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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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bar sind. Es ist die Entwickelungsstufe, mit welcher der
Zahnwechsel beginnt, wo das Gehirn seine, wenigstens dem
Umfange nach, volle Ausbildung erreicht hat, und wo die
durch die Geschlechtsverschiedenheit bedingten Eigenthümlich-
keiten der allgemeinen Entwickelung merklich werden, wo
Knabe und Mädchen schon etwas auseinander zu gehen begin-
nen. Es sind dies Punkte, welche mancherlei wichtige Modi-
ficationen des erzieherischen Verfahrens bedingen, wie sie an
den betreffenden Orten angedeutet werden sollen. In Anse-
hung des geschlechtlichen Unterschiedes haben wir uns nun-
mehr etwas näher vor die Augen zu rücken, dass, der künf-
tigen Lebensstellung entsprechend, bei dem Knaben die vor-
waltenden Züge der ächten Männlichkeit, körperliche und gei-
stige Vollkraft, bei dem Mädchen die der wahren Weiblich-
keit, körperliche und geistige Zartheit (durchaus nicht zu ver-
wechseln mit Zärtlichkeit), vorbereitet werden sollen. Es liegt
in der Natur begründet, dass die Erziehung der Knaben in
der Regel bedeutend schwieriger ist und einen höheren Grad
von Energie verlangt, als die der Mädchen.

Während die erzieherische Aufgabe in geistiger Beziehung
bei der vorhergehenden Altersstufe über die Entwickelung der
allgemein menschlichen Anlagen nicht hinausging, tritt jetzt
die Berücksichtigung der specielleren und praktischen Beziehun-
gen des Lebens, des Unterrichtes, des künftigen Berufes, so
wie der maassgebenden individuellen Eigenschaften des Kin-
des hinzu. Nebst der Bildung des Menschen soll jetzt auch
die Richtung auf Bildung des künftigen Staatsbürgers genom-
men werden.



A. Körperliche Seite.
1) Nahrung.

Die gesundheitsgemässe Ernährungsweise beruht auch
während dieser Altersstufe und für die Zukunft auf denselben

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bar sind. Es ist die Entwickelungsstufe, mit welcher der
Zahnwechsel beginnt, wo das Gehirn seine, wenigstens dem
Umfange nach, volle Ausbildung erreicht hat, und wo die
durch die Geschlechtsverschiedenheit bedingten Eigenthümlich-
keiten der allgemeinen Entwickelung merklich werden, wo
Knabe und Mädchen schon etwas auseinander zu gehen begin-
nen. Es sind dies Punkte, welche mancherlei wichtige Modi-
ficationen des erzieherischen Verfahrens bedingen, wie sie an
den betreffenden Orten angedeutet werden sollen. In Anse-
hung des geschlechtlichen Unterschiedes haben wir uns nun-
mehr etwas näher vor die Augen zu rücken, dass, der künf-
tigen Lebensstellung entsprechend, bei dem Knaben die vor-
waltenden Züge der ächten Männlichkeit, körperliche und gei-
stige Vollkraft, bei dem Mädchen die der wahren Weiblich-
keit, körperliche und geistige Zartheit (durchaus nicht zu ver-
wechseln mit Zärtlichkeit), vorbereitet werden sollen. Es liegt
in der Natur begründet, dass die Erziehung der Knaben in
der Regel bedeutend schwieriger ist und einen höheren Grad
von Energie verlangt, als die der Mädchen.

Während die erzieherische Aufgabe in geistiger Beziehung
bei der vorhergehenden Altersstufe über die Entwickelung der
allgemein menschlichen Anlagen nicht hinausging, tritt jetzt
die Berücksichtigung der specielleren und praktischen Beziehun-
gen des Lebens, des Unterrichtes, des künftigen Berufes, so
wie der maassgebenden individuellen Eigenschaften des Kin-
des hinzu. Nebst der Bildung des Menschen soll jetzt auch
die Richtung auf Bildung des künftigen Staatsbürgers genom-
men werden.



A. Körperliche Seite.
1) Nahrung.

Die gesundheitsgemässe Ernährungsweise beruht auch
während dieser Altersstufe und für die Zukunft auf denselben

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[165/0169] 8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. NAHRUNG. bar sind. Es ist die Entwickelungsstufe, mit welcher der Zahnwechsel beginnt, wo das Gehirn seine, wenigstens dem Umfange nach, volle Ausbildung erreicht hat, und wo die durch die Geschlechtsverschiedenheit bedingten Eigenthümlich- keiten der allgemeinen Entwickelung merklich werden, wo Knabe und Mädchen schon etwas auseinander zu gehen begin- nen. Es sind dies Punkte, welche mancherlei wichtige Modi- ficationen des erzieherischen Verfahrens bedingen, wie sie an den betreffenden Orten angedeutet werden sollen. In Anse- hung des geschlechtlichen Unterschiedes haben wir uns nun- mehr etwas näher vor die Augen zu rücken, dass, der künf- tigen Lebensstellung entsprechend, bei dem Knaben die vor- waltenden Züge der ächten Männlichkeit, körperliche und gei- stige Vollkraft, bei dem Mädchen die der wahren Weiblich- keit, körperliche und geistige Zartheit (durchaus nicht zu ver- wechseln mit Zärtlichkeit), vorbereitet werden sollen. Es liegt in der Natur begründet, dass die Erziehung der Knaben in der Regel bedeutend schwieriger ist und einen höheren Grad von Energie verlangt, als die der Mädchen. Während die erzieherische Aufgabe in geistiger Beziehung bei der vorhergehenden Altersstufe über die Entwickelung der allgemein menschlichen Anlagen nicht hinausging, tritt jetzt die Berücksichtigung der specielleren und praktischen Beziehun- gen des Lebens, des Unterrichtes, des künftigen Berufes, so wie der maassgebenden individuellen Eigenschaften des Kin- des hinzu. Nebst der Bildung des Menschen soll jetzt auch die Richtung auf Bildung des künftigen Staatsbürgers genom- men werden. A. Körperliche Seite. 1) Nahrung. Die gesundheitsgemässe Ernährungsweise beruht auch während dieser Altersstufe und für die Zukunft auf denselben

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/169>, abgerufen am 26.04.2024.