Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

liegen/ oder auff andere/ in peinlichen sachen/ ist
ein grosse sünde. Darumb ists nicht glaublich/
daß jemand daß thun werde.

Antwort: Besihe Lessium lib. 2. de Just &
Jure Cap. ii. Dub. 7. n.
41. Ich möcht wissen/
ob der leser vergessen hat/ was er nun weisst aus
vor erzehlten dingen? Ich wünschete auch einen
außführlichen bericht vnd belehrung der The-
ologen.
Suche auch vnten Dub. 30. n. 17.
So machet man die leut auch mit der heutigen
tortur gantz desperat, daß sie alles bekennen/
damit man an jhnen die tortur nicht iterire,
NB
Ich solt sagen/ continuire. Darumb ist
diß argument zu schwach.

Daß ii. Argument. Wann daß nicht war
ist/ was in der tortur bekandt worden/ so müsten
leiden viel vrtheil/ auff schwachen füssen stehen.

* Antwort: I daß ists eben/ darvor ich jeder-
man gerne wolte warnen/ aber hodierna praxis
vnnd secunda acta & probata hiessen mich
schweigen.

Daß iii. Argument: Die erfahrung be-
zeugt aber/ daß waar sey/ was man in der tortur
bekennet; dann die circumstantien sein gleich-
stimmig. NB Nimm ein exempel: Sempro-
nia
bekennet peinlich/ sie habe Gracho vor drey
Monaten ein Kuh verhexet; item vor zwei Jah-
ren hab sie jhm ein kind vmbracht etc. Nun daß
findet sich so. Was wiltu nun sagen?

* Antwort: Sempronia hat diß alles woll

gewist/
* p. 180. 181.
* p. 180. 181.

liegen/ oder auff andere/ in peinlichen ſachen/ iſt
ein groſſe ſuͤnde. Darumb iſts nicht glaublich/
daß jemand daß thun werde.

Antwort: Beſihe Lesſium lib. 2. de Juſt &
Jure Cap. ii. Dub. 7. n.
41. Ich moͤcht wiſſen/
ob der leſer vergeſſen hat/ was er nun weiſſt aus
vor erzehlten dingen? Ich wuͤnſchete auch einen
außfuͤhrlichen bericht vnd belehrung der The-
ologen.
Suche auch vnten Dub. 30. n. 17.
So machet man die leut auch mit der heutigen
tortur gantz deſperat, daß ſie alles bekennen/
damit man an jhnen die tortur nicht iterire,
NB
Ich ſolt ſagen/ continuire. Darumb iſt
diß argument zu ſchwach.

Daß ii. Argument. Wann daß nicht war
iſt/ was in der tortur bekandt worden/ ſo muͤſten
leiden viel vrtheil/ auff ſchwachen fuͤſſen ſtehen.

* Antwort: I daß iſts eben/ darvor ich jeder-
man gerne wolte warnen/ aber hodierna praxis
vnnd ſecunda acta & probata hieſſen mich
ſchweigen.

Daß iii. Argument: Die erfahrung be-
zeugt aber/ daß waar ſey/ was man in der tortur
bekennet; dann die circumſtantien ſein gleich-
ſtimmig. NB Nimm ein exempel: Sempro-
nia
bekennet peinlich/ ſie habe Gracho vor drey
Monaten ein Kuh verhexet; item vor zwei Jah-
ren hab ſie jhm ein kind vmbracht ꝛc. Nun daß
findet ſich ſo. Was wiltu nun ſagen?

* Antwort: Sempronia hat diß alles woll

gewiſt/
* p. 180. 181.
* p. 180. 181.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0114" n="94"/>
liegen/ oder auff andere/ in peinlichen &#x017F;achen/ i&#x017F;t<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;u&#x0364;nde. Darumb i&#x017F;ts nicht glaublich/<lb/>
daß jemand daß thun werde.</p><lb/>
          <p>Antwort: Be&#x017F;ihe <hi rendition="#aq">Les&#x017F;ium lib. 2. de Ju&#x017F;t &amp;<lb/>
Jure Cap. <hi rendition="#k">ii.</hi> Dub. 7. n.</hi> 41. Ich mo&#x0364;cht wi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
ob der le&#x017F;er verge&#x017F;&#x017F;en hat/ was er nun wei&#x017F;&#x017F;t aus<lb/>
vor erzehlten dingen? Ich wu&#x0364;n&#x017F;chete auch einen<lb/>
außfu&#x0364;hrlichen bericht vnd belehrung der <hi rendition="#aq">The-<lb/>
ologen.</hi> Suche auch vnten <hi rendition="#aq">Dub. 30. n.</hi> 17.<lb/>
So machet man die leut auch mit der heutigen<lb/><hi rendition="#aq">tortur</hi> gantz <hi rendition="#aq">de&#x017F;perat,</hi> daß &#x017F;ie alles bekennen/<lb/>
damit man an jhnen die <hi rendition="#aq">tortur</hi> nicht <hi rendition="#aq">iterire,<lb/>
NB</hi> Ich &#x017F;olt &#x017F;agen/ <hi rendition="#aq">continuire.</hi> Darumb i&#x017F;t<lb/>
diß <hi rendition="#aq">argument</hi> zu &#x017F;chwach.</p><lb/>
          <p>Daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ii.</hi> Argument.</hi> Wann daß nicht war<lb/>
i&#x017F;t/ was in der <hi rendition="#aq">tortur</hi> bekandt worden/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
leiden viel vrtheil/ auff &#x017F;chwachen fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tehen.</p><lb/>
          <p><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">p.</hi> 180. 181.</note> Antwort: <hi rendition="#aq">I</hi> daß i&#x017F;ts eben/ darvor ich jeder-<lb/>
man gerne wolte warnen/ aber <hi rendition="#aq">hodierna praxis</hi><lb/>
vnnd <hi rendition="#aq">&#x017F;ecunda acta &amp; probata</hi> hie&#x017F;&#x017F;en mich<lb/>
&#x017F;chweigen.</p><lb/>
          <p>Daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iii.</hi> Argument:</hi> Die erfahrung be-<lb/>
zeugt aber/ daß waar &#x017F;ey/ was man in der <hi rendition="#aq">tortur</hi><lb/>
bekennet; dann die <hi rendition="#aq">circum&#x017F;tantien</hi> &#x017F;ein gleich-<lb/>
&#x017F;timmig. <hi rendition="#aq">NB</hi> Nimm ein exempel: <hi rendition="#aq">Sempro-<lb/>
nia</hi> bekennet peinlich/ &#x017F;ie habe <hi rendition="#aq">Gracho</hi> vor drey<lb/>
Monaten ein Kuh verhexet; item vor zwei Jah-<lb/>
ren hab &#x017F;ie jhm ein kind vmbracht &#xA75B;c. Nun daß<lb/>
findet &#x017F;ich &#x017F;o. Was wiltu nun &#x017F;agen?</p><lb/>
          <p><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">p.</hi> 180. 181.</note> Antwort: <hi rendition="#aq">Sempronia</hi> hat diß alles woll<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gewi&#x017F;t/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0114] liegen/ oder auff andere/ in peinlichen ſachen/ iſt ein groſſe ſuͤnde. Darumb iſts nicht glaublich/ daß jemand daß thun werde. Antwort: Beſihe Lesſium lib. 2. de Juſt & Jure Cap. ii. Dub. 7. n. 41. Ich moͤcht wiſſen/ ob der leſer vergeſſen hat/ was er nun weiſſt aus vor erzehlten dingen? Ich wuͤnſchete auch einen außfuͤhrlichen bericht vnd belehrung der The- ologen. Suche auch vnten Dub. 30. n. 17. So machet man die leut auch mit der heutigen tortur gantz deſperat, daß ſie alles bekennen/ damit man an jhnen die tortur nicht iterire, NB Ich ſolt ſagen/ continuire. Darumb iſt diß argument zu ſchwach. Daß ii. Argument. Wann daß nicht war iſt/ was in der tortur bekandt worden/ ſo muͤſten leiden viel vrtheil/ auff ſchwachen fuͤſſen ſtehen. * Antwort: I daß iſts eben/ darvor ich jeder- man gerne wolte warnen/ aber hodierna praxis vnnd ſecunda acta & probata hieſſen mich ſchweigen. Daß iii. Argument: Die erfahrung be- zeugt aber/ daß waar ſey/ was man in der tortur bekennet; dann die circumſtantien ſein gleich- ſtimmig. NB Nimm ein exempel: Sempro- nia bekennet peinlich/ ſie habe Gracho vor drey Monaten ein Kuh verhexet; item vor zwei Jah- ren hab ſie jhm ein kind vmbracht ꝛc. Nun daß findet ſich ſo. Was wiltu nun ſagen? * Antwort: Sempronia hat diß alles woll gewiſt/ * p. 180. 181. * p. 180. 181.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/114
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/114>, abgerufen am 27.04.2024.