Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

gen auf dem Wasser herumschwimmen. An den Ufern
waren an verschiedenen Stellen Futterbrettchen ange¬
bracht. Im Wasser selber bewegte sich eine große Zahl
schwerfälliger Karpfen. Alfred zog ein Weißbrot aus
seiner Tasche, zerbrach es in kleine Stückchen, warf
diese einzeln in das Wasser, und hatte seine Freude
daran, wenn die Enten und auch manch ungeschickter
Mund eines Karpfen darnach haschten. Es schien,
daß er mich dieses Zweckes halber zu dem Teiche ge¬
führt hatte. Als er mit seinem Brote fertig war,
gingen wir weiter. Er sagte: ""Wenn du auch den
Garten sehen willst, so werde ich dich schon hin¬
führen.""

""Ja wohl will ich ihn sehen,"" antwortete ich."

"Er führte mich nun aus dem Gebüsche, wir be¬
gaben uns auf die entgegengesezte Seite des Hauses,
dort war ein mit einem Gitter umgebener großer Gar¬
ten, und wir gingen durch das Thor desselben hinein.
Blumen Gemüse Zwerg- und Lattenobst empfingen
uns. In der Ferne sah ich die größeren und wahr¬
scheinlich sehr edlen Obstbäume stehen. Daß mir der
Garten um viel mehr gefiel als der Teich, sagte ich
Alfred nicht, er mochte es auch nicht wissen. In sehr
schöner Art waren hier die Blumen gepflegt, die man

gen auf dem Waſſer herumſchwimmen. An den Ufern
waren an verſchiedenen Stellen Futterbrettchen ange¬
bracht. Im Waſſer ſelber bewegte ſich eine große Zahl
ſchwerfälliger Karpfen. Alfred zog ein Weißbrot aus
ſeiner Taſche, zerbrach es in kleine Stückchen, warf
dieſe einzeln in das Waſſer, und hatte ſeine Freude
daran, wenn die Enten und auch manch ungeſchickter
Mund eines Karpfen darnach haſchten. Es ſchien,
daß er mich dieſes Zweckes halber zu dem Teiche ge¬
führt hatte. Als er mit ſeinem Brote fertig war,
gingen wir weiter. Er ſagte: „„Wenn du auch den
Garten ſehen willſt, ſo werde ich dich ſchon hin¬
führen.““

„„Ja wohl will ich ihn ſehen,““ antwortete ich.“

„Er führte mich nun aus dem Gebüſche, wir be¬
gaben uns auf die entgegengeſezte Seite des Hauſes,
dort war ein mit einem Gitter umgebener großer Gar¬
ten, und wir gingen durch das Thor deſſelben hinein.
Blumen Gemüſe Zwerg- und Lattenobſt empfingen
uns. In der Ferne ſah ich die größeren und wahr¬
ſcheinlich ſehr edlen Obſtbäume ſtehen. Daß mir der
Garten um viel mehr gefiel als der Teich, ſagte ich
Alfred nicht, er mochte es auch nicht wiſſen. In ſehr
ſchöner Art waren hier die Blumen gepflegt, die man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0281" n="267"/>
gen auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er herum&#x017F;chwimmen. An den Ufern<lb/>
waren an ver&#x017F;chiedenen Stellen Futterbrettchen ange¬<lb/>
bracht. Im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;elber bewegte &#x017F;ich eine große Zahl<lb/>
&#x017F;chwerfälliger Karpfen. Alfred zog ein Weißbrot aus<lb/>
&#x017F;einer Ta&#x017F;che, zerbrach es in kleine Stückchen, warf<lb/>
die&#x017F;e einzeln in das Wa&#x017F;&#x017F;er, und hatte &#x017F;eine Freude<lb/>
daran, wenn die Enten und auch manch unge&#x017F;chickter<lb/>
Mund eines Karpfen darnach ha&#x017F;chten. Es &#x017F;chien,<lb/>
daß er mich die&#x017F;es Zweckes halber zu dem Teiche ge¬<lb/>
führt hatte. Als er mit &#x017F;einem Brote fertig war,<lb/>
gingen wir weiter. Er &#x017F;agte: &#x201E;&#x201E;Wenn du auch den<lb/>
Garten &#x017F;ehen will&#x017F;t, &#x017F;o werde ich dich &#x017F;chon hin¬<lb/>
führen.&#x201C;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;&#x201E;Ja wohl will ich ihn &#x017F;ehen,&#x201C;&#x201C; antwortete ich.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er führte mich nun aus dem Gebü&#x017F;che, wir be¬<lb/>
gaben uns auf die entgegenge&#x017F;ezte Seite des Hau&#x017F;es,<lb/>
dort war ein mit einem Gitter umgebener großer Gar¬<lb/>
ten, und wir gingen durch das Thor de&#x017F;&#x017F;elben hinein.<lb/>
Blumen Gemü&#x017F;e Zwerg- und Lattenob&#x017F;t empfingen<lb/>
uns. In der Ferne &#x017F;ah ich die größeren und wahr¬<lb/>
&#x017F;cheinlich &#x017F;ehr edlen Ob&#x017F;tbäume &#x017F;tehen. Daß mir der<lb/>
Garten um viel mehr gefiel als der Teich, &#x017F;agte ich<lb/>
Alfred nicht, er mochte es auch nicht wi&#x017F;&#x017F;en. In &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chöner Art waren hier die Blumen gepflegt, die man<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0281] gen auf dem Waſſer herumſchwimmen. An den Ufern waren an verſchiedenen Stellen Futterbrettchen ange¬ bracht. Im Waſſer ſelber bewegte ſich eine große Zahl ſchwerfälliger Karpfen. Alfred zog ein Weißbrot aus ſeiner Taſche, zerbrach es in kleine Stückchen, warf dieſe einzeln in das Waſſer, und hatte ſeine Freude daran, wenn die Enten und auch manch ungeſchickter Mund eines Karpfen darnach haſchten. Es ſchien, daß er mich dieſes Zweckes halber zu dem Teiche ge¬ führt hatte. Als er mit ſeinem Brote fertig war, gingen wir weiter. Er ſagte: „„Wenn du auch den Garten ſehen willſt, ſo werde ich dich ſchon hin¬ führen.““ „„Ja wohl will ich ihn ſehen,““ antwortete ich.“ „Er führte mich nun aus dem Gebüſche, wir be¬ gaben uns auf die entgegengeſezte Seite des Hauſes, dort war ein mit einem Gitter umgebener großer Gar¬ ten, und wir gingen durch das Thor deſſelben hinein. Blumen Gemüſe Zwerg- und Lattenobſt empfingen uns. In der Ferne ſah ich die größeren und wahr¬ ſcheinlich ſehr edlen Obſtbäume ſtehen. Daß mir der Garten um viel mehr gefiel als der Teich, ſagte ich Alfred nicht, er mochte es auch nicht wiſſen. In ſehr ſchöner Art waren hier die Blumen gepflegt, die man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/281
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/281>, abgerufen am 26.04.2024.