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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. IV. SECTIO XXV.
GOTTES gewesen/ dessen vortrefflichkeit ich lieber anderwärts zu rühmen/
als E. Hochfürstlichen Durchlaucht. zur offension hier zu beschreiben habe/
und mag auch dieses ein stück eines göttlichen verborgenen gerichts seyn/ daß an
ihm einiges wahrgenommen worden/ darinnen er zum stein des anstossens vie-
len stehet. Wie ich nun entweder die gantze wahrheit meiner kirchen muß in
zweiffel ziehen/ oder das werck GOttes in der reformation danckbarlich erken-
nen/ so sehe ferner nicht/ wie ich dessen werckzeuge bey mir gering achten könte.
Daher ich weiß/ daß auch einige reformirte unsern Lutherum lieber als Calvinum
anziehen und rühmen/ ob sie wol sonsten ihme nicht völlig beypflichten. Jch
trage das unterthänigste vertrauen/ daß E. Hochfl. Durchl. so dero ingenuität
und aufrichtigkeit sich mit fuge rühmen/ gnädigst aufnehmen werden/ daß mei-
nes hertzens gedancken/ nach dero gnädigsten veranlassung auch aufrichtig vor
deroselben/ gleichwol mit unterthänigstem respect, vorstelle/ als dero weder da-
mit gedienet/ noch angenehm seyn würde/ daß anders als aus redlichkeit des
hertzens schreibe: dabey mir zwar auch hertzlich leid/ daß beyderseits concepten
von den dingen/ so der kirchen wohlfahrt und göttliche wahrheit angehen/ leider
so unterschieden seyn müssen/ und ich nicht anders als auf diese meinung schreiben
kan/ die ich sorgen muß/ E. Hochfl. Durchl. approbation nicht zu erlangen/
ohne daß sie dannoch den candorem gnädigst billigen werden. Der HERR
HERR erbarme sich selbs seiner kirchen/ erleuchte alles mit seinem licht/ und
verbinde dann alle hertzen der noch zwiespaltigen/ in der einigkeit des Geistes mit
dem bande des friedens. Dessen himmlische und ewige güte ergiesse auch ab-
sonderlich allen heiligen segen und güte über dero hohe person und gantzes Hochfl.
hauß zu allem hohen wohlergehen und glücklicher regierung mildigst und kräfftigst
aus.

SECTIO XXVI.
Glückwunsch zu einem gebohrnen kind. Dero in
der fremde erbetenden gevattern amt. Was einer frauen zu
thun/ dero mann im krieg/ und sie lange nichts von
ihm erfahren kan.
Nachdem
o o o 2

ARTIC. IV. SECTIO XXV.
GOTTES geweſen/ deſſen vortrefflichkeit ich lieber anderwaͤrts zu ruͤhmen/
als E. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht. zur offenſion hier zu beſchreiben habe/
und mag auch dieſes ein ſtuͤck eines goͤttlichen verborgenen gerichts ſeyn/ daß an
ihm einiges wahrgenommen worden/ darinnen er zum ſtein des anſtoſſens vie-
len ſtehet. Wie ich nun entweder die gantze wahrheit meiner kirchen muß in
zweiffel ziehen/ oder das werck GOttes in der reformation danckbarlich erken-
nen/ ſo ſehe ferner nicht/ wie ich deſſen werckzeuge bey mir gering achten koͤnte.
Daher ich weiß/ daß auch einige reformirte unſern Lutherum lieber als Calvinum
anziehen und ruͤhmen/ ob ſie wol ſonſten ihme nicht voͤllig beypflichten. Jch
trage das unterthaͤnigſte vertrauen/ daß E. Hochfl. Durchl. ſo dero ingenuitaͤt
und aufrichtigkeit ſich mit fuge ruͤhmen/ gnaͤdigſt aufnehmen werden/ daß mei-
nes hertzens gedancken/ nach dero gnaͤdigſten veranlaſſung auch aufrichtig vor
deroſelben/ gleichwol mit unterthaͤnigſtem reſpect, vorſtelle/ als dero weder da-
mit gedienet/ noch angenehm ſeyn wuͤrde/ daß anders als aus redlichkeit des
hertzens ſchreibe: dabey mir zwar auch hertzlich leid/ daß beyderſeits concepten
von den dingen/ ſo der kirchen wohlfahrt und goͤttliche wahrheit angehen/ leider
ſo unterſchieden ſeyn muͤſſen/ und ich nicht anders als auf dieſe meinung ſchreiben
kan/ die ich ſorgen muß/ E. Hochfl. Durchl. approbation nicht zu erlangen/
ohne daß ſie dannoch den candorem gnaͤdigſt billigen werden. Der HERR
HERR erbarme ſich ſelbs ſeiner kirchen/ erleuchte alles mit ſeinem licht/ und
verbinde dann alle hertzen der noch zwieſpaltigen/ in der einigkeit des Geiſtes mit
dem bande des friedens. Deſſen himmliſche und ewige guͤte ergieſſe auch ab-
ſonderlich allen heiligen ſegen und guͤte uͤber dero hohe perſon und gantzes Hochfl.
hauß zu allem hohen wohlergehen und gluͤcklicher regierung mildigſt und kraͤfftigſt
aus.

SECTIO XXVI.
Gluͤckwunſch zu einem gebohrnen kind. Dero in
der fremde erbetenden gevattern amt. Was einer frauen zu
thun/ dero mann im krieg/ und ſie lange nichts von
ihm erfahren kan.
Nachdem
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[475/0487] ARTIC. IV. SECTIO XXV. GOTTES geweſen/ deſſen vortrefflichkeit ich lieber anderwaͤrts zu ruͤhmen/ als E. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht. zur offenſion hier zu beſchreiben habe/ und mag auch dieſes ein ſtuͤck eines goͤttlichen verborgenen gerichts ſeyn/ daß an ihm einiges wahrgenommen worden/ darinnen er zum ſtein des anſtoſſens vie- len ſtehet. Wie ich nun entweder die gantze wahrheit meiner kirchen muß in zweiffel ziehen/ oder das werck GOttes in der reformation danckbarlich erken- nen/ ſo ſehe ferner nicht/ wie ich deſſen werckzeuge bey mir gering achten koͤnte. Daher ich weiß/ daß auch einige reformirte unſern Lutherum lieber als Calvinum anziehen und ruͤhmen/ ob ſie wol ſonſten ihme nicht voͤllig beypflichten. Jch trage das unterthaͤnigſte vertrauen/ daß E. Hochfl. Durchl. ſo dero ingenuitaͤt und aufrichtigkeit ſich mit fuge ruͤhmen/ gnaͤdigſt aufnehmen werden/ daß mei- nes hertzens gedancken/ nach dero gnaͤdigſten veranlaſſung auch aufrichtig vor deroſelben/ gleichwol mit unterthaͤnigſtem reſpect, vorſtelle/ als dero weder da- mit gedienet/ noch angenehm ſeyn wuͤrde/ daß anders als aus redlichkeit des hertzens ſchreibe: dabey mir zwar auch hertzlich leid/ daß beyderſeits concepten von den dingen/ ſo der kirchen wohlfahrt und goͤttliche wahrheit angehen/ leider ſo unterſchieden ſeyn muͤſſen/ und ich nicht anders als auf dieſe meinung ſchreiben kan/ die ich ſorgen muß/ E. Hochfl. Durchl. approbation nicht zu erlangen/ ohne daß ſie dannoch den candorem gnaͤdigſt billigen werden. Der HERR HERR erbarme ſich ſelbs ſeiner kirchen/ erleuchte alles mit ſeinem licht/ und verbinde dann alle hertzen der noch zwieſpaltigen/ in der einigkeit des Geiſtes mit dem bande des friedens. Deſſen himmliſche und ewige guͤte ergieſſe auch ab- ſonderlich allen heiligen ſegen und guͤte uͤber dero hohe perſon und gantzes Hochfl. hauß zu allem hohen wohlergehen und gluͤcklicher regierung mildigſt und kraͤfftigſt aus. d. 31. Jan. 1684. SECTIO XXVI. Gluͤckwunſch zu einem gebohrnen kind. Dero in der fremde erbetenden gevattern amt. Was einer frauen zu thun/ dero mann im krieg/ und ſie lange nichts von ihm erfahren kan. Nachdem o o o 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/487>, abgerufen am 08.05.2024.