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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das erste Capitel.
gar die nothwendigste stücke/ daß auch die Consecration allein um derselben/
und damit jene folgen/ nothwendig ist.
So stehet der schluß unhintertreiblich.
2. Weisets die allgemeine regel: Daß die Sacramenten ausser ih-
rem gebrauch nicht Sacramenten seyen/
und also die sichtbare mittel
nicht anders und länger/ als sie in ihrem gebrauch stehen/ mit den himmli-
schen gütern vereinigt seyen. Jst die regel/ welche nicht Melanchthoni allein
zuzuschreiben/ sondern von unserer gantzen Evangelischen kirchen erkant wird/
wie sie auch in der Apologie der Augspurgischen Confession, so eines unser
Symbolischen bücher ist/ enthalten/ wenn solche die Sacramenten handlun-
gen
nennet.
3. Wie die Sacramentliche vereinigung des leibes und bluts des HErrn
mit brodt und wein bewandt seye/ weiset sich auch aus diesem/ daß sie je nicht
länger währet/ als die Sacramentliche handlungen essen und trincken wäh-
ren: Jndem wir ja von dem genossenen brodt und wein/ nachdem dieselbe
nun genossen worden/ und in den magen gleich anderer speise und tranck kom-
men/ nicht sagen können/ daß solche nunmehr noch der leib und blut Christi
seyen: sondern sie sinds allein in dem von dem HErrn eingesetzten Sacrament/
das ist/ in den Sacramentlichen handlungen. Sind dann nun dieselbe eus-
serliche mittel/ so nicht nur consecriret/ sondern selbs zum Sacramentlichen
gebrauch angewendet gewesen/ nicht länger mit dem leib und blut Christi
vereiniget/ als dero gebrauch währet/ v[ie]lweniger die jenige/ welche niema-
len zu solchem gebrauch angewendet worden.
4. So zeiget auch die Analogie des Sacraments der tauff eben diese
wahrheit/ wie in dem heil. Abend mahl wir mit dem brodt und wein den leib
und blut Christi empfangen/ und also diese mit jenem vereiniget sind/ also
wird der Heil. Geist über uns mit dem tauff-wasser ausgegossen/ und wir
aus wasser und geist wiedergebohren. Tit. 3. Joh. 3. Nun wird nie-
mand sagen/ daß durch die Consecration des wassers alles gegenwärtige
wasser consecriret werde/ wer wolte dann sagen/ daß da die alten Christen
offt in flüssen getauffet/ die gantze flüsse consecrirt worden/ sondern es wird
allein consecriret so viel zu der heil handlung gebraucht wird/ auch nicht län-
ger/ als so lang solche handlung währet. Wie nun dieses schwehrlich von je-
mand wird geleugnet werden können: also haben wir auch die Sacramentli-
che vereinigung des leibes und bluts Christi mit dem brodt und wein nicht
anders anzusehen/ als daß sie betreffen das jenige brodt und wein/ die ge-
braucht werden/ und so lange sie in dem gebrauch stehen.
SECTIO
Das erſte Capitel.
gar die nothwendigſte ſtuͤcke/ daß auch die Conſecration allein um derſelben/
und damit jene folgen/ nothwendig iſt.
So ſtehet der ſchluß unhintertreiblich.
2. Weiſets die allgemeine regel: Daß die Sacramenten auſſer ih-
rem gebrauch nicht Sacramenten ſeyen/
und alſo die ſichtbare mittel
nicht anders und laͤnger/ als ſie in ihrem gebrauch ſtehen/ mit den himmli-
ſchen guͤtern vereinigt ſeyen. Jſt die regel/ welche nicht Melanchthoni allein
zuzuſchreiben/ ſondern von unſerer gantzen Evangeliſchen kirchen erkant wird/
wie ſie auch in der Apologie der Augſpurgiſchen Confeſſion, ſo eines unſer
Symboliſchen buͤcher iſt/ enthalten/ wenn ſolche die Sacramenten handlun-
gen
nennet.
3. Wie die Sacramentliche vereinigung des leibes und bluts des HErrn
mit brodt und wein bewandt ſeye/ weiſet ſich auch aus dieſem/ daß ſie je nicht
laͤnger waͤhret/ als die Sacramentliche handlungen eſſen und trincken waͤh-
ren: Jndem wir ja von dem genoſſenen brodt und wein/ nachdem dieſelbe
nun genoſſen worden/ und in den magen gleich anderer ſpeiſe und tranck kom-
men/ nicht ſagen koͤnnen/ daß ſolche nunmehr noch der leib und blut Chriſti
ſeyen: ſondern ſie ſinds allein in dem von dem HErrn eingeſetzten Sacrament/
das iſt/ in den Sacramentlichen handlungen. Sind dann nun dieſelbe euſ-
ſerliche mittel/ ſo nicht nur conſecriret/ ſondern ſelbs zum Sacramentlichen
gebrauch angewendet geweſen/ nicht laͤnger mit dem leib und blut Chriſti
vereiniget/ als dero gebrauch waͤhret/ v[ie]lweniger die jenige/ welche niema-
len zu ſolchem gebrauch angewendet worden.
4. So zeiget auch die Analogie des Sacraments der tauff eben dieſe
wahrheit/ wie in dem heil. Abend mahl wir mit dem brodt und wein den leib
und blut Chriſti empfangen/ und alſo dieſe mit jenem vereiniget ſind/ alſo
wird der Heil. Geiſt uͤber uns mit dem tauff-waſſer ausgegoſſen/ und wir
aus waſſer und geiſt wiedergebohren. Tit. 3. Joh. 3. Nun wird nie-
mand ſagen/ daß durch die Conſecration des waſſers alles gegenwaͤrtige
waſſer conſecriret werde/ wer wolte dann ſagen/ daß da die alten Chriſten
offt in fluͤſſen getauffet/ die gantze fluͤſſe conſecrirt worden/ ſondern es wird
allein conſecriret ſo viel zu der heil handlung gebraucht wird/ auch nicht laͤn-
ger/ als ſo lang ſolche handlung waͤhret. Wie nun dieſes ſchwehrlich von je-
mand wird geleugnet werden koͤnnen: alſo haben wir auch die Sacramentli-
che vereinigung des leibes und bluts Chriſti mit dem brodt und wein nicht
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braucht werden/ und ſo lange ſie in dem gebrauch ſtehen.
SECTIO
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[212/0228] Das erſte Capitel. gar die nothwendigſte ſtuͤcke/ daß auch die Conſecration allein um derſelben/ und damit jene folgen/ nothwendig iſt. So ſtehet der ſchluß unhintertreiblich. 2. Weiſets die allgemeine regel: Daß die Sacramenten auſſer ih- rem gebrauch nicht Sacramenten ſeyen/ und alſo die ſichtbare mittel nicht anders und laͤnger/ als ſie in ihrem gebrauch ſtehen/ mit den himmli- ſchen guͤtern vereinigt ſeyen. Jſt die regel/ welche nicht Melanchthoni allein zuzuſchreiben/ ſondern von unſerer gantzen Evangeliſchen kirchen erkant wird/ wie ſie auch in der Apologie der Augſpurgiſchen Confeſſion, ſo eines unſer Symboliſchen buͤcher iſt/ enthalten/ wenn ſolche die Sacramenten handlun- gen nennet. 3. Wie die Sacramentliche vereinigung des leibes und bluts des HErrn mit brodt und wein bewandt ſeye/ weiſet ſich auch aus dieſem/ daß ſie je nicht laͤnger waͤhret/ als die Sacramentliche handlungen eſſen und trincken waͤh- ren: Jndem wir ja von dem genoſſenen brodt und wein/ nachdem dieſelbe nun genoſſen worden/ und in den magen gleich anderer ſpeiſe und tranck kom- men/ nicht ſagen koͤnnen/ daß ſolche nunmehr noch der leib und blut Chriſti ſeyen: ſondern ſie ſinds allein in dem von dem HErrn eingeſetzten Sacrament/ das iſt/ in den Sacramentlichen handlungen. Sind dann nun dieſelbe euſ- ſerliche mittel/ ſo nicht nur conſecriret/ ſondern ſelbs zum Sacramentlichen gebrauch angewendet geweſen/ nicht laͤnger mit dem leib und blut Chriſti vereiniget/ als dero gebrauch waͤhret/ vielweniger die jenige/ welche niema- len zu ſolchem gebrauch angewendet worden. 4. So zeiget auch die Analogie des Sacraments der tauff eben dieſe wahrheit/ wie in dem heil. Abend mahl wir mit dem brodt und wein den leib und blut Chriſti empfangen/ und alſo dieſe mit jenem vereiniget ſind/ alſo wird der Heil. Geiſt uͤber uns mit dem tauff-waſſer ausgegoſſen/ und wir aus waſſer und geiſt wiedergebohren. Tit. 3. Joh. 3. Nun wird nie- mand ſagen/ daß durch die Conſecration des waſſers alles gegenwaͤrtige waſſer conſecriret werde/ wer wolte dann ſagen/ daß da die alten Chriſten offt in fluͤſſen getauffet/ die gantze fluͤſſe conſecrirt worden/ ſondern es wird allein conſecriret ſo viel zu der heil handlung gebraucht wird/ auch nicht laͤn- ger/ als ſo lang ſolche handlung waͤhret. Wie nun dieſes ſchwehrlich von je- mand wird geleugnet werden koͤnnen: alſo haben wir auch die Sacramentli- che vereinigung des leibes und bluts Chriſti mit dem brodt und wein nicht anders anzuſehen/ als daß ſie betreffen das jenige brodt und wein/ die ge- braucht werden/ und ſo lange ſie in dem gebrauch ſtehen. SECTIO

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/228>, abgerufen am 26.04.2024.