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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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vorhergegangenen Vnterrichts.
Mutter und Kind beysammen/ denn wenn es von ihm seblst ab-
gleiten muß/ so gehören Kräffte und Zeit dazu. (2) Folget auch/
wenn es gleich aufs Beste von sich selber gehet/ zwey-bis drey tägich-
tes Kreisten/ und kommt das Kind/ wenn es so lange währet/ gar
selten mit dem Leben davon/ wie bey den schlimmen Köpffen/ wel-
che die Neugebohrnen Kinder manchesmahl mitbringen/ zu se-
hen ist. (3.) Bey der XXXten Frage ist beantwortet worden/
daß solche auf das Schooßbein angesetzte Kinder sich leicht aus-
wenden können/ weil sie in der Höhe und holem Leibe stehen.
Wenn nun diese Auswendung geschiehet/ wird Mutter und
Kind in Lebens Gefahr gesetzet. (4.) Solche mit dem Haupte
angesetzte Kinder können nicht allein sich gar auswenden/ sondern
sie geben auch die Händlein/ wo nicht beyde/ jedoch insgemein
das eine über dein Kopffe herfür in die Geburt/ welches geschehen
kan/ so lange daß Wasser stehet/ da sie Platz und Raum haben/
sich zu krümmen und auszuwenden.
XXXIV. Fr.
Just. Kan denn solch Ansetzen der Kin-
der mit dem Haupte auf sonst keine andere Arth geschehen?
Christ. So viel mir aus deinem Unterricht und sonst be-
kant worden/ kan ich nicht anders davon urtheilen/ als daß das
Ansetzen der Kinder mit dem Haupte meistens aus nachfolgen-
den Ursachen herkomme/ und zwar (1) bey sehr feisten Lei-
bern/ bey denen es schwer zu verhüten ist. (2.) So geschiehets
auch bey denen Leibern/ welche zu sehr vor sich über das Schooß-
bein hängen; Und (3) geschiehet auch solch Auf- oder Ansetzen/
wenn eine Frau groß Gewässer bey sich trägt.
XXXV. Fr.
Just. Wie lange pfleget ein Kind als recht-
gewendet zu stehen/ ehe es gebohren wird?
Christ. Es stehen die Kindenungleiche zeit gewendet/ ei-
nes länger als das ander/ darnach die Kinder groß oder klein seyn/
und der Frauen Leib großen oder kleinen Platz hat/ ingleichen/
wenn die Kinder in großen oder kleinen Wassern liegen. Ist
nun
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vorhergegangenen Vnterrichts.
Mutter und Kind beyſammen/ denn wenn es von ihm ſeblſt ab-
gleiten muß/ ſo gehoͤren Kraͤffte und Zeit dazu. (2) Folget auch/
weñ es gleich aufs Beſte von ſich ſelber gehet/ zwey-bis drey taͤgich-
tes Kreiſten/ und kommt das Kind/ wenn es ſo lange waͤhret/ gar
ſelten mit dem Leben davon/ wie bey den ſchlimmen Koͤpffen/ wel-
che die Neugebohrnen Kinder manchesmahl mitbringen/ zu ſe-
hen iſt. (3.) Bey der XXXten Frage iſt beantwortet worden/
daß ſolche auf das Schooßbein angeſetzte Kinder ſich leicht aus-
wenden koͤnnen/ weil ſie in der Hoͤhe und holem Leibe ſtehen.
Wenn nun dieſe Auswendung geſchiehet/ wird Mutter und
Kind in Lebens Gefahr geſetzet. (4.) Solche mit dem Haupte
angeſetzte Kinder koͤnnen nicht allein ſich gar auswenden/ ſondern
ſie geben auch die Haͤndlein/ wo nicht beyde/ jedoch insgemein
das eine uͤber dein Kopffe herfuͤr in die Geburt/ welches geſchehen
kan/ ſo lange daß Waſſer ſtehet/ da ſie Platz und Raum haben/
ſich zu kruͤmmen und auszuwenden.
XXXIV. Fr.
Juſt. Kan denn ſolch Anſetzen der Kin-
der mit dem Haupte auf ſonſt keine andere Arth geſchehen?
Chriſt. So viel mir aus deinem Unterricht und ſonſt be-
kant worden/ kan ich nicht anders davon urtheilen/ als daß das
Anſetzen der Kinder mit dem Haupte meiſtens aus nachfolgen-
den Urſachen herkomme/ und zwar (1) bey ſehr feiſten Lei-
bern/ bey denen es ſchwer zu verhuͤten iſt. (2.) So geſchiehets
auch bey denen Leibern/ welche zu ſehr vor ſich uͤber das Schooß-
bein haͤngen; Und (3) geſchiehet auch ſolch Auf- oder Anſetzen/
wenn eine Frau groß Gewaͤſſer bey ſich traͤgt.
XXXV. Fr.
Juſt. Wie lange pfleget ein Kind als recht-
gewendet zu ſtehen/ ehe es gebohren wird?
Chriſt. Es ſtehen die Kindenungleiche zeit gewendet/ ei-
nes laͤnger als das ander/ darnach die Kinder groß oder klein ſeyn/
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[229/0358] vorhergegangenen Vnterrichts. Mutter und Kind beyſammen/ denn wenn es von ihm ſeblſt ab- gleiten muß/ ſo gehoͤren Kraͤffte und Zeit dazu. (2) Folget auch/ weñ es gleich aufs Beſte von ſich ſelber gehet/ zwey-bis drey taͤgich- tes Kreiſten/ und kommt das Kind/ wenn es ſo lange waͤhret/ gar ſelten mit dem Leben davon/ wie bey den ſchlimmen Koͤpffen/ wel- che die Neugebohrnen Kinder manchesmahl mitbringen/ zu ſe- hen iſt. (3.) Bey der XXXten Frage iſt beantwortet worden/ daß ſolche auf das Schooßbein angeſetzte Kinder ſich leicht aus- wenden koͤnnen/ weil ſie in der Hoͤhe und holem Leibe ſtehen. Wenn nun dieſe Auswendung geſchiehet/ wird Mutter und Kind in Lebens Gefahr geſetzet. (4.) Solche mit dem Haupte angeſetzte Kinder koͤnnen nicht allein ſich gar auswenden/ ſondern ſie geben auch die Haͤndlein/ wo nicht beyde/ jedoch insgemein das eine uͤber dein Kopffe herfuͤr in die Geburt/ welches geſchehen kan/ ſo lange daß Waſſer ſtehet/ da ſie Platz und Raum haben/ ſich zu kruͤmmen und auszuwenden. XXXIV. Fr. Juſt. Kan denn ſolch Anſetzen der Kin- der mit dem Haupte auf ſonſt keine andere Arth geſchehen? Chriſt. So viel mir aus deinem Unterricht und ſonſt be- kant worden/ kan ich nicht anders davon urtheilen/ als daß das Anſetzen der Kinder mit dem Haupte meiſtens aus nachfolgen- den Urſachen herkomme/ und zwar (1) bey ſehr feiſten Lei- bern/ bey denen es ſchwer zu verhuͤten iſt. (2.) So geſchiehets auch bey denen Leibern/ welche zu ſehr vor ſich uͤber das Schooß- bein haͤngen; Und (3) geſchiehet auch ſolch Auf- oder Anſetzen/ wenn eine Frau groß Gewaͤſſer bey ſich traͤgt. XXXV. Fr. Juſt. Wie lange pfleget ein Kind als recht- gewendet zu ſtehen/ ehe es gebohren wird? Chriſt. Es ſtehen die Kindenungleiche zeit gewendet/ ei- nes laͤnger als das ander/ darnach die Kinder groß oder klein ſeyn/ und der Frauen Leib großen oder kleinen Platz hat/ ingleichen/ wenn die Kinder in großen oder kleinen Waſſern liegen. Iſt nun F f 3

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/358>, abgerufen am 27.04.2024.