch die unaufhoͤrlichen Nohtſchmertzen mit Angſt nachſinnen/ und

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/306>, abgerufen am 26.04.2024.