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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Schl
vierten Linie steht, macht den Tenorschlüssel aus, und
auf dieser Linie stehen ebenfalls die Noten, die den
Ton cn anzeigen.

Hieraus nun werden auch folgende Schlüssel ver-
ständlich seyn:
[Abbildung] Die beyden ersten werden insgemein Violinschlüssel
genennt, wiewol sie auch für andre Jnstrumente,
und selbst für Singestimmen gebraucht werden. Die
andern heißen überhaupt Baßschlüssel. Der erste
davon ist für den gemeinen Baß, als eine der vier
Hauptstimmen; der zweyte ist für einen tiefern,
und der dritte für einen höhern Baß.

Schlußstein.
(Baukunst.)

Jst der mittelste oder oberste Stein eines gemauer-
ten Bogens, oder Gewölbes. Es gehöret zum
mechanischen der Baukunst, zu wissen, wie der Schluß-
stein müsse beschaffen seyn, daß der Bogen, oder
das Gewölbe dadurch seinen festen Schluß und seine
Hältniß bekomme. Wir betrachten ihn hier nur, in
so fern er unter die Zierrathen der Baukunst kann
gerechnet werden.

Man ist gewohnt die Schlußsteine der großen
Bogen bey Portalen, Thüren und Bogenstellungen
von den andern Steinen zu unterscheiden, und gar
ofte wird er mit mancherley Schnizwerk verziehret.
Die besondere Auszeichnung des Schlußsteines, wenn
sie auch in nichts bestünde, als daß man ihn über
die Fläche der Mauer etwas heraustreten ließe,
scheinet darin ihren Grund zu haben, daß es natür-
lich ist das Ansehen der Festigkeit dadurch zu ver-
mehren, daß man den Stein, auf den das meiste
ankommt, dem Auge merkbar mache, und denn
auch noch darin, daß dadurch das nakende und et-
was kahle Ansehen eines großen Bogens etwas ge-
mindert wird. Wie denn überhaupt diese Aeuße-
rung eines etwas subtilen Geschmaks sich darin
überall zeiget, daß bey ganz einförmigen Gegenstän-
den, da ein Mittelpunkt ist, dieser insgemein mit
einem Knopf, oder einer andern Zierrath besonders
ausgezeichnet wird.

Will man sie etwas zierlich machen und nicht glatt
lassen, so werden sie nach Art der Kragsteine oben
[Spaltenumbruch]

Schm
mit einem kleinen Gesims versehen und wie dop-
pelte Rollen oder Voluten ausgehauen. Es ist an
einem andern Orte angemerkt worden (*), woher
die Gewohnheit gekommen, Schlußsteine, als ange-
heftete Menschenköpfe zu bilden. Diese Zierrath,
die in der Ruhm- und Rach-sucht ganz wilder Völker
ihren Ursprung hat, ist eben nicht zu empfehlen.
Aber völlig ungereimt ist es an die Schlußsteine
lebendige Menschen- oder gar als Engels-köpfe aus-
zuhauen. Denn auch die ausschweifendste Einbil-
dungskraft wird keinen Grund entdeken, warum
lebendige Wesen den Kopf aus einer Mauer her-
ausstreken.

Schmelz.
(Mahlerey.)

Die Schmelzmahlerey, die man auch insgemein
Emailmahlerey nennt, hat ihre eigenen beträchtli-
chen Vorzüge, derenthalber sie verdienet, als eine
besondere Gattung beschrieben zu werden, ob sie
gleich eigentlich in die Classe des Encaustischen ge-
höret. Sie hat dieses eigene, daß sie mit glas-
artigen Farben, die im Feuer schmelzen, mahlt,
die hernach auf den Grund eingebrannt werden,
dadurch auf demselben sehr sanft verfließen und
also sehr dauerhafte, weder durch Wärme und
Kälte, noch durch Feuchtigkeit, noch durch Staub
und andere den gewöhnlichen Gemählden schädli-
che kleine Zufälle, schadhaft werdende Gemählde ge-
ben. Der Grund, auf den gemahlt wird, muß
also feuerfest seyn. Er besteht entweder aus ge-
brannter Erde und Porcellan oder aus Metall, wel-
ches mit einem undurchsichtigen meistentheils weis-
sen Glasgrund überzogen ist.

Auf Gefäße von gebrannter Erde haben die Alten
schon vielfältig gemahlt, wie die häufigen Campa-
nischen Gefäße, die man unter den Ruinen der al-
ten Gebäude in Jtalien findet, beweisen. Wir kön-
nen dieses aber nicht wol zu der Schmelzmahlerey
rechnen, weil diese Gefäße matt sind, und den
glasartigen glänzenden Ueberzug, den man Glasur
nennt, nicht haben, auf den die Schmelzmahlerey
gesezt wird.

Die Mahlerey auf Glasurgrund an gebrannten
irrdenen Gefäßen mag um den Anfang des XVI
Jahrhunderts, aufgekommen seyn. Wenigstens
sind mir keine ältern Werke dieser Art bekannt. Aber
viel späther ist, wie man durchgehends versichert,

die
(*) S.
Masken.
S. 745.
Zweyter Theil. N n n n n n

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Schl
vierten Linie ſteht, macht den Tenorſchluͤſſel aus, und
auf dieſer Linie ſtehen ebenfalls die Noten, die den
Ton c̄ anzeigen.

Hieraus nun werden auch folgende Schluͤſſel ver-
ſtaͤndlich ſeyn:
[Abbildung] Die beyden erſten werden insgemein Violinſchluͤſſel
genennt, wiewol ſie auch fuͤr andre Jnſtrumente,
und ſelbſt fuͤr Singeſtimmen gebraucht werden. Die
andern heißen uͤberhaupt Baßſchluͤſſel. Der erſte
davon iſt fuͤr den gemeinen Baß, als eine der vier
Hauptſtimmen; der zweyte iſt fuͤr einen tiefern,
und der dritte fuͤr einen hoͤhern Baß.

Schlußſtein.
(Baukunſt.)

Jſt der mittelſte oder oberſte Stein eines gemauer-
ten Bogens, oder Gewoͤlbes. Es gehoͤret zum
mechaniſchen der Baukunſt, zu wiſſen, wie der Schluß-
ſtein muͤſſe beſchaffen ſeyn, daß der Bogen, oder
das Gewoͤlbe dadurch ſeinen feſten Schluß und ſeine
Haͤltniß bekomme. Wir betrachten ihn hier nur, in
ſo fern er unter die Zierrathen der Baukunſt kann
gerechnet werden.

Man iſt gewohnt die Schlußſteine der großen
Bogen bey Portalen, Thuͤren und Bogenſtellungen
von den andern Steinen zu unterſcheiden, und gar
ofte wird er mit mancherley Schnizwerk verziehret.
Die beſondere Auszeichnung des Schlußſteines, wenn
ſie auch in nichts beſtuͤnde, als daß man ihn uͤber
die Flaͤche der Mauer etwas heraustreten ließe,
ſcheinet darin ihren Grund zu haben, daß es natuͤr-
lich iſt das Anſehen der Feſtigkeit dadurch zu ver-
mehren, daß man den Stein, auf den das meiſte
ankommt, dem Auge merkbar mache, und denn
auch noch darin, daß dadurch das nakende und et-
was kahle Anſehen eines großen Bogens etwas ge-
mindert wird. Wie denn uͤberhaupt dieſe Aeuße-
rung eines etwas ſubtilen Geſchmaks ſich darin
uͤberall zeiget, daß bey ganz einfoͤrmigen Gegenſtaͤn-
den, da ein Mittelpunkt iſt, dieſer insgemein mit
einem Knopf, oder einer andern Zierrath beſonders
ausgezeichnet wird.

Will man ſie etwas zierlich machen und nicht glatt
laſſen, ſo werden ſie nach Art der Kragſteine oben
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Schm
mit einem kleinen Geſims verſehen und wie dop-
pelte Rollen oder Voluten ausgehauen. Es iſt an
einem andern Orte angemerkt worden (*), woher
die Gewohnheit gekommen, Schlußſteine, als ange-
heftete Menſchenkoͤpfe zu bilden. Dieſe Zierrath,
die in der Ruhm- und Rach-ſucht ganz wilder Voͤlker
ihren Urſprung hat, iſt eben nicht zu empfehlen.
Aber voͤllig ungereimt iſt es an die Schlußſteine
lebendige Menſchen- oder gar als Engels-koͤpfe aus-
zuhauen. Denn auch die ausſchweifendſte Einbil-
dungskraft wird keinen Grund entdeken, warum
lebendige Weſen den Kopf aus einer Mauer her-
ausſtreken.

Schmelz.
(Mahlerey.)

Die Schmelzmahlerey, die man auch insgemein
Emailmahlerey nennt, hat ihre eigenen betraͤchtli-
chen Vorzuͤge, derenthalber ſie verdienet, als eine
beſondere Gattung beſchrieben zu werden, ob ſie
gleich eigentlich in die Claſſe des Encauſtiſchen ge-
hoͤret. Sie hat dieſes eigene, daß ſie mit glas-
artigen Farben, die im Feuer ſchmelzen, mahlt,
die hernach auf den Grund eingebrannt werden,
dadurch auf demſelben ſehr ſanft verfließen und
alſo ſehr dauerhafte, weder durch Waͤrme und
Kaͤlte, noch durch Feuchtigkeit, noch durch Staub
und andere den gewoͤhnlichen Gemaͤhlden ſchaͤdli-
che kleine Zufaͤlle, ſchadhaft werdende Gemaͤhlde ge-
ben. Der Grund, auf den gemahlt wird, muß
alſo feuerfeſt ſeyn. Er beſteht entweder aus ge-
brannter Erde und Porcellan oder aus Metall, wel-
ches mit einem undurchſichtigen meiſtentheils weiſ-
ſen Glasgrund uͤberzogen iſt.

Auf Gefaͤße von gebrannter Erde haben die Alten
ſchon vielfaͤltig gemahlt, wie die haͤufigen Campa-
niſchen Gefaͤße, die man unter den Ruinen der al-
ten Gebaͤude in Jtalien findet, beweiſen. Wir koͤn-
nen dieſes aber nicht wol zu der Schmelzmahlerey
rechnen, weil dieſe Gefaͤße matt ſind, und den
glasartigen glaͤnzenden Ueberzug, den man Glaſur
nennt, nicht haben, auf den die Schmelzmahlerey
geſezt wird.

Die Mahlerey auf Glaſurgrund an gebrannten
irrdenen Gefaͤßen mag um den Anfang des XVI
Jahrhunderts, aufgekommen ſeyn. Wenigſtens
ſind mir keine aͤltern Werke dieſer Art bekannt. Aber
viel ſpaͤther iſt, wie man durchgehends verſichert,

die
(*) S.
Masken.
S. 745.
Zweyter Theil. N n n n n n
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[1035[1017]/0464] Schl Schm vierten Linie ſteht, macht den Tenorſchluͤſſel aus, und auf dieſer Linie ſtehen ebenfalls die Noten, die den Ton c̄ anzeigen. Hieraus nun werden auch folgende Schluͤſſel ver- ſtaͤndlich ſeyn: [Abbildung] Die beyden erſten werden insgemein Violinſchluͤſſel genennt, wiewol ſie auch fuͤr andre Jnſtrumente, und ſelbſt fuͤr Singeſtimmen gebraucht werden. Die andern heißen uͤberhaupt Baßſchluͤſſel. Der erſte davon iſt fuͤr den gemeinen Baß, als eine der vier Hauptſtimmen; der zweyte iſt fuͤr einen tiefern, und der dritte fuͤr einen hoͤhern Baß. Schlußſtein. (Baukunſt.) Jſt der mittelſte oder oberſte Stein eines gemauer- ten Bogens, oder Gewoͤlbes. Es gehoͤret zum mechaniſchen der Baukunſt, zu wiſſen, wie der Schluß- ſtein muͤſſe beſchaffen ſeyn, daß der Bogen, oder das Gewoͤlbe dadurch ſeinen feſten Schluß und ſeine Haͤltniß bekomme. Wir betrachten ihn hier nur, in ſo fern er unter die Zierrathen der Baukunſt kann gerechnet werden. Man iſt gewohnt die Schlußſteine der großen Bogen bey Portalen, Thuͤren und Bogenſtellungen von den andern Steinen zu unterſcheiden, und gar ofte wird er mit mancherley Schnizwerk verziehret. Die beſondere Auszeichnung des Schlußſteines, wenn ſie auch in nichts beſtuͤnde, als daß man ihn uͤber die Flaͤche der Mauer etwas heraustreten ließe, ſcheinet darin ihren Grund zu haben, daß es natuͤr- lich iſt das Anſehen der Feſtigkeit dadurch zu ver- mehren, daß man den Stein, auf den das meiſte ankommt, dem Auge merkbar mache, und denn auch noch darin, daß dadurch das nakende und et- was kahle Anſehen eines großen Bogens etwas ge- mindert wird. Wie denn uͤberhaupt dieſe Aeuße- rung eines etwas ſubtilen Geſchmaks ſich darin uͤberall zeiget, daß bey ganz einfoͤrmigen Gegenſtaͤn- den, da ein Mittelpunkt iſt, dieſer insgemein mit einem Knopf, oder einer andern Zierrath beſonders ausgezeichnet wird. Will man ſie etwas zierlich machen und nicht glatt laſſen, ſo werden ſie nach Art der Kragſteine oben mit einem kleinen Geſims verſehen und wie dop- pelte Rollen oder Voluten ausgehauen. Es iſt an einem andern Orte angemerkt worden (*), woher die Gewohnheit gekommen, Schlußſteine, als ange- heftete Menſchenkoͤpfe zu bilden. Dieſe Zierrath, die in der Ruhm- und Rach-ſucht ganz wilder Voͤlker ihren Urſprung hat, iſt eben nicht zu empfehlen. Aber voͤllig ungereimt iſt es an die Schlußſteine lebendige Menſchen- oder gar als Engels-koͤpfe aus- zuhauen. Denn auch die ausſchweifendſte Einbil- dungskraft wird keinen Grund entdeken, warum lebendige Weſen den Kopf aus einer Mauer her- ausſtreken. Schmelz. (Mahlerey.) Die Schmelzmahlerey, die man auch insgemein Emailmahlerey nennt, hat ihre eigenen betraͤchtli- chen Vorzuͤge, derenthalber ſie verdienet, als eine beſondere Gattung beſchrieben zu werden, ob ſie gleich eigentlich in die Claſſe des Encauſtiſchen ge- hoͤret. Sie hat dieſes eigene, daß ſie mit glas- artigen Farben, die im Feuer ſchmelzen, mahlt, die hernach auf den Grund eingebrannt werden, dadurch auf demſelben ſehr ſanft verfließen und alſo ſehr dauerhafte, weder durch Waͤrme und Kaͤlte, noch durch Feuchtigkeit, noch durch Staub und andere den gewoͤhnlichen Gemaͤhlden ſchaͤdli- che kleine Zufaͤlle, ſchadhaft werdende Gemaͤhlde ge- ben. Der Grund, auf den gemahlt wird, muß alſo feuerfeſt ſeyn. Er beſteht entweder aus ge- brannter Erde und Porcellan oder aus Metall, wel- ches mit einem undurchſichtigen meiſtentheils weiſ- ſen Glasgrund uͤberzogen iſt. Auf Gefaͤße von gebrannter Erde haben die Alten ſchon vielfaͤltig gemahlt, wie die haͤufigen Campa- niſchen Gefaͤße, die man unter den Ruinen der al- ten Gebaͤude in Jtalien findet, beweiſen. Wir koͤn- nen dieſes aber nicht wol zu der Schmelzmahlerey rechnen, weil dieſe Gefaͤße matt ſind, und den glasartigen glaͤnzenden Ueberzug, den man Glaſur nennt, nicht haben, auf den die Schmelzmahlerey geſezt wird. Die Mahlerey auf Glaſurgrund an gebrannten irrdenen Gefaͤßen mag um den Anfang des XVI Jahrhunderts, aufgekommen ſeyn. Wenigſtens ſind mir keine aͤltern Werke dieſer Art bekannt. Aber viel ſpaͤther iſt, wie man durchgehends verſichert, die (*) S. Masken. S. 745. Zweyter Theil. N n n n n n

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1035[1017]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/464>, abgerufen am 29.04.2024.