Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
um wahre Liebe des Nächsten.
Gebet.

ACh du liebreicher GOtt! der du
uns hertzlich liebest, und aus sol-
cher Liebe uns an Leib und Seel viel
gutes thust, aber uns auch anbefohlen
hast, daß wir unsern Nächsten mit
gleicher Liebe umfassen sollen, wie du
uns liebest. Ach! ich klage dir, wie
mein Hertz zu solcher aufrichtigen und
wahren Liebe gegen meinen Nächsten
sich noch nicht recht hat wollen brin-
gen lassen. Ich solte meinen Näch-
sten, nach deinem Gebot, lieben als
mich selbst, ich solte, wenn du ihm
Glück, Gesundheit, Wohlergehen
giebest, mich freuen, als ob es mir
selbst wiederfahren wäre: Ich solte
meinen Feind, der mich hasset, schmä-
het, verfolget, drücket, hertzlich lie-
ben, vor ihn beten, ihm gutes wün-
schen, ja ihm viel Segen, Gedeyen
und Glückseligkeit an Leib und Seel
von dir erbitten. Aber du allwissen-

der
J
um wahre Liebe des Naͤchſten.
Gebet.

ACh du liebreicher GOtt! der du
uns hertzlich liebeſt, und aus ſol-
cher Liebe uns an Leib und Seel viel
gutes thuſt, aber uns auch anbefohlen
haſt, daß wir unſern Naͤchſten mit
gleicher Liebe umfaſſen ſollen, wie du
uns liebeſt. Ach! ich klage dir, wie
mein Hertz zu ſolcher aufrichtigen und
wahren Liebe gegen meinen Naͤchſten
ſich noch nicht recht hat wollen brin-
gen laſſen. Ich ſolte meinen Naͤch-
ſten, nach deinem Gebot, lieben als
mich ſelbſt, ich ſolte, wenn du ihm
Gluͤck, Geſundheit, Wohlergehen
giebeſt, mich freuen, als ob es mir
ſelbſt wiederfahren waͤre: Ich ſolte
meinen Feind, der mich haſſet, ſchmaͤ-
het, verfolget, druͤcket, hertzlich lie-
ben, vor ihn beten, ihm gutes wuͤn-
ſchen, ja ihm viel Segen, Gedeyen
und Gluͤckſeligkeit an Leib und Seel
von dir erbitten. Aber du allwiſſen-

der
J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="129"/>
          <fw place="top" type="header">um wahre Liebe des Na&#x0364;ch&#x017F;ten.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebet.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>Ch du liebreicher GOtt! der du<lb/>
uns hertzlich liebe&#x017F;t, und aus &#x017F;ol-<lb/>
cher Liebe uns an Leib und Seel viel<lb/>
gutes thu&#x017F;t, aber uns auch anbefohlen<lb/>
ha&#x017F;t, daß wir un&#x017F;ern Na&#x0364;ch&#x017F;ten mit<lb/>
gleicher Liebe umfa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen, wie du<lb/>
uns liebe&#x017F;t. Ach! ich klage dir, wie<lb/>
mein Hertz zu &#x017F;olcher aufrichtigen und<lb/>
wahren Liebe gegen meinen Na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ich noch nicht recht hat wollen brin-<lb/>
gen la&#x017F;&#x017F;en. Ich &#x017F;olte meinen Na&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten, nach deinem Gebot, lieben als<lb/>
mich &#x017F;elb&#x017F;t, ich &#x017F;olte, wenn du ihm<lb/>
Glu&#x0364;ck, Ge&#x017F;undheit, Wohlergehen<lb/>
giebe&#x017F;t, mich freuen, als ob es mir<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t wiederfahren wa&#x0364;re: Ich &#x017F;olte<lb/>
meinen Feind, der mich ha&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;chma&#x0364;-<lb/>
het, verfolget, dru&#x0364;cket, hertzlich lie-<lb/>
ben, vor ihn beten, ihm gutes wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen, ja ihm viel Segen, Gedeyen<lb/>
und Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit an Leib und Seel<lb/>
von dir erbitten. Aber du allwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0153] um wahre Liebe des Naͤchſten. Gebet. ACh du liebreicher GOtt! der du uns hertzlich liebeſt, und aus ſol- cher Liebe uns an Leib und Seel viel gutes thuſt, aber uns auch anbefohlen haſt, daß wir unſern Naͤchſten mit gleicher Liebe umfaſſen ſollen, wie du uns liebeſt. Ach! ich klage dir, wie mein Hertz zu ſolcher aufrichtigen und wahren Liebe gegen meinen Naͤchſten ſich noch nicht recht hat wollen brin- gen laſſen. Ich ſolte meinen Naͤch- ſten, nach deinem Gebot, lieben als mich ſelbſt, ich ſolte, wenn du ihm Gluͤck, Geſundheit, Wohlergehen giebeſt, mich freuen, als ob es mir ſelbſt wiederfahren waͤre: Ich ſolte meinen Feind, der mich haſſet, ſchmaͤ- het, verfolget, druͤcket, hertzlich lie- ben, vor ihn beten, ihm gutes wuͤn- ſchen, ja ihm viel Segen, Gedeyen und Gluͤckſeligkeit an Leib und Seel von dir erbitten. Aber du allwiſſen- der J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/153
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/153>, abgerufen am 09.05.2024.